T h i r t y t h r e e • T r e n t e - t r o i s

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Ich rannte und rannte. Mein Körper machte schlapp, doch ich rannte einfach weiter. Jetzt oder nie! Ich musste mich retten. Es war eine lange lange Zeit vergangen. Ich hatte kein Zeitgefühl und wusste auch nicht, was für ein Datum wir hatten. Jedenfalls glaubte ich, dass ungefähr zwei bis drei Monate vergangen waren. Ich hatte es endlich geschafft abzuhauen. Das waren wirklich sehr qualvolle Monate. Tatsächlich befand ich ich mich im Nirgendwo, doch ich rannte einfach weiter. Hauptsache mich erwischte keiner. Am ganzen Körper hatte ich blaue Flecken und blutige Kratzer. Die Schmerzen waren stark, die Wunden groß, doch ich musste mich retten. Mein Körper machte jedoch irgendwann schlapp und ich lief langsamer. Vielleicht war ich doch weit genug gelaufen, sodass ich etwa entspannter laufen konnte. Ich hatte Angst irgendwelchen Menschen zu begegnen, da ich nicht wusste, ob sie alle zusammen gehörten. Der Wald in dem ich mich befand, endete langsam und ich befand mich an einer Straße. Besser war jedoch, wenn ich weiter zwischen den Bäumen lief und nicht an der Straße. Es konnte ja sein, dass sie nach mir suchten. Das Wetter war kühl, aber die Sonne schien. Ich glaubte, es war früh am Morgen. Die Vögel zwitscherten und es fuhren nicht viele Autos. Vielleicht war heute ein Sonntag. Ich hatte absolut keine Ahnung.
Diese Zeit mit Emir war schlimm. Schlimmer als die Zeit mit Malik. Ach Malik. Ihn gab es ja auch noch. Er hatte bestimmt nicht nach mir gesucht. Jetzt nach so langer Zeit sowieso nicht mehr.
Ich hatte wieder etwas Kraft gesammelt und fing wieder an zu rennen. Wo zur Hölle war ich bloß? Von weitem konnte ich endlich ein Ortsschild erkennen. Ich lief schneller und schneller, damit ich endlich herausfinden konnte, wo ich mich befand. Endlich erkannte ich das gelbe Ortsschild: Rotenburg (Wümme). Diese Stadt sagte mir überhaupt nichts. Langsam lief ich weiter und sah ein großes Gebäude mit einem großen Parkplatz. Am Gebäude stand ganz groß 'Berufliches Gymnasium Rotenburg'. Langsam liefen mir auch einige Schüler entgegen, die hier hin liefen. Also ein Sonntag war heute definitiv nicht. Ich hielt eine Schülerin auf. „Entschuldigung!", rief ich und sie blickte von ihrem Handy auf zu mir. „Können Sie bitte für mich die Polizei anrufen? Ich befinde mich in Not und werde verfolgt!" Ihre Augen vergrößerten sich und sofort rief sie die Polizei an. Panisch blickte ich um mich herum und versteckte mich etwas hinter einem Baumstamm. Das Mädchen schilderte der Polizei, was Sache war und legte dann auf. „Sie werden gleich hier sein.", sagte sie mir. Sie kramte in ihrer Tasche rum und zog eine kleine Wasserflasche raus. „Trinken Sie!" Mir kamen die Tränen und ich nahm die Wasserflasche an. Sofort trank ich die halbe Flasche leer. „Vielen vielen lieben Dank! Ich bin Ihnen so dankbar.", sagte ich. Sie versuchte mich zu trösten.

Endlich war die Polizei da und ich brach erneut in Tränen aus. Es war die Erleichterung. Die Polizistin kam auf mich zu und brachte mich ins Auto. Sofort riefen sie einen Krankenwagen. Die Schülerin verabschiedete sich von mir, nachdem ich mich unendliche Male bei ihr bedankt hatte. Ich hatte eine total komische schnelle Atmung und konnte mich nicht beruhigen. Durch das Weinen, war die schnelle Atmung verstärkt. Ich realisierte überhaupt nicht, was passierte und wer mit mir sprach. Die Notfallsanitäter waren da und brachten mich in den Krankenwagen. Da ich mich nicht beruhigen konnte, bekam ich eine Spritze.
Ich wurde wach und bemerkte, dass ich im Krankenhaus lag. An meinem Arm war eine Infusion angeschlossen. „Auch mal wach." Links von mir lag eine junge Frau, mit vergipsten Beinen. Ich starrte sie verwirrt an. „Sorry. Ich bin Eliana.", stellte sie sich lächelnd vor. Mit einem leichten Lächeln stellte ich mich ebenfalls vor. „Zara." „Alle warten ungeduldig darauf, dass du endlich aufwachst. Hier sind Polizisten und irgendwelche Journalisten auf dem Flur und wollen mit dir sprechen.", erklärte sie mir. Oh je. Ich wollte nicht ins Fernsehen oder in die Nachrichten. Auf gar keinen Fall! Ich nickte nur und musste erstmal was trinken. Eine Krankenschwester kam rein und schaute nach uns beiden. „Sie sind endlich wach. Ich hole sofort den Oberarzt", rief sie und ging raus. „Was ist mit dir eigentlich passiert?", fragte ich sie und deutete auf ihre Beine. „Ich hatte vorgestern einen Autounfall in der Nacht gehabt. Ich wollte einem Reh ausweichen, bin dann mit voller Geschwindigkeit gegen einen Baum gekracht. Leider habe ich mir dabei beide Beine gebrochen. Aber ich bin dankbar, dass es nichts schlimmeres ist.", erzählte sie und lächelte trotzdem. Wow. Wie konnte sie noch lächeln? „Das tut mir wirklich sehr leid für dich.", sagte ich.

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt