T h i r t y s i x • T r e n t e - s i x

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„Du schaffst das.", sagte Malik. Ich konnte nicht realisieren, dass er wirklich gerade neben mir stand und meine Hand festhielt. Mein Herz blühte auf und mein Körper bekam nochmal einen extra Schub Energie. Nachdem ich ein letztes Mal presste, nahm ich ein Babygeschrei wahr. Ich hatte am ganzen Körper eine Gänsehaut. Plötzlich spürte ich eine riesige Erleichterung. Mein Blick wanderte auf meine Hand, die fest umschlossen von Maliks Hand war. Dann trafen meine Augen auf seine glasigen Augen, was mich ebenfalls emotional machte. Leider war ich sehr erschöpft, weswegen ich wieder meinen Kopf nach hinten legte. „Frau Demir, Sie müssen nochmal pressen. Die Plazenta muss noch raus.", rief die Hebamme mir zu. Währenddessen hörte ich das Baby, welches gerade von einer Krankenpflegerin sauber gemacht wurde, weinen.
Als die Plazenta dann auch endlich raus war, wurde mir das Baby auf die Brust gelegt. „Es ist ein kleines Mädchen.", kam es von der Krankenpflegerin lächelnd. Wieder überkam mich eine enorme Gänsehaut. „Habt ihr schon einen Namen?", wurde ich gefragt. Doch ich schüttelte den Kopf. Ich schaute mir 'meine Tochter' an und musste schmunzeln. Sie sah unglaublich süß aus und war ja noch so winzig. Ihre Augen waren sogar geöffnet und sie gab leise Laute von sich. Ich streichelte mit meinem Finger über ihr Gesicht. Sie sah aus wie eine Mischung aus mir und Malik. Ihre Augen waren noch so ziemlich schwarz. Die Farbe würde sich erst später entwickeln. Dann streichelte ich mit meinem Finger über ihre Hand. Als sie meinen Finger in ihrer Hand festhielt, wollte ich am liebsten schmelzen. Wie konnte ich sie weggeben?
Mein Blick wanderte zu Malik, welcher sich auf einen Stuhl neben mich gesetzt hatte und auf das Baby fixiert war. Dann blickte er zu mir auf. „Ich kann das nicht glauben.", flüsterte er zu sich selbst und schaute wieder auf das Baby. Und ich konnte nicht glauben, dass ich ihn nach sieben Monaten wieder bei mir hatte.

Die Krankenpflegerin unterbrach unsere indirekte Unterhaltung. „Frau Demir, Sie werden nun aufs Zimmer gebracht. Morgen dürfen wir Sie entlassen. Die kleine Maus wird jetzt einmal von der Ärztin untersucht, angezogen und dann zu Ihnen gebracht." Sie nahm mir das Baby aus dem Arm und direkt spürte ich, dass sie mir fehlte und ich sie unbedingt wieder halten wollte.
Ich wurde auf ein Zimmer gebracht und Malik war uns gefolgt. Zuerst musste ich wirklich dringend mich duschen. Nachdem ich so viel geschwitzt hatte, war ich bestimmt am Stinken. Nun waren wir alleine im Zimmer. Malik war sehr distanziert von mir, was mich sehr traurig machte. Vor allem nachdem, was Sinan erzählt hatte, dass er sich Sorgen gemacht hatte, hätte er mir um den Hals fallen müssen.
Langsam versuchte ich aus dem Bett aufzustehen, was mir auch gelang. Zum Glück hatte ich keinen Kaiserschnitt. Das wäre viel schlimmer gewesen. Dann hätte ich mich eine Woche lang mit den Schmerzen gequält. „Malik.", flüsterte ich und lief auf ihn zu. „Hm?", machte er nur. „Ich hab dich so sehr vermisst.", sagte ich mit einem dicken Kloß im Hals. Ich wollte meine Tränen zurückhalten, doch es ging nicht. Schluchzend schlang ich meine Arme um seinen Bauch und legte meinen Kopf auf seine Brust.
Vor einigen Monaten hätte ich niemals gedacht, dass ich Malik jemals vermissen würde und ihn sogar von mir aus umarmen würde. Aber Emir hatte mir das Leben so zur Hölle gemacht, dass mir einfach bewusst geworden war, dass Malik mich viel viel besser behandelt hatte.
Malik legte seine Arme nur leicht um mich, was mich störte. Ich wollte aber die Stimmung nicht kaputt machen. „Verdammt Zara, wo warst du bloß?", kam es mit einem aggressiven aber erleichterten Unterton von ihm. Dabei packte er mich stark an den Armen und zog mich noch näher zu sich, während er meinen Haarduft einatmete. „Ich stinke!" Leicht panisch entfernte ich mich von Malik. „Du riechst wie immer nach deinem eigenen Duft.", sagte er und zog mich zurück. Ich musste jetzt aber wirklich duschen. „Ich muss mich duschen.", sagte ich und entfernte mich von ihm. Langsam versuchte ich mir die Hose auszuziehen, als ich eine starke Blutung in meiner Unterhose sah. Ach ja, der Wochenfluss. Das durfte ich mir jetzt ca. fünf Wochen lang geben. „Komm, ich helfe dir.", sagte Malik und kniete sich runter, um mir die Hose auszuziehen. Das klang falsch. Lol. Er zog scharf die Luft ein, als er das Blut sah. „Was ist das?" „Die Nachblutung von der Geburt. Das geht ca. 40 Tage lang. Aber ist was ganz Normales.", winkte ich ab. „Du hast so oder so schon einen niedrigen Eisenspiegel. Du musst unbedingt Eisentabletten nehmen.", belehrte er mich. „Ich weiß, Herr Doktor! Ich nehme bereits eisenhaltigen Saft zu mir." Während er mir die Socken auszog guckte er belustigt zu mir hoch. „Stimmt, du kannst ja keine Tabletten schlucken."

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt