Kapitel 8

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Die restliche Woche verging wie im Flug und ehe ich mich versah, befand ich mich wieder mit meiner Clique um unseren Küchentisch beim Lernen.

Bisher hatte ich noch nicht mit Henry über Greta gesprochen, dafür hatte ich mich aber getraut, nochmal das Gespräch mit Micha zu suchen. Am Mittwoch war ich in der Hofpause zu ihm gegangen. Timothy hatte in der Nähe gestanden. 

Ich hatte mich bei Micha nochmal für mein Verhalten entschuldigt, dass es nicht richtig war, dass ich ihn ausgenutzt hatte und dass ich mich später einfach nicht mehr gemeldet hatte. Er sah während des gesamten Gesprächs nicht sehr glücklich aus. Vielleicht hatte er sich insgeheim immer noch etwas anderes gewünscht, doch dann nickte er. 

Er entschuldigte sich auch bei mir für seinen schlechten Eroberungsversuch und meinte, dass das nicht mehr vorkommen würde. Ich sprach ihm nochmal Mut zu, dass er sicher bald jemand anderen finden würde und dann glücklich werden könnte. Er zuckte nur mit den Schultern und ging dann zurück zu seinen Kumpels.

Nun musste ich mich nur noch trauen, mit Henry zu sprechen. Doch er wirkte schon die ganze Woche sehr in sich gekehrt und ich fand während der Schulzeit einfach nicht den richtigen Moment. 

Während Timothy mir gerade etwas für die Englisch-Hausaufgabe erklärte und die anderen an Mathe saßen, brach es aber plötzlich aus Henry raus: „Leute, ich muss mit euch reden." 

Wir schauten alle zu ihm auf. Robin, der neben ihm saß und ihn am besten kannte, legte sofort besorgt eine Hand auf dessen Schulter. 

Dann fuhr er fort: „Irgendwas stimmt mit Greta nicht. Sie verhält sich seit einiger Zeit komisch. Ich dachte, das wäre nur eine Phase, aber sie sitzt seit Tagen nur noch in ihrem Zimmer. Sie redet bis auf das Nötigste kaum etwas mit jemandem. Wenn man sie etwas fragt, ist sie direkt gereizt und reagiert über." 

Verzweifelt schaute er in die Runde. Ich warf Timothy einen vielsagenden Blick zu.

„Hast du mit deinen Eltern darüber geredet?", fragte Irina.

„Ja, die meinten, das sei doch typisch Teenager. Aber ich kenne meine Schwester, irgendwas stimmt nicht. Ich wollte gestern Abend mit ihr reden. Ich bin hartnäckig geblieben, doch dann hat sie mich angeschrien, dass ich sie endlich in Ruhe lassen soll."

Jetzt wusste ich, dass ich mit Henry reden musste. Aber ich wollte noch warten, bis die anderen weg waren.

Wir versuchten unserem Freund so gut es ging beizustehen, Mut zu machen und Tipps zu geben. Als er sich langsam wieder beruhigt hatte, setzten wir uns nochmal an unsere Aufgaben.

Erst als sich alle, bis auf Timothy, wieder auf den Weg machten, bat ich Henry, noch zu bleiben, da ich etwas mit ihm besprechen wollen würde. Er schaute mich verwundert an, doch wartete dann, bis die anderen draußen waren.

Ich atmete tief durch und begann: „Henry, als ich bei Greta war wegen Mathe, da ist mir was aufgefallen." 

Seine Augen weiteten sich: „Spuck's aus!"

„Sie verletzt sich selbst. Ich habe frische Narben auf ihrem Arm gesehen." Henrys Gesicht wurde schlagartig kreidebleich.

„Was?!" Er taumelte und hielt sich dann am Türrahmen fest. Schnell hielt ich ihn am Arm fest, um ihn zu stützten und auch Timothy legte eine Hand auf seine Schulter. 

„Warum macht sie sowas?", fragte er aufgebracht.

„Sie hat es mir nicht gesagt, aber ich denke, dafür kann es ganz viele Gründe geben."

„Und was tue ich jetzt?" Er klang verzweifelt. 

„Vielleicht ist es am besten, wenn du mit deinen Eltern darüber redest", klinkte sich Timothy mit in das Gespräch ein.

„Ich weiß nicht", entgegnete ich, „es kann auch sein, dass sie sich dann noch mehr verschließt. Ich bin am Dienstag doch wieder bei euch. Vielleicht kann ich dann erst nochmal mit ihr reden und wenn sie dann nichts sagt, kannst du es immer noch deinen Eltern erzählen."

„Ach, verdammt. Ich habe Angst, dass sie sich bis Dienstag mehr antun könnte", meinte er dann und Timothy nickte zustimmend.

„Das verstehe ich", sagte ich, „vielleicht kannst du nochmal versuchen mit ihr zu reden."

„Ja, oh Mann, ich muss erstmal darüber nachdenken. Aber danke, dass du es mir erzählt hast, Tris."

„Gerne, wenn noch irgendwas ist, oder wir vielleicht irgendwie helfen können, kannst du dich jederzeit melden."

Er nickte uns dankbar zu und verschwand dann durch die Tür.

„Er tut mir echt leid", meinte Timothy.

„Mir auch", ich stockte, „da wird mir erst wieder bewusst, was ich Mama und Maja mit der ganzen Sache angetan habe." Tränen sammelten sich in meinen Augen. Timothy zog mich schnell zu sich und drückte mich fest an sich. 

Hoffentlich konnte Greta schnell geholfen werden.


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Oje, arme Greta und auch armer Henry.

Was würdet ihr tun, direkt mit den Eltern darüber sprechen?

Freue mich wie immer sehr über eure Reads, Votes und vor allem über eure Kommentare!

Love ya, Elena <3

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWhere stories live. Discover now