Lieblingscafé

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„Also, lass uns doch über gestern Nacht sprechen.", sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und beuge mich nach vorne um meinen Haselnusslatte umzurühren. Der Geruch der mir entgegen schlägt, lässt mein Herz sogleich höherschlagen. Nach dem ersten Schluck gebe ich Kaden vollkommen recht. Das hier ist das beste Cafe in London. Ich bin froh, dass er mir vorgeschlagen hat mit ihm in sein Lieblingscafe zu gehen sonst wäre ich vor Langeweile in der Wohnung gestorben oder hätte London alleine erkundet. Ich finde es immer noch schade, dass – keine Zeit für mich hat aber seine Arbeit geht nunmal vor. Kaden sieht nachdenklich in seine Tasse und schenkt mir dann ein Lächeln.

„Dürfte schwierig werden, Bine. Ich war so angetrunken, dass ich nachdem ihr gegangen seid nichts mehr weiß.", murmelt er und lehnt sich mit seiner großen Tasse nach hinten. Das hatte ich mir fast schon gedacht und es dürfte ein Spaß werden, sein lahmes Hirn in die Gänge zu bekommen.

„Soll ich dir auf die Sprünge helfen?", biete ich ihm an.

„Es wäre mir eine Ehre." Ich bedenke ihn kurz mit einem Grinsen und lasse ihn ein wenig zappeln.

„Du hast mich echt schräg angemacht als wir dich abgeholt haben." Ab diesem Moment fange ich an herzhaft zu kichern und halte mir die Hand vor den Mund. Wenn ich zurückdenke, fällt mir nichts anderes ein als zu lachen weil er süß war, als er mich betrunken angemacht hat. Und weil er glaubte mit dem Anmachspruch vom letzten Jahrhundert würde es klappen. Und weil Jasper auch im Auto saß.

„Ok-ey. Warum lachst du so?", fragte er irritiert und stellte seinen Kaffee wieder vor sich auf den Tisch um sich mit den Ellbogen abzustützen. Ich hatte ihn sowas von an der Angel. Mit interessiertem Blick beobachtete er mich und ich lehnte mich fröhlich zurück.

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du damit jemanden rumkriegst."

„Hallo, ich krieg jede rum. Was hab ich denn gesagt?" Er rollte mit den Augen als ob es reinster Blödsinn wäre, was ich quatsche und er, der mega Frauenheld wäre. Vielleicht mochte er jemanden damit rumkriegen, aber nur wenn das Mädchen so betrunken wäre, dass es ihren eigenen Namen nicht mehr kennt.

„Ich zitiere: Ich hab meine Nummer verloren. Kann ich deine haben?", half ich ihm auf die Sprünge und sein Blick verrät mir, dass er von sich selbst überrascht ist. Nein, er ist von sich selbst enttäuscht, dass er keinen besseren Spruch gesagt hat.

„Oh mein Gott. Hab ich das ernsthaft gesagt? Es tut mir Leid Bine.", entschuldigt er sich bei mir und streicht sich durch die Haare, die er dann wieder richtet, als er realisiert, dass er sie zerstört hat. Ich zucke mit den Schultern und nehme einen weiteren Schluck von meinem Latte.

„Macht nichts. Ich fand's lustig."

„Was ist wenn ich dir sage, dass ich damit schon mal jemanden rumgekriegt habe?", sagt er plötzlich nach einer Weile und ich verschlucke mich fast an meinem Drink. Habe ich gerade richtig gehört? Ich ziehe eine Augenbraue nach oben und nun sind unsere Rollen vertauscht. Denn er grinst und ich nicht.

„Dann wäre ich sehr beeindruckt und möchte, dass du mir beweist, dass es funktioniert indem du dieses Mädchen da um ihre Nummer fragst." Nachdem ich mich kurz im Cafe umsehe, zeige ich auf ein hübsches, blondhaariges Mädchen, dass alleine ihren Cafe schlürft und hin und wieder auf ihre goldene Uhr sieht. Sie ist perfekt, denke ich mir. Als ich wieder zu Kaden sehe, hat er einen verkrampften Ausdruck im Gesicht und schüttelt den Kopf.

„Es funktioniert. Aber komm schon, Bine. Die da? Die sieht aus wie der Begriff Schönheitsoperation in Person. Wie wäre es mit der da?"

Ich folge seinem Zeigefinger und kann es mir nicht verkneifen, ihm einen genervten Blick zuzuwerfen. In der dunkelsten Ecke sitzt ein, braunhaariges Mädchen mit zwei geflochtenen Zöpfen und einer Hornbrille auf ihrer Nase. Sie hat ein dickes und wenn ich dick schreibe, dann meine ich zweimal so groß wie der Eiffelturm, Buch vor ihr liegen und eine Tasse mit Tee in einer Hand.

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