37. Kapitel

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Mein T-Shirt war inzwischen Schweiß nass. 'Ich werde dir deine Arme und Beine ausreißen!', dachte ich wütend und schlug weiter auf den Sack ein. Ich wusste schon ganz genau, was ich alles mit ihm machen würde. Ich würde mich dieses mal selbst übertreffen! Meine Finger kribbelten wieder. Oh ja, Henry würde das Finale sein! Mein Finale! Ich entfernte mich schwer atmend vom Boxsack und ließ meinen Kopf auf den Schultern Kreisen.

"Fertig?", fragte eine tiefe Stimme hinter mir.

Ich drehte mich um und schaute ihn an. Ian lehnte grinsend an der Tür und hatte die Arme verschränkt. Schnaubend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. "Fast".

Er stützte sich von der Wand ab und zog sein Jackett aus. "Du bist gut in Form, James. Der Knast hat dir gut getan".

"Ohne dich, wäre ich da immer noch", sagte ich und hob die Fäuste.

Er krempelte sich die Ärmel hoch und stellte sich hinter den Boxsack. "Was für ein guter Freund ich doch bin!"

Ich schlug weiter auf den Boxsack ein. "Du warst schneller als gedacht. Ich hatte erst morgen mit dir gerechnet".

"War beruflich in der Nähe", sagte er grinsend. "Habe in der Nachbarstadt einpaar schöne Mädels entdeckten mitgenommen, wenn du willst bring ich dir morgen eine vorbei. Du musst sie aber am Leben lassen".

"Kein Interesse, ich hab schon jemanden", sagte ich knapp und konzentrierte mich aufs schlagen.

"Also stimmt das Gerücht! Eine hat dir wirklich den Kopf verdreht, James. Wer hätte das gedacht? War das die, die nicht zur Verhandlung erschienen ist?" Ich nickte als Antwort. Er grinste. "Die gute will ich mal kennenlernen. Sie muss wohl was ganz besonderes sein, wenn sie noch lebt".

"Sie ist unbezahlbar", sagte ich knapp. Kurze Zeit war stille zwischen uns. Das einzige Geräusch was im Raum hallte, war meine dumpfen Schläge gegen den Boxsack. "Also", sagte er schließlich. "Wieso hast du mich hier her bestellt?" Mein Kiefer spannte sich an und meine Schläge wurden härter, vor Wut. 'Du verfluchter Mistkerl! Und das nennt man Freundschaft? Nach alldem, was ich für dich getan habe?'

Er hob eine Augenbraue. "Scheint wohl nichts Gutes zu sein..." Ich packte eine Hantel und warf sie wütend durch den Raum. Sie flog auf den Spiegel zu und ließ ihn in tausend Teile zerspringen. Allein schon der Gedanke daran, machte mich verrückt! Ich drehte mich um und schlug weiter auf den Boxsack ein. "Henry hat gestern eine Party geschmissen... Hast du schon was davon gehört?"

"Ja, ging anscheinend richtig ab. Wieso? Warst du dort?", fragte er verwirrt.

Ich lachte. "Ja, ich war dort, das war meine 'Überraschungs Party' und weißt du was der Mistkerl gemacht hat?" Er schaute mich fragend an. "Er hat mir und meiner geliebten Frau, Drogen ins Getränk gemischt und sie dazu gebracht jemanden zu töten. Wir waren die Hauptattraktion!"

"Das hat er doch nicht wirklich getan?", fragte er.

Ich zog die Boxhandschuhe aus und betrachtete meine blutigen Knöchel. "Ich will ihn tot sehen Ian und dafür brauch ich deine Hilfe".

Er schaute mich lange an. "Wir kennen Henry schon sehr lange. Er dreht gerade einfach nur ein bisschen durch..." "Er spielt schon zu lange verrückt. Dieser Mistkerl zieht alles durch seine Nase was er gerade kriegt! Wir haben uns geschworen niemals gegenseitig zu verletzten und er hat diesen Deal gebrochen! Schon zwei mal! Erinnerst du dich noch an Budapest? Er war es, er hat alles versaut und dich in den Ruin getrieben, weil er eifersüchtig war!"

"Was? Wie..." "Wieso denkst du hat er dir so großzügig Geld gegeben? Ich habe ihn dazu gezwungen! In seinem Rausch hat er damit auch noch geprallt", sagte ich und drehte mich um.  Henry war schon lange nicht mehr loyal. Er gefährdete uns alle mit seiner Eifersucht.

H-B Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt