der Entschluss

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Kurz vor Weihnachten, halte ich es nicht mehr aus und fasse einen Entschluss. Mitten im Weihnachtsgottesdienst, als gerade irgendwelche fröhlichen Weihnachtslieder von einer eher gelangweilten Schulklasse gesungen werden, drifte ich ab. Die bunten Lichter, die festliche Deko, die weihnachtliche Stimmung wecken eine Sehnsucht in mir, die ich versucht habe zu verdrängen. Es war mir bis zu einem gewissen Grad möglich weil ich von den vielen Prüfungen abgelenkt wurde. Während andere Leute ihre Häuser mit Schmuck und Lichtern bestückten, blieb unsere Wohnung zuhause kahl. Während andere wie verrückt die Geschenke für ihre Liebsten kauften, war ich damit beschäftigt zu lernen und in jedem Fach Einsen zu bekommen. Während andere sich mit ihren Familien trafen, quatschten und Spaß hatten, war ich mit meinem Hund draußen spazieren bis mir fast die Zehen abfroren. Die weihnachtliche Stimmung ging nicht an mir vorbei, aber ich versuchte sie so gut es ging aus dem Weg zu schieben. Die heile Welt in die ich mich flüchten konnte, existiert nicht mehr.

„Jingle Bells, Jingle Bells...", singt Dalia laut und mit Begeisterung und stupst mich mit den Schultern an. Ein Zeichen, dass ich mitsingen soll. Aber ich weiß einfach nicht wie ich Weihnachten zuhause überstehen soll. Ich denke an meine Mutter und an die Dinge, die sie verbockt hat und habe keine Lust nur, weil es Weihnachten ist, die heile Welt zu spielen. Und dann wandern meine Gedanken wieder zu Jasper und dass ich endlich Ferien habe um ihn besuchen zu können. Es kann gut möglich sein, dass er mir trotzdem die Tür vor der Nase zuschlägt oder nicht einmal da ist, weil er Weihnachten zuhause bei seinen Eltern verbringt. Aber selbst diese Szenarios sind mir lieber als alles andere was zuhause auf mich wartet.
Außerdem spiele ich schon eine Weile mit den Gedanken meinen Vater kennen zu lernen. Da er in London wohnt, würde ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er hatte mir nicht umsonst in den Briefen seine Adresse hinterlassen. Er will, dass ich ihn besuche.

„Bine... beim nächsten Lied musst du aber mitsingen. Es ist dein Lieblingslied. Außerdem steht mein Angebot noch immer, dass du Weihnachten bei uns feierst als bei Steve's Familie.", flüstert mir Dalia ins Ohr, als gerade Gedichte vorgetragen werden. Ich würde ihr Angebot bei ihr zu feiern nur allzu gerne annehmen als Steve's Familie kennenzulernen. Letztes Jahr haben nur wir drei bei uns zuhause gefeiert. Da es aber schon ziemlich ernst mit den Beiden ist, hat er uns eingeladen mit seinen Eltern, seinen fünf Schwestern und deren Männern und Kindern zu feiern. Das Angebot hätte ich auch gerne angenommen, aber die jetzige Situation lässt das nicht zu.

„Rudolph mit der roten Nase war mein Lieblingslied als ich 10 war. Und ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mich an der Backe haben willst, aber ich glaube ich möchte nach England fliegen.", flüstere ich.
Dalia blickt verwirrt zu mir herüber. „Wie jetzt? England?"
„Ich muss hier weg. Mein Vater kann mich bestimmt aufnehmen. Ich möchte ihn kennenlernen und vielleicht kann dann auch etwas Gras über die Sache mit meiner Mutter wachsen. Ich muss es versuchen."
  „Okay. Und Jasper?"
  „Dem werde ich auch einen Besuch abstatten.", lächle ich, werde aber unterbrochen als jemand hinter uns einen Pscht-Laut macht. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass jemand die Gedichte hören will, aber höre auf zu reden.

„Ich drück dir die Daumen.", flüstert Dalia noch leiser drückt meine Hand und fängt dann mit allen anderen an Rudolph zu singen. Aber die Musik rückt bei mir wieder in den Hintergrund. Ich hole mein Handy wieder hervor und muss mich darauf verlassen, dass ein ganz besonderer Mensch mir hilft an Jasper wieder heranzukommen. Ich muss mich darauf verlassen, dass er meine Nachricht sieht, eine von tausenden, die er täglich bekommt. Ich muss mich darauf verlassen, dass er mich nicht hasst so wie es Jasper anscheinend tut. Denn ich werde mein Leben wieder auf die Reihe bekommen. Ich habe es satt mein Lächeln verloren zu haben.
Also mache ich Twitter auf und fange an zu tippen.

An Kaden King:

Hey Kaden...
Ich bin's, Bine. Ich hoffe, dass du diese Nachricht unter all den anderen siehst...

****
Ende

FORTSETZUNG FOLGT IN BUCH 2

Ich habe noch einige spannende Dinge für das zweite Buch geplant also bleibt dran.


Bye

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