T w e n t y • V i n g t

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Nach drei Stunden Mittagsschlaf ging es mir definitiv besser. Ich war schon viel fitter. Übermorgen stand die Matheprüfung an, vor der ich gar nicht so viel Angst hatte. Denn in Mathe war ich wirklich eine Einserschülerin. Aber Burak war nicht so gut in Mathe, deshalb machte ich mich jetzt fertig, um gleich zu ihm zu fahren. Schließlich musste ich ihm das beibringen. Ich zog mir einen dünnen, grauen Pullover mit einer schwarzen Hose an und band meine Haare zu einem Dutt. Schnell packte ich meine Mathesachen ein und fuhr zu Burak. Lange war ich nicht mehr bei Burak. Das erste und auch letzte Mal war, als er so aufdringlich und betrunken war. Das waren noch Zeiten.

Herzlichst begrüßte er mich mit einer Umarmung und einem Stirnkuss, woraufhin ich ihn auf die Wange küsste. Im Wohnzimmer hatte er auf dem Couchtisch einige Snacks bereitgestellt. Seufzend ließ ich mich auf seine Couch fallen. Burak setzte sich neben mich und schaute gequält. „Ich bin so froh, wenn diese scheiß Prüfungen endlich vorbei sind!", sagte er. „Oh jaa, und ich erst." „Dann können wir auf dem Abiball zusammen feiern!" Nach diesem Satz, fiel mein Lächeln. „Was ist los, Zara?" Mein Blick wurde traurig und am liebsten würde ich wieder weinen. „Hey..", kam es sanft von Burak. Er rutschte näher zu mir und nahm mich in seine Arme. „Malik wird meine Begleitung für den Abiball sein. Du und ich können gar nicht zusammen feiern.." „Oh.." Er wusste scheinbar nicht, was er dazu sagen sollte. „Ach, wir werden schon irgendwie das Beste draus machen! Und hey! Abifahrt steht ja auch noch an!", rief er nun. Er stand auf und verließ das Wohnzimmer. Ach ja. Die Abifahrt nach Madrid hatte ich ja total vergessen. Die Fahrt hatten meine Eltern bereits gezahlt, aber ich hatte Malik davon noch gar nicht erzählt. Musste ich eigentlich ja auch nicht. Nach wenigen Minuten kam Burak mit seinen Mathesachen zurück. Auch ich holte meine Sachen raus und somit fingen wir an, gemeinsam zu lernen.

*

Endlich hatte ich die schriftlichen Prüfungen hinter mir. Die Prüfung in Biologie war zwar etwas schwerer, aber ich hatte es überstanden. Es fehlte nur noch die mündliche Prüfung in Französisch. Aber die stand ja erst in zwei Wochen an. Heute konnte ich endlich anfangen, im Schuhladen zu arbeiten. Dann würde ich mein eigenes Geld verdienen. Malik musste ja nicht einmal etwas davon mitkriegen.
Verzweifelt stand ich vor meinem Kleiderschrank. Was zogen Schuhverkäufer denn bitte an? Ach, die kleiden sich doch ganz normal. Oh man, ich war einfach zu nervös. Da die Temperaturen gestiegen waren, konnte ich ja etwas anziehen, was zum Frühling passte. Also entschied ich mich für eine weiße Bluse, welche mit kleinen Blümchen gemustert war. Dazu zog ich eine weiße Hose an. Da ich mich für meinen ersten Arbeitstag etwas hübscher machen wollte, lockte ich sogar meine Haare. Den oberen Drittel meiner Haare band ich zu einem kleinen Dutt und die restlichen lockigen Haare ließ ich fallen. Gerade wollte ich das Badezimmer verlassen, als ein halbschlafender Malik hereinkam. Er kratzte sich am Kopf und musterte mich einmal von oben nach unten.

„Wohin? Du hast doch heute gar keine Schule? Für die nächsten zwei Wochen nicht mehr..", sagte er und gähnte am Ende. „Ich muss jetzt los.", gab ich nur von mir und wollte an ihm vorbei. Doch er hielt mich am Arm fest und zog mich wieder dorthin, wo ich eben noch stand. Sein Blick hatte sich verfinstert und müde war er auf jeden Fall nicht mehr. „Wohin?", wiederholte er seine Frage. „Was hat dich das zu interessieren?", schoss es aus mir raus. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und verdrehte die Augen. „Du hast meine Frage nicht beantwortet." „Du meine auch nicht." Pff.. Was er konnte, konnte ich auch. „Sag jetzt, sonst lass ich dich nicht gehen." Das war nicht sein Ernst! Es war mein erster Arbeitstag und ich durfte bloß nicht zu spät kommen! „Lass mich durch! Ich bin nicht verpflichtet, dir zu antworten. Schließlich kommst und gehst du auch, wann immer du willst!" „Zara, ich hab dir schon einmal gesagt, dass du dich nicht mit mir vergleichen kannst!" „Also gilt die Regel ‚Ich lebe mein Leben und du dein Leben' quasi nur für dich oder was?" „Ey, werd nicht wieder frech!" „Hör auf mich zu belehren! Ich bin 20 und kann ja wohl selber meine Entscheidungen treffen!" Genervt wollte ich wieder an ihm vorbei, doch er hielt mich wieder auf und zog mich in die vorherige Position. „Ohooo. Die kleine Zara ist ja schon 20!" Ich schaute auf meine Armbanduhr und sah, dass wir nun halb acht hatten. Malik musste um acht in der Uni sein und ich musste um zehn vor acht im Laden sein. „Kommst du nicht zu spät? Es ist schon halb. Und wir haben Montag. Montags sind die Straßen überfüllt." Malik griff nach meiner Hand, um auf meine Uhr zu schauen. Er dachte wohl, dass ich log. Er schubste mich zur Seite und wollte sich fertig machen. Mit einem Schnauben verließ ich dann das Haus und fuhr zum Schuhladen. Was fiel diesem Mistkerl ein, mich auszufragen? Ich fragte ihn doch auch nie, wenn er das Haus verließ. Ich konnte mir zwar denken, was er machte, aber ich fragte ihn doch nicht!

Zara & Malik - Zwang oder Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt