T w e n t y s i x • V i n g t - s i x

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Ich wusste nicht, ob meine Entscheidung naiv war, aber ich hatte mich tatsächlich für den Deal entschieden. Für meine Freiheit. Für mein altes Leben.
Ich stand vor dem Spiegel und hatte mich gerade fertig geschminkt. Wow. Nach so langer Zeit, sah ich mal wieder aus wie ein Mensch. Im Ankleideraum stand ich lange vor dem Schrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Als ich dann doch fündig wurde, zog ich mich um, lockte mir dann noch die Haare und parfümierte mich ein. Heute war ich wirklich sehr glücklich. Ich beschloss heute in die Bibliothek zu fahren und für meine mündliche Abitur Prüfung zu lernen. Sie stand nämlich noch an und viel Zeit blieb mir nicht mehr.
Mit meiner Tasche lief ich zu meinem Auto und fuhr dann auch schon los.
Es war so unglaublich schön. Das Wetter war angenehm warm. Ich genoss wirklich jede Minute. Das war meine Freiheit.
In der Bibliothek angekommen, lief ich rein und suchte nach einem freien Platz. Wie immer war es immer sehr voll in der Bibliothek, da viele Menschen herkamen, um zu lernen. Endlich fand ich einen Platz an einem großen Gruppentisch.
Mittlerweile war eine halbe Stunde vergangen und ich war total im Lernmodus. Plötzlich unterbrach mich jemand: „Zara?" Ich schaute hoch und blickte direkt in die Augen von Aleyna. „Wo warst du die ganze Zeit? Du warst wie vom Erdboden verschluckt! Deine Nummer war nicht zu erreichen. Zu Hause warst du auch nicht. Wo warst du bloß?" Aleyna kam auf mich zu und umarmte mich. In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Doch ich wollte nicht weinen und riss mich zusammen. „Ich hab mir eine Auszeit von allem genommen und musste mal abschalten.", sagte ich nur leicht lächelnd. Ich wollte ihr keinesfalls erzählen, was passiert war. Sie würde sich nur große Sorgen machen. Aleyna setzte sich zu mir und wir quatschten über die vergangene Zeit. Ich erfand irgendwelche Geschichten, damit sie nichts ahnte. Danach fingen wir an für unsere Prüfungen zu lernen.

Mein Blick schweifte durch die Bibliothek und blieb bei einem Pärchen stehen. Sie schauten sich an und lachten. Mir fiel Burak bzw. Emir ein. Mein Herz zog sich zusammen. Warum gab es bloß solche grausamen Menschen, die mit dem Herzen anderer Menschen spielten? Die schönen Momente kamen mir in den Sinn. Wie wir immer gekuschelt haben. Ich vermisste es so sehr, denn er war die einzige männliche Bezugsperson, der ich mich so locker anvertraut hatte. Doch jetzt vertraute ich niemandem mehr. Ich musste ihn vergessen. Aleyna unterbrach meine Gedanken. „Ey, ich hab keine Lust mehr. Lass uns irgendwo was essen gehen.", sagte sie. Wir packten unsere Sachen ein und machten uns auf dem Weg zu einem persischen Restaurant. Als wir dort ankamen stand Emir vor dem Eingang des Restaurants und telefonierte. Er legte auf, als er uns bemerkte. „Burak!", rief Aleyna und lief auf ihn zu. Sie umarmte ihn und sagte: „Schön, dich mal wieder zu sehen. Was machst du hier?" Ich hatte das Gefühl, dass ich nur noch schwer atmen konnte und mein Herz klopfte total wild. „Ich wollte mich mit einem Freund hier zum Essen treffen, aber er hat gerade abgesagt.", antwortete er ihr. Ich würdigte ihm kein einzigen Blick. „Dann kannst du doch mit uns essen.", sagte Aleyna. Nein! Ich wusste nicht, ob mein Herz noch doller klopfen konnte. Aleyna schaute zu mir und sagte: „Oder?" Ich war wie versteinert und gab keine Reaktion von mir. „Komm mit.", sagte sie zu Emir und ging mit ihm rein. In mir bereitete sich wieder Panik aus. „Zara, kommst du?", fragte Aleyna. „Ich komme gleich.", sagte ich und holte mein Handy raus. Ich tat so als würde ich telefonieren und versuchte mich zu beruhigen. Sofort schossen mir die Worte von Malik in den Kopf. „Burak ist ein sehr guter Freund von mir und das Ganze war geplant. Er hat alles nur fürs Geld gemacht."
Eine Gänsehaut überkam mich. „Dir ist es verboten, dich mit anderen Typen zu treffen. Solltest du das ausnutzen und Scheiße bauen, dann bin ich nicht mehr so nett."
Mir wurde total übel und mein Magen verkrampfte sich. Ich konnte das nicht riskieren und mit Emir dort sitzen. Malik würde mich töten. Aber eigentlich würde er das gar nicht mitkriegen. Er war ja noch um diese Uhrzeit in der Uni.
Aleyna kam raus und fragte, wo ich blieb. „Aleyna, ich glaube, ich fahre nach Hause. Mir ist irgendwie übel.", sagte ich ihr. „Ach Zara, stell dich nicht so an. Lass mich nicht mit ihm allein. Burak hat mir eben erzählt, dass ihr euch gestritten habt, deswegen hast du keine Lust." , sagte sie. Verflucht seist du, Emir. Sie zog mich am Arm ins Restaurant. Aleyna setzte sich schräg gegenüber Emir, also hatte ich nur noch die Wahl, vor ihm oder neben ihm zu sitzen. Ich entschied mich, mich neben ihn zu setzen, da ich ihn dann nicht anschauen musste. Ich nahm mir eine Speisekarte vom Tisch und überlegte, was ich mir bestellen könnte. Mein Appetit war vergangen und mir war immer noch übel. Deshalb nahm ich einfach eine Suppe und ein Glas Wasser. „Zara, verzeihst du mir?", fragte Emir plötzlich. Ich schwieg. „Ich weiß, dass ich einen großen Fehler begangen habe, aber deshalb hab ich mich doch mehrmals bei dir entschuldigt.", sagte er. Ich ignorierte ihn weiterhin und verdrehte die Augen. Mir fiel ein, dass Malik mich hier vielleicht sehen könnte. Mehrmals drehte ich mich unauffällig nach links und rechts, um sicher zu gehen, dass niemand uns beobachtete. „Du hast dich heute so schön gemacht. Das steht dir sehr gut.", raunte er mir zu. Ich war einfach nur angeekelt. So hatte ich mir meinen schönen Tag nicht vorgestellt.

Der Kellner brachte uns unsere Gerichte und wir begannen zu essen. Aleyna und Burak unterhielten sich über die Schule, während ich mit dem Löffel in meiner Suppe rumrührte. „Ich geh mal eben meine Hände waschen.", sagte Aleyna und zwinkerte mir zu. Emir legte seine Hand auf mein Oberschenkel, woraufhin ich zuckte und seine Hand sofort wegschlug. „Fass mich nicht an!", giftete ich ihn an. Daraufhin kam von ihm: „Was ist nur mit dir passiert? Vor ca. zwei Wochen warst du noch ganz anders zu mir." Mit wütendem Blick schaute ich ihn an und sagte: „Das war auch bevor ich von deinen Spielchen erfahren habe." Emir näher zu mir, was mich störte. „Zara... Ich hab es für meinen Freund getan. Du würdest doch für Aleyna auch alles tun. Aber mit der Zeit habe ich erkannt, was für ein tolles Mädchen du bist und ich hab mich in dich verliebt. Ich liebe dich wie verrückt. Eigentlich solltest du eher auf Malik sauer sein. Ich hab dir nie was angetan. Er wiederum hat dich geschlagen und dich schlecht behandelt. Ich hab dich nie schlecht behandelt. Ich liebe dich so sehr, dass ich für dich sterben würde. Ich bin wirklich verrückt nach dir. Du bist wie eine Droge für mich. Ohne dich komme ich auf mein Leben nicht klar."
Ich schaute auf meine Hände und schwieg. Eigentlich hatte er ja recht. Malik war eher der Böse und nicht Emir. Er nahm meine Hand in seine und streichelte sie. „Verzeih mir doch wenigstens." Wieder erinnerte ich mich an Maliks Worte. „Ich verzeihe dir. Aber wir sollten besser getrennte Wege gehen. Ich habe mich mit Malik vertragen und wir sind auf dem Weg zu einer besseren Beziehung.", log ich. Es war einfach besser so. Er zog seine Hände zurück und sagte: „Ich glaube dir nicht." „Ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht. Lass mich bitte einfach in Ruhe.", sagte ich. Mein Herz zerbrach. Natürlich liebte ich ihn auch, aber meine Angst vor Malik war groß. Aleyna kam zurück und setzte sich auf ihren Platz.

Wir bezahlten alle getrennt und verabschiedeten uns von Emir. „Was geht ab bei euch?", fragte Aleyna. „Nichts. Es ist aus und vorbei.", kam es trocken von mir. Aleyna ging nicht weiter drauf ein und wir beschlossen in ein Café zu gehen, um was Süßes zu essen. Im Café konnten wir uns endlich alleine unterhalten, ohne dass Emir dabei war. Während wir uns unterhielten, kam Malik mit einem anderen Typen ins Café rein. Zum Glück war Emir nicht mit uns, sonst wäre ich tot. Er hatte uns nicht bemerkt und setzte sich etwas weiter weg von uns. Ohne ihm weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken, unterhielten Aleyna und ich uns weiter.
„Zara, ich kann nicht ohne dich.", hörte ich plötzlich Emir. Mein Herz rutschte mir fast in die Hose. „Bitte geh weg!", zischte ich leise. Mein Blick schweifte zu Malik rüber, doch er war in einem Gespräch vertieft. „Ich komme ohne dich nicht klar.", sagte er und setzte sich neben mich. Panisch stand ich auf und tat so als würde ich was in meiner Tasche suchen. „Hau endlich ab von hier. Ich will nichts von dir.", sagte ich leise. „Zara, bitte!", sagte er nun etwas lauter. Aleyna stand nun auf und rief etwas lauter, dass er endlich gehen soll. Es sorgte leider für Aufmerksamkeit im Café und einige schauten uns an. Mir war das total unangenehm. Ein Blick zu Maliks Sitzplatz verriet mir, dass er dort nicht mehr saß. Ach du Scheiße!
„Du Bastard, lass meine Frau in Ruhe! Wieso verstehst du nicht, dass sie nichts von dir will. Verpiss dich.", hörte ich leise aber deutlich die Stimme von Malik. Ich wollte am liebsten weinen und rausrennen. Malik zog Emir am Oberarm hoch und ging mit ihm raus, wo er ihn dann anschrie.
Malik kam wieder rein und sagte: „Wir fahren jetzt nach Hause."
Malik bezahlte für uns und wir gingen raus aus dem Café. Ich verabschiedete mich von Aleyna und Malik und ich liefen dann zu meinem Auto. Er war still. Er war wütend. Seine Kiefer waren angespannt.
Als wir in meinem Auto saßen, atmete er laut aus. „Was ein Hund! Der hat sich in meine Frau verliebt.", redete er mit sich selbst. „Du gehörst nur mir! Keinem anderen!" Ich nickte nur stumm und wir waren endlich zu Hause angekommen. Bevor ich ausstieg sagte er: „Du siehst heute richtig gut aus."
Mir war das unangenehm und brachte nur ein kurzes „Danke" raus. Ich brauchte unbedingt eine heiße, lange Dusche.
Als ich meine Schuhe ausgezogen hatte, wollte ich nach oben laufen, doch Malik griff nach meiner Hand und zog mich zu sich. Er drückte mich leicht an die Wand und küsste meinen Hals. Das ging gerade so schnell, dass ich total verwundert da stand und einfach nicht reagierte. „Warum siehst du nur so hübsch aus heute?", flüsterte er und küsste mich weiter. Ich war angewidert.
Das war eben unser Deal. Er durfte mit mir machen, was er wollte und ich musste es zulassen.
Er ließ mich los und ging ins Wohnzimmer. Puh! Das war's also. Erleichtert lief ich nach oben und konnte endlich duschen. Das heiße Wasser von der Regendusche prasselte auf meinen Körper. Es tat so unglaublich gut. Ich liebte es zu duschen. Schon immer.
Durch die beschlagenen Türen konnte ich sehen, wie jemand reinkam. Ich hatte doch abgeschlossen? Hatte Malik etwa noch einen Schlüssel?

Die Tür von der Dusche wurde geöffnet und Emir stand vor mir.

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Where stories live. Discover now