F i f t e e n • Q u i n c e

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Mein Wecker klingelte pünktlich um sechs Uhr. Ungerne wollte ich aufstehen, doch ich musste leider. Schnell schaltete ich den Wecker aus, um Malik nicht zu wecken. Dann begab ich mich auch schon ins Badezimmer. Heute begann die Mottowoche und das Thema heute war Halloween. Ich hatte überlegt mich wie das Mädchen von dem Film ‚The Ring' zu verkleiden. Ich schminkte mich etwas blass und einfach irgendwie gruselig. Dann glättete ich meine Haare und ließ sie vorne runterhängen. Im Ankleidezimmer suchte ich dann nach einem weißen Kleid, welches ich auch fand. Ich wollte Müsli essen, doch wir hatten keine Milch. Seufzend packte ich meine Tasche.
Fuck! Wie sollte ich zur Schule kommen? Ich hatte kein Auto und ich wusste nicht, ob hier irgendwo Busse fuhren. Leider kannte ich mich in dieser Gegend noch nicht so genau aus. Ich musste also Malik wecken. Leise rief ich erst seinen Namen, doch als er nicht reagierte, rüttelte ich langsam an ihm. Er rührte sich nicht. Nun rüttelte ich stärker und rief seinen Namen. Malik öffnete genervt seine Augen und schreckte plötzlich zurück. Er setzte sich auf und begann zu rufen: „Ey! Ich bin noch zu jung, zum Sterben! Lass mich in Ruhe! Bitte lieber Gott, lass mich noch leben. Ich werde auch meine Fehler gut machen. Ich bereue alles, was ich getan habe. Bitte!"

Erst verstand ich nicht, worauf er hinaus wollte, doch dann merkte ich, dass ich ja so gruselig verkleidet war. Plötzlich begann ich laut zu lachen. Malik schaute mich verwirrend an und wurde dann aber sauer. „Ist das dein scheiß ernst?" „Ich hatte vergessen, dass ich verkleidet bin. Ich wollte dich fragen, ob du mich zur Schule fahren kannst. Ich habe kein Auto.", fragte ich grinsend. Genervt stand er auf, zog sich eine Jogginghose und ein weißes T-Shirt an. Ich musste mein Lachen verkneifen. Es war einfach zu lustig. Gemeinsam liefen wir zur Garage, setzten uns ins Auto und er fuhr los. Wieder erinnerte ich mich an die Situation und begann laut zu lachen. „Junge reicht doch.", sagte Malik. „Ich dachte mir so: Du bist ja schon hässlich. Noch hässlicher geht's nicht, aber jetzt hast du alles getoppt." „Guck dich mal an, du Neandertaler.", kam es von mir. „Nach der Schule hole ich dich ab und wir fahren zu nem Autohaus, um dir ein Auto zu kaufen." „Nein? Ganz bestimmt nicht!", rief ich. „Hä doch! Ich lasse dich doch nicht mit meinem Auto fahren." „Malik, ich kann auch mit der Bahn oder mit dem Bus fahren. Zur Not rufe ich mir ein Taxi." „Bist du auf den Kopf gefallen oder was? Denkst du, ich lasse es zu, dass Leute sagen: Maliks Frau fährt mit dem Bus.?", schrie er schon fast. „Und? Sollen die doch." „Nein. Du machst unser Ansehen kaputt! Du hast heute die Chance mitzukommen und dir das Auto auszusuchen, dass dir gefällt. Sonst kaufe ich irgendeins meiner Wahl." Zögernd akzeptierte ich sein ‚Angebot' und sagte: „Aber nicht direkt nach der Schule." „Warum nicht?" „Äh? Guck doch mal, wie ich aussehe!" „Ob du dich abschminkst oder nicht: Du bleibst trotzdem hässlich.", sagte er. Beleidigt schaute ich auf die Straße. Der Weg war echt viel länger. Von mir zu Hause aus hat es 15 Minuten gedauert, bis ich da war. Jetzt waren schon 25 Minuten vergangen.

Als wir dann endlich ankamen, stieg ich aus, richtete meine Haare und lief dann durch den Pausenhof zum Eingang. Ich sah schon viele Kinder in Gruppen rumstehen und rumtuscheln. Ebenfalls sah ich andere verkleidete Leute. In der Pausenhalle hatten die Abiturienten bereits ihr Revier markiert. „Zara!", rief mich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und sah Aleyna verkleidet als Hexe. „Oh mein Gott, du siehst ja voll gruselig aus!", kreischte sie. „Wie war es gestern so?", fragte sie mich dann. „Ach, ganz ok. Ich war mit Malik frühstücken, dann kamen kurz seine Freunde vorbei und dann haben wir Pizza bestellt." „Klingt doch voll gut." „Naja.", sagte ich. Wir liefen nun zu den anderen Abiturienten und setzten uns zu ihnen. Einige waren sehr schlicht gekleidet, einige hatten ein Kostüm an und manche haben total übertrieben. Die sahen echt gruselig aus. Eine Hand zog mich am Arm stark zurück. Es war eine männliche Person, die eine Maske aufhatte. Aber ich war mir sicher, dass es Burak war. Er zog mich weiter am Arm und lief in eine Besenkammer rein, wo keiner war. Natürlich versuchte ich mich zu wehren, doch es ging nicht. „Was willst du?", herrschte ich ihn an. Burak nahm seine Maske ab und seufzte wütend. „Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du jemanden hast? Oder, dass du heiratest?" „Weil dich das nicht zu interessieren hat!", rief ich. Ich wollte an ihm vorbei und raus aus der Kammer, doch er hielt mich fest. „Zara, warum bist du immer so abweisend zu mir und bist direkt genervt? Da behandelst du ja Melike besser." Ich wollte ihm nicht sagen, dass er so aufdringlich war. Das wäre etwas fies. „Sag schon. Dann kann ich mich ändern.", sagte er ruhig. Mir fiel nichts ein. Ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Ungerne wollte ich ihn anlügen. „Zara.." Langsam nervte er mich. Er sollte mich einfach in Ruhe lassen. „Jetzt sag doch." „Oh, Burak! Es reicht verdammt! Ich hab einfach kein Bock auf andere Typen, wenn ich so oder so schon unglücklich bin mit dieser Ehe!", schrie ich ihn an. Doch sofort hielt ich meine Hand auf den Mund. Das wollte ich nicht sagen. Das hätte ich auch niemals zu ihm gesagt. Aber er hatte mich so genervt, da war es aus mir rausgeplatzt. „Du bist unglücklich? Warum hast du das nicht gesagt?", fragte er plötzlich besorgt. Plötzlich kamen mir ungewollt die Tränen. Alles kam hoch. Mein Weinen wurde nun stärker. Burak kam langsam auf mich zu und sagte: „Zara, ich wusste nicht, dass es dir so schlecht geht. Ich bin für dich da. Ich verspreche dir, dass ich mich bessern werde. Gib mir eine zweite Chance."

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Where stories live. Discover now