Kapitel 29

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Was bisher geschah: Charly und Victoria sind aus der Anstalt entkommen und wohnten nun bei Mike. Nach einer gewisser Zeit jedoch begann er sich komisch zu benehmen. Aus diesem Grund wurde Charly misstrauisch und wollte nun sein Zimmer durchsuchen.

Charlys PoV
Ich schlich mich in Mikes Zimmer. Jedes einzelne Kästchen durchsuchte ich, jedoch fand ich absolut nichts. Genau das war mein Problem: Ich fand nichts. Was mich am meisten störte war, dass auch seine Waffe nicht in seinem Zimmer war. Ich konnte es ihm nicht übel nehmen, da dies mich bereits einmal gerettet hatte. Mir kam ein mulmiges Gefühl auf. Wieso musste Mike immer eine Waffe dabei haben? Ihn fragen konnte ich ja nicht, denn dann müsste ich ihm erklären, dass ich sein Zimmer durchsucht hatte.

Ein wenig bedrückt ging ich zurück zum Wohnzimmer. Ich hatte keine Lust mehr immer in dieser Wohnung zu sitzen, also zog ich meine Jacke an und ging hinaus. Die frische Herbstluft wehte mir durch die Haare und alle Bäume hatten weinrote Blätter. Ich wollte neue Leute kennen lernen. Ich wollte wieder Freunde haben. Klar, Jackie und Victoria waren meine Freunde, aber ich wollte auch Freunde haben, die nicht das alles erlebt hatten. Ich wollte wieder neue Erinnerungen machen.

Nach einer Weile ging ich in ein Lokal, um etwas zu trinken. Abgesehen von der Sache mit Mike normalisierte sich mein Leben langsam wieder. Meine Paranoia, dass sich wieder etwas ereignen würde, war noch nicht völlig verschwunden. Jede Nacht sah ich Bilder vor meinen Augen aufblitzen, ich sah ein Gesicht, das sofort wieder aus meinem Gedächtnis verschwindet. Ich hörte Schreie, es waren meine eigenen. Ich spürte einen Schmerz, der unerträglich war. Wenn ich mitten in der Nacht aufwachte, hatte ich ich das Gefühl, dass ER vor dem Bett stand und mich beobachtete.

"Möchten Sie gerne etwas bestellen?"
Ich schrak auf und sah in das Gesicht einer Angestellten. Mein Herz raste und ich atmete stossweise. "Es tut mir Leid, ich wollte Sie nicht erschrecken", sagte sie und lächelte mich freundlich an. Als ich wieder einen klaren Kopf hatte, bestellte ich einen Kakao, um mich zu beruhigen und zu entspannen. Als die Kellnerin meine Bestellung zu mir hinstellte, umschloss ich sofort mit beiden Händen die warme Tasse. Nachdem ich ein paar mal daran geschlurft habe, umgab mich ein wohliges Gefühl. Es erinnerte mich an meine Kindheit, als ich im kalten Winter einen Schneemann gebaut hatte und gleich danach im warmen Haus einen selbstgemachten Kakao von Mama trinken konnte. Ich wünschte ich würde noch heute so sorgenfrei leben.

Eine Träne fiel in mein Getränk und ich beobachtete die Bewegungen der Oberfläche. Ich wischte mir die nasse Backe nicht ab, da mich sonst andere Leute sahen. Somit hielt ich meinen Kopf gesenkt und bildete mit meinen Haaren einen kleinen Vorhang vor meinem Gesicht. Mir entwich ein Schluchzen. Ich wollte wieder in die Wohnung, also stand ich auf und wollte bezahlen. Dieselbe Kellnerin stand an der Kasse und bemerkte meinen trüben Gesichtsausdruck. Sie fragte mich:" Kann ich Ihnen helfen?" Daraufhin murmelte ich:" Nein, niemand kann mir helfen. Ich möchte nur bezahlen." Ich holte tief Luft. Ich hasste es, wenn ich reden musste, wenn ich weinte. Man klang hilflos, als wäre man ein Kind, das die Mutter verloren hatte.

Die Kellnerin starrte mich mitfühlend an. Sie wusste nichts. Sie hatte keine Ahnung, was alles geschehen ist. So sollte es auch so bleiben. Sie griff meine Hand und drückte sie ein wenig zu. Als sie los liess, befand sich ein kleines Stück Papier in meiner Faust. Danach ging sie zu einem Tisch und bediente den nächsten Kunden. Ich öffnete meine Hand und öffnete den kleinen Zettel. Es waren viele Zahlen nacheinander aufgeschrieben; eine Telefonnummer. Ein wenig verwirrt sah ich zu der Kellnerin hinüber. Sie schenkte mir ein warmes Lächeln und zwinkerte mir zu. Ich wusste nicht wieso, aber auf mein Gesicht schlich sich ebenfalls ein kleines Lächeln. Schnell verstaute ich den Zettel in der Jacke und lief nach draussen. Der kalte Herbstwind wehte mir entgegen und ich zog meinen Kopf ein wenig ein. Was sollte ich nun tun? Ich konnte nicht mein ganzes Leben so verbringen, es musste sich etwas ändern. Ein weiteres Mal nahm ich den Zettel in die Hand und öffnete ihn. Während ich darauf starrte, stellte ich mir vor was alles geschehen konnte. Ich lief weiter, auf den Zettel starrend.

Auf einmal knallte ich gegen etwas. Nein, nicht gegen etwas, sondern gegen jemanden. Ich fiel auf den Boden und kniff meine Augen zu. Auf einmal spürte ich eine Hand auf meinem Arm. Jemand sagte:" Ist alles ok? Es tut mir Leid, ich war zu stark vertieft in meinen Gedanken. Kommen Sie, ich werde Ihnen helfen aufzustehen." Grummelnd drehte ich meinen Kopf zu der Person und öffnete meine Augen. Ich sah in das Gesicht eines Mannes. Er sah ein wenig bleich aus und hatte dunkle Augenringe. Ein wenig dünn war er auch. Er reichte mir seine Hand und mit seiner Hilfe richtete ich mich auf. "Ist schon oke", erwiderte ich. Sein Gesicht kam mir ein wenig bekannt vor, wie in einem Deja-vu. Schlussendlich fragte ich:" Kennen wir uns?" Seine Augen weiteten sich ein wenig und er antwortete:" Nein, ich denke nicht." Abrupt drehte er sich um und ging. Ich sah ihm nach bis er verschwunden war. Wer war das?

I'm back!
Es geht weiter mit "Mein Freund, der Psycho"! Da ich nun Ferien habe, habe ich Zeit weiter zu schreiben. Ich wünsche euch noch ein schönes neues Jahr und hoffe, dass Ihr schöne Weihnachten hattet!



Mein Freund, der PsychoWhere stories live. Discover now