Kapitel 17

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Ich saß am Schreibtisch und checkte absolut nichts. Außerdem hatte ich immer noch Kopfschmerzen von der Nacht zu vor. Scheiß Alkohol! Und arme Irina. Auch um sie machte ich mir Sorgen. 

Ich war noch einige Zeit mit ihr in der Spielhütte gewesen, als irgendwann Mia auftauchte. Sie hatte Chi Chi ebenfalls bei ihrem Fremdgehen erwischt und sie dann knallhart aus dem Haus geworfen. Auf der Suche nach Irina hatte sie uns irgendwann dort gefunden. Für die beiden Freundinnen war die Party erledigt und so nahm Mia sie mit ins Haus in ihr Zimmer, damit sie dort schlafen konnte.

Timothy und ich machten uns nach der Aktion auch wieder auf den Nachhauseweg. Andrew war inzwischen wirklich auf der Feier aufgetaucht und die Partylust war uns vergangen. Als Timothy mich an unserer Haustür verabschiedet hatte, hätte ich ihn am liebsten heimlich zu mir ins Zimmer geschmuggelt, aber mein Freund wollte am nächsten Vormittag zusammen mit seinem Dad und Grace ins Möbelhaus.

Und aus demselben Grund konnte er jetzt gerade nicht bei mir sein und mir bei diesen bescheuerten Hausaufgaben helfen, die ich einfach nicht verstand. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und versuchte mich zwanghaft zu konzentrieren. 

Doch anstatt einer Erleuchtung, tauchte auf einmal wieder dieses komische, beklemmende Gefühl in meiner Brust auf. Schnell versuchte ich tief einzuatmen, doch wieder war es, als würde der Sauerstoff einfach nicht in meiner Lunge ankommen. 

„Shit", ächzte ich flüsternd durch meine aufeinander gepressten Zähne hervor. Und dann bekam ich Panik. Ich sprang auf, rannte zur Tür, aber blieb wie angewurzelt im Flur stehen. Ich bekam keine Luft mehr. Tränen sammelten sich in meinen Augen und dann schrie ich verzweifelt: „MAMA!"

An der Art, wie ich gerufen hatte, musste sie gemerkt haben, dass es ernst war, denn keine zwei Sekunden später kam sie die Treppe hochgerannt.

„Was ist los?", rief sie, als sie die obersten Stufen erreicht hatte.

„Luft!", ächzte ich und griff mir verzweifelt an die Brust.

Sie war inzwischen bei mir angekommen und legte eine Hand auf meine, die sich immer noch in meinem T-Shirt festkrallte. Ihre andere Hand legte sie auf meine Schulter und dann schaute sie mir fest in die Augen. 

„Ganz ruhig, mein Schatz!", sagte sie mit leiser und beruhigender Stimme, „gleich ist es wieder vorbei. Komm, wir atmen zusammen. Einatmen ..." Sie nahm tief Luft und ich versuchte sie nachzuahmen. „... und aus." Sie atmete laut aus. 

Es half. Nach ein paar mal gemeinsamen Atmen mit ihr, bekam ich endlich wieder Sauerstoff. Trotzdem war ich verstört und fiel ihr weinend in die Arme. „Mein armer Liebling", sagte sie und streichelte mir liebevoll über den Kopf.

„Was ist mit mir?", fragte ich schluchzend.

„Es ist alles gut mit dir. Ich vermute, du hattest eine Panikattacke."

Davon hatte ich schon mal gehört, aber warum hatte ich das? „Mir ist gerade einfach alles zu viel, Mama."

„Das verstehe ich, mein Schatz." 

Sie schwieg eine Weile und meinte dann: „Vielleicht wäre es besser, wenn du das Schuljahr nochmal wiederholst. Vielleicht ist es zu schwierig, das Verpasste wieder nachzuholen." 

Das klang schrecklich. Jetzt, wo ich mich zum ersten Mal in meiner Klasse wohlfühlte. „Nein, das will ich nicht", antwortete ich deshalb schnell.

„Du musst das nicht direkt entscheiden, aber du könntest mal darüber nachdenken. Vielleicht wäre es wirklich besser." Ich antwortete nichts mehr darauf, sondern löste mich aus der Umarmung meiner Mum und ging wieder in mein Zimmer. 

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenDonde viven las historias. Descúbrelo ahora