Kapitel 29

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Wir hatten noch vier Tage Osterferien und die wollten Timothy und ich sinnvoll nutzen. Mein Freund, der es allgemein immer schaffte, die Dinge etwas rationaler zu betrachten, als ich es konnte, half mir dabei, einen Lernplan zu erstellen. 

Gemeinsam listeten wir alle Fächer und die dazugehörigen Themen auf, in denen ich momentan noch Nachholbedarf hatte. Danach schrieben wir in die Mindfuck-Gruppe und baten unsere Freundin*innen um Hilfe. 

Schnell kristallisierte sich heraus, wer mich bei welchen Themen unterstützen wollte. Timothy würde mir weiterhin in Englisch und Geschichte helfen und Henry in Spanisch. Irina erklärte sich dazu bereit, mir in Bio und Chemie Nachhilfe zu geben und Robin war einigermaßen fit in Physik. Danach erstellten wir gemeinsam einen Plan, wann, wer Zeit hätte, sich mit mir zu treffen.

Auch wenn es mir unangenehm war, dass ich so viel Zeit und Energie meiner Freund*innen in Anspruch nahm, war ich auch unendlich dankbar für ihre Hilfsbereitschaft. Allein dieser Plan und die Aussicht auf so viel Unterstützung half mir, die ganze Schulsituation wieder entspannter zu betrachten. 

Das bemerkte ich auch sofort in der ersten Schulwoche nach den Osterferien. Obwohl mein Zeitplan voller war denn je, war ich motiviert und hatte endlich wieder das Gefühl, dass ich es doch packen würde und hoffentlich das Schuljahr nicht in einer fremden Klasse wiederholen müsste.

Inzwischen hatten wir Donnerstag und ich wartete auf Timothy, der nach dem Klavierunterricht noch zu mir kommen wollte. Ich war ziemlich nervös, denn Morgen Nachmittag fuhr ich direkt nach der Schule zusammen mit Maja und ihren Freund*innen zum Heartache-Harmony-Festival. 

Dass ich nun ein ganzes Wochenende auf einem Festival verbringen würde, anstatt zu lernen, passte zwar überhaupt nicht in meinen Lernplan, aber Maja hatte mir das Ticket zu Weihnachten geschenkt und ich freute mich schon so lange darauf endlich meine Lieblingsband Bring me the Horizon live zu sehen, dass ich eine Ausnahme machen wollte. 

Ein weiterer Nachteil des Festivals: Timothy und ich würden uns erst wieder Montag in der Schule sehen. Deshalb hatten wir so lange bei unseren Eltern gequengelt, bis diese erlaubt hatten, dass Timothy heute ausnahmsweise bei mir schlafen durfte.

Um mir die Zeit zu vertreiben, stand ich im Badezimmer vor dem Spiegel und probierte ein neues Augen-Make-Up aus, das ich in einem Tutorial gesehen hatte. Wenn es mir gefallen würde, wollte ich das auch so auf dem Festival tragen. 

Es war definitiv femininer, als das Make-Up, das ich sonst trug, aber wenn nicht auf einem Festival, wann dann? Gerade als ich den schwungvollen Eyeliner-Wing an meinem zweiten Auge durch schwarzen Lidschatten ergänzt hatte, klingelte es an der Tür. Perfektes Timing!

Ich sprintete die Treppe, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, hinunter und öffnete beschwingt die Haustür, um daraufhin sofort meinem Freund in die Arme zu fallen.

„Du bist heute aber ein stürmisches Kätzchen", lachte dieser nur und drückte mich an sich. Nachdem auch noch meine Lippen eingehend von seinen begrüßt worden waren, betrachtete er meine geschminkten Augen. 

„Gefällt's dir?", fragte ich grinsend. 

„Sieht schön aus, aber ohne mag ich dich auch." Das war irgendwie nicht ganz das, was ich hören wollte, obwohl er es lieb meinte. Aber davon ließ ich mich nicht runterziehen, ich freute mich viel zu sehr auf den Abend mit ihm.

In meinem Zimmer angekommen, setzte sich mein blonder Lockenkopf im Schneidersitz aufs Bett, während ich mitten im Raum stehen blieb und aufgedreht losplapperte: „Oh Mann, ich freu' mich so sehr auf Morgen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Wie cool wird das bitte, wenn ich endlich Oli Sykes auf der Bühne stehen sehe? 

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenOù les histoires vivent. Découvrez maintenant