Kapitel 30

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„Ich wünsche dir ganz viel Spaß, aber ich werde dich auch so sehr vermissen!", murmelte Timothy während er mich an sich drückte. Wir standen vor dem Schulgebäude. 

Am Straßenrand stand ein alter Minivan. Maja hatte schon zwei Mal gehupt und hing armewedelnd mit dem Oberkörper aus dem Fenster, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich hatte sie natürlich schon lange bemerkt, aber ich konnte mich einfach noch nicht von meinem blonden Lockenkopf trennen.

Zärtlich legte ich eine Hand an sein Gesicht und küsste ihn wieder gefühlvoll. Sofort musste ich an den Abend zuvor denken und das aufregende Kribbeln durchdrang wieder meinen Körper. Es war so schön gewesen mit ihm und am liebsten würde ich es schnellstmöglich wiederholen, stattdessen konnten wir uns jetzt erstmal nicht mehr sehen.

Wieder die Hupe, nur diesmal drückte Maja länger darauf. „Tristan! Wenn du deine Lieblingsband nicht verpassen willst, solltest du deinen Hintern jetzt ins Auto schaffen!"

Ich grinste in den Kuss und löste mich dann von meinem Freund.

„Ich werde dich auch vermissen! Ich liebe dich, Goldie", flüsterte ich und hauchte noch ein Küsschen auf seine Lippen.

„Ich dich auch, mein Kätzchen, so sehr!"


Ein freudiges Lächeln erschien auf Majas Gesicht, als ich mich endlich in ihre Richtung bewegte. Die Schiebetür stand schon offen und als ich einstieg, grinsten mich vier Gesichter an.

„Junge Liebe!", säuselte ein Mädchen, das ungefähr so alt wie Maja sein musste. Sie hatte ein niedliches, puppenhaftes Gesicht mit großen dunklen Augen. Ihre braunen Haare waren zu zwei Spacebuns frisiert, wobei ihr zwei zu dünnen Zöpfen geflochtene Strähnen ins Gesicht hingen. Unter ihrem rechten Auge war ein kleines schwarzes Herz gemalt.

„Als wärst du so viel älter", grummelte die Lilahaarige, die neben ihr saß. Genervt zog sie ihre mit einem Piercing verzierte Augenbraue nach oben. Ihre Augen waren von schwarzem Kajal umringt und das schmale Gesicht wirkte durch die langen, geglätteten lila Haare noch länger.

„Na, Bruderherz", begrüßte mich nun meine Schwester grinsend, indem sie sich vom Fahrersitz nach hinten gedreht hatte, „konntest du es auch endlich einrichten?"

Meine Wangen begannen zu glühen, als mir bewusst wurde, dass die ganze Truppe Timothy und mich vermutlich zehn Minuten beim Verabschieden hatte beobachten müssen.

Doch ohne eine Antwort abzuwarten, stellte mir Maja ihre Clique vor. „Das süße Ding da ist übrigens Coco und der Trauerkloß daneben ist Vio." Der Trauerkloß schnaubte. „Und das ist Marlon."

Erst jetzt beachtete ich ihren Beifahrer. Ein typischer Metalhead mit hellbraunen langen Haaren, die er sich in einem unordentlichen Manbun zusammengebunden hatte. Er hatte ein rundes Gesicht und trug einen Dreitagebart. Seine Unterlippe wurde mittig von einem schwarzen Piercing geschmückt. Mit freundlichen Augen lächelte er mich an: „Hey Tristan, schon viel von dir gehört."

„Hallo", grüßte ich in die Runde, zog die Schiebetür neben mir zu und ließ mich auf den Platz neben Vio nieder. Ich hätte gedacht, dass in dem Minivan mehr Platz wäre und wir uns nicht zu dritt auf die Rückbank quetschen müssten, aber ein Blick nach hinten verriet mir, dass die hinterste Sitzreihe ausgebaut war. 

Stattdessen stapelten sich dort zusammengefaltete Campingstühle, Zelte, Schlafsäcke, Decken, Luftmatratzen, Kühlboxen, Bierdosen und Essensvorräte bis zum Dachhimmel. Ich atmete erleichtert aus, als ich meinen Rucksack in dem Gewühl erkennen konnte. Maja hatte also daran gedacht, ihn bei Mama zu Hause abzuholen.

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWhere stories live. Discover now