Kapitel 21

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Nach einem ausgiebigen Frühstück, das Nadja vorbereitet hatte, saß ich mit ihr und meinem Vater in dem schwarzen Mercedes auf dem Weg in die Stadt. Nadja hatte vorgeschlagen, shoppen zu gehen. 

Lieber hätte ich mich direkt mit Timothy getroffen, allerdings hatte ich meinem Vater noch gar nichts davon erzählt. Ich würde ihm auch nichts von unserer Beziehung sagen, aber zumindest, dass ein Schulfreund ebenfalls in den Ferien in Hamburg wäre. 

Da ich an dem Tag nun anderweitig beschäftigt war, traf sich Timothy stattdessen mit den Jungs aus seinem alten Fußballclub. Da auch diese nichts von mir und seiner Sexualität wussten, passte das traurigerweise ganz gut.

Zu meiner Überraschung entpuppte sich der Tag als gar nicht so schlecht. Nadja ging mit mir in verschiedene Boutiquen und ich durfte mir aussuchen, was ich wollte. Ich fand ein schwarzes Hemd, das mir echt gut gefiel, aber ansonsten war es eher schwierig, in den Läden etwas in meinem Stil zu finden. 

Mein Vater stand die meiste Zeit gelangweilt dabei und setzte sich jedes Mal schnell in einen der Sessel, die in den kleinen Läden extra für wartende Männer in der Nähe der Umkleiden standen. Erst zum Bezahlen wurde er wieder aktiv und zückte seine Kreditkarte. Ich fragte mich immer noch, wie er sich das plötzlich leisten konnte.

Wir schlenderten gerade durch die Einkaufsstraße, als mein Blick an einem Schaufenster hängen blieb. Die überwiegend schwarze und alternative Kleidung traf schon eher meinen Geschmack. Nadja blieb mein Blick nicht unbemerkt.

„Willst du da rein?", fragte sie lächelnd.

„Ja, das wäre mega cool", antwortete ich. Mein Vater stöhnte genervt. Er würde so lange lieber in ein Café gegenüber gehen. Der Laden war ihm nicht geheuer. Und obwohl auch Nadja in ihrem edlen Kleid und den beigen Highheels überhaupt nicht in den Gothic-Shop passte, hatte sie keinerlei Berührungsängste. 

Zusammen stöberte sie mit mir durch die Kleiderstangen und beriet mich, sobald ich umgezogen aus der Kabine kam. Neben zwei neuen Band-Shirts bekam ich noch eine schwarze, weit geschnittene Hose mit vielen Taschen und silbernen Accessoires. Glücklich grinsend nahm ich an der Kasse die Tüte mit meinen Einkäufen entgegen.

Danach trafen wir uns mit meinem Vater in dem Café, wo ich immer noch gut gelaunt einen Haferlatte Macchiato und ein Stück Schokokuchen verputzte.

„Ähm, ich wollte dich noch was fragen." Etwas unsicher schaute ich meinen Dad an.

„Was denn?", brummte er und hob sein Bierglas an die Lippen. Die Goldringe an seinen Fingern glänzten auffällig.

„Ein Schulfreund und seine Schwester sind über die Osterferien auch in Hamburg und besuchen ihre Großeltern. Ich wollte fragen, ob ich mich morgen und allgemein die Woche vielleicht mit ihnen treffen könnte."

Er schaute etwas verwundert, doch meinte dann: „Kein Problem, ich muss die nächsten Tage bis Karfreitag sowieso arbeiten." Seit wann hat der einen Job?

Ich war erleichtert darüber, dass es so einfach war und er keine weiteren Fragen stellte. Nur Nadja schien mir ein bisschen traurig zu sein. Wie es aussah, mochte sie mich und verbrachte gerne Zeit mit mir. Verständlich, wenn sie sonst den ganzen Tag alleine in dieser riesigen Bude saß.


Abends zurück im Zimmer rief ich direkt wieder Timothy an.

„Na, mein Kätzchen, wie war dein Tag", hörte ich seine Stimme durch mein Smartphone, die mir sofort ein Lächeln auf die Lippen zauberte.

„Schön, aber ich habe dich sehr vermisst."

„Ich dich auch", seufzte er, „es war cool, meine alten Freunde wiederzusehen, aber jetzt freue ich mich umso mehr auf Morgen. Grace und ich haben ein volles Programm mit dir geplant."

Tristan und Timothy 2 [BxB] - Wenn Eis und Bernstein eins werdenWhere stories live. Discover now