One • Une

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"Wir sehen uns dann morgen!", rief meine beste Freundin Aleyna mir zu. Sie stieg in ihr Auto und fuhr weg. Ich stand verzweifelt auf dem Schulparkplatz. Vor meinem Auto standen eine Gruppe von Jungs. Ich hatte ein teures Auto. Mein Vater besaß eine Firma und deswegen konnte ich mir so ein Auto leisten. Heute war der erste Schultag im 2. Halbjahr. Mir fehlte nur noch ein halbes Jahr, bis ich endlich mein Abi in der Tasche hatte. Die Jungs die mein Auto anschauten, sahen aus wie 11. Klässler. Selbstbewusst atmete ich ein und lief auf mein Auto zu. Ich öffnete mein Auto von Weitem schon, worauf die Jungs sich umschauten. Als sie mich bemerkten, machten sie Platz und pfiffen. Arschlöcher... Sofort setzte ich mich rein und fuhr los. Erleichternd konnte ich ausatmen. Wenn es um fremde Menschen ging, dann war ich kaltherzig.

Zu Hause angekommen, legte ich meine Schlüssel auf die Kommode, die im Flur stand, zog mir die Schuhe aus und ging ins Wohnzimmer. Normalerweise war ich immer alleine, wenn ich von der Schule kam. Komischerweise saßen meine Eltern und mein großer Bruder Zain gemeinsam im Wohnzimmer. Meine Mutter bemerkte mich und kam auf mich zu. "Was ist los, Mama?", fragte ich besorgt. Sie küsste meine Stirn und begann zu weinen. Sie konnte nicht mehr aufhören zu weinen. "Baba? Was ist passiert?", fragte ich nun mein Vater. Doch er schüttelte nur den Kopf, seufzte und legte sein Gesicht in seine Hände. Zain stand nun auf. "Es ist vorbei, Zara...", setzte er an. "Babas Firma ist heute morgen abgebrannt und es geht nichts mehr. Der Aufbau kostet ein Vermögen und die Versicherung zahlt es nicht. Aber erstmal müssen wir für den Schaden aufkommen. Wir haben kein Geld mehr. Wir sind pleite. Wir müssen all unsere Sachen verkaufen. Alle Autos, unser Haus, unsere teuren Möbel, einfach alles." Mein Atem stockte, als Zain mir alles erzählte. Seitdem ich klein bin, habe ich immer alles bekommen. Aber jetzt musste ich lernen, wie es ist, arm zu sein. "Aber.. es gibt etwas, dass noch schlimmer ist..", fuhr er fort. Er hielt sofort seine Hände hoch und sagte: "Ich bin dagegen, aber ich kann nichts dafür.. Wir müssen es durchziehen. So leid es mir auch tut, Zara." "Nun sag schon..!", forderte ich ihn auf. "Wir müssen dich verkaufen.." Bei mir gingen alle Alarmglocken an. "WAS?! Das ist doch wohl ein schlechter Scherz? Ich bin doch kein Gegenstand! Was soll der Scheiß!? Ihr könnt das nicht ohne meinen Willen machen! Ihr habt kein Recht dazu. Ich bin volljährig und ich kann abhauen! Aber niemals lasse ich mich verkaufen!!!", schrie ich wild durch die Gegend. "Du wirst zustimmen. Du hast keine andere Wahl! Samstag werden sie kommen und um deine Hand anhalten.", sagte nun mein Vater. Ich lachte ironisch auf. "Und wenn ich aber nicht zustimme? Hm? Was dann?", schrie ich. "Wenn du nicht zustimmst, werde ich mir das Leben nehmen und ihr müsst alleine zusehen, wie ihr das Geld zusammen bekommt.", antwortete mein Vater. Meine Augen wurden glasig und mein Herz zerbrach in einzelne Stücke. "Zara, du weißt, dass ich dich sehr sehr liebe. So leid es mir auch tut, aber du bist die letzte Hoffnung. Du bist die einzige und letzte Lösung. Bitte tu es für mich. Hasse mich danach, verprügel mich oder ignoriere mich. Was auch immer du willst.. Aber ich muss das Geld bezahlen, sonst haben wir ein ernsthaftes Problem.."

Natürlich wollte ich meine Familie nicht in Gefahr bringen, also war ich wirklich dazu gezwungen, zuzustimmen. Ich lief in mein Zimmer und heulte mich erstmal aus. Wer war dieser Mann wohl? Wie sah er aus? Wird er mich schlagen? Wie heißt er? Wird er mich vergewaltigen? Fragen über Fragen, aber keine Antworten. Nachdem ich mich beruhigt hatte, rief ich Aleyna an. Als ich ihre Stimme hörte, fing ich an zu schluchzen. Ich erzählte ihr alles, worauf sie natürlich geschockt reagierte. Sie versuchte mir immer wieder einzureden, dass alles wieder gut wird, doch ich wusste, dass es nicht gut werden würde. Es klopfte an meiner Tür, worauf ich mich von Aleyna verabschiedete und meine Mutter reinkam. "Meine wunderschöne Tochter, mache dir nicht den Kopf über den Jungen kaputt. Ich weiß, dass er aus gutem Hause kommt. Aber weißt du, es gibt da eine Sache. Die Familie von dem Jungen weiß nicht, dass wir das wegen dem Geld machen. Ich habe vorhin noch mit der Mutter telefoniert und sie wollte dich immer als Schwiegertochter haben. Sie denken, dass du die Hochzeit selber willst. Also bitte meine Tochter, pass auf, dass du dich nicht versprichst. Sei freundlich und bleib einfach wie immer.", erklärte sie mir. Na toll... Jetzt musste ich auch noch so tun, als ob alles gewollt wäre. "Mama, wie heißt er und wie alt ist er überhaupt?", fragte ich. "Er heißt Malik Demir und ist 25 Jahre alt.", antwortete sie. Ich nickte und sie verließ mein Zimmer. 25.. ? In seinen Augen bin ich doch bestimmt noch ein Kind. Naja ich werde ja bald 20, aber trotzdem. Da ich viel zu neugierig war, wollte ich unbedingt wissen, wie er aussah. Also gab ich seinen Namen sofort auf Instagram ein. Leider gab es eine große Auswahl an Malik Demirs. Auch auf Facebook konnte ich keinen finden. Sie kamen alle aus anderen Ländern oder Städten. Dann musste ich wohl bis übermorgen warten, bis ich ihn persönlich sehen konnte. Ich legte mein Handy weg und erneut kamen mir die Tränen. Mein Leben wurde so schnell zerstört..

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Où les histoires vivent. Découvrez maintenant