Kapitel 9

3.2K 253 10
                                    

PoV Lukas

Ich hatte Chiara alles erzählt und lag jetzt weinend in ihrem Armen. Sie strich mir beruhigend über den Rücken und ich hatte meine Kopf auf ihrer Schulter abgestützt.
"Was soll ich jetzt nur machen?" brachte ich heiser hervor.
"Wenn Kyle zurück kommt, musst du es ihm sagen. Er hat es verdient." Ein Schluchzen entwich meiner Kehle, als ich mir vorstellte, was alles passieren könnte.
"Was wenn er mich dann hasst? Nicht mehr mit mir zusammen sein will?" Wieder fing ich an zu weinen. Ich hatte mich in meinem ganzen Leben noch nie so sehr gehasst wie gerade in diesem Moment. Wenn ich Kyle verlieren würde, würde ich zerbrechen. Und ich wüsste nicht ob mich dann nochmal jemand zusammen flicken könnte.
"Lukas, ich denke die wichtigste Frage ist folgende: Was empfindest du für Finn?" Ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht.
"Finn war das letzte Jahr immer für mich da. Mehr als alle anderen. Er hat mich verstanden, mich beruhigt wenn es niemand anders konnte und mich zum lachen gebrachten, wenn ich Gott und die Welt verfluchen wollte. Er hat es nicht zugelassen wenn ich in selbstmitleid versinken wollte und alles in einem bin ich ihm verdammt dankbar für das, was er alles für mich getan hat. Ich fühle mich bei ihm sicher und verstanden. Außerdem vertraue ich ihm bedingungslos." Chiara sah mich undefinierbar an, nachdem ich meine Rede beendet hatte.
"Naja, vielleicht ist es möglich das du dich schon ein wenig zu ihm hingezogen fühlst, eben weil er so mit dir umgeht. Er war da als Kyle es nicht war und hat dich wieder augebaut. Das ist vielleicht nicht ganz spurlos an dir vorbei gegangen."
"Ich liebe Kyle." fuhr ich sie an und Chiara hob ihre Hände.
"Daran Zweifel ich nicht. Alleine deine Reaktion beweist ja schon, dass du ihn liebst. Aber das heißt ja nicht dass du dich nicht zu Finn hingezogen fühlen kannst." Wieder fuhr ich mir mit der Hand über die Stirn. Einerseits klang es schon plausibel was Chiara da sagte, aber ich war mich sicher, dass es nicht stimmte, nicht stimmen konnte.
Ich musste schlucken und stand auf.
"Ich denke, ich muss jetzt wieder zurück. Dustin macht bestimmt bald Frühstück." Chiara nickte und umarmte mich.
"Du schaffst das schon." Ich nickte unsicher und verließ die Wohnung. Möglichst schnell ging ich durch die Straßen, da ich unbedingt noch mit Finn reden wollte. Ich konnte mich zwar an nichts erinnern, aber er vielleicht. Bei mir angekommen steckte ich den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Tür.

PoV Kyle

Wir, also Dustin, Tim und ich, saßen gerade im Wohnzimmer als wir hörten wie jemand die Tür öffnete und eintrat. Sofort schlug mein Herz schneller und mein Magen verkrampfte sich. Das musste Lukas sein.
Ich hoffte so sehr, dass er mir verzeihen konnte. Sonst würde ich mir das nie verzeihen. Auch wenn das irgendwie nicht mal meine Schuld war.
Dann trat er mit gesenkten Blick ins Wohnzimmer und mein Herz setzte kurz aus.
Er sah nicht gesund aus. Viel blasser als in meiner Erinnerung und dunkle Schatten unter den Augen.
"Hey, wisst ihr wo Finn ist?" Lukas hob den Kopf und sofort fing er meinen Blick auf. Eine Weile sahen wir uns nur in die Augen, keiner sagte etwas und aus seinem Gesicht konnte ich nichts lesen.
"Wir lassen euch mal alleine." flüsterte Dustin und verließ mit Tim den Raum.
Sobald sie weg waren stand ich auf und sah die Unsicherheit in Lukas Augen aufblitzen, aber er bewegte sich nicht weg, was ich als gutes Zeichen deutete.
"Lukas." flüsterte ich, als ich nah genug bei ihm stand und strich über seine Wange. Zufrieden sah ich zu wie Lukas die Augen schloss.
"Ich kanns dir erklären." Für Lukas wiederholte ich nochmal das gleiche was ich Dustin und Tim erzählt hatte und verfluchte mich wieder für meine Dummheit.
"Es tut mir so leid Lukas." Ich sah wie Lukas schluckte und den Blick abwandte. Kurz spürte ich einen Stich im Herz, aber dann seufzte er und sah mich wieder an.
"Hättest du keinen Brief schreiben können oder so?" kam es leise von Lukas und ich schüttelte den Kopf.
"Ich kannte hier die Adresse nicht auswenig. Ich musste eben auch erst zu meiner Mutter, um zu fragen wo ihr wohnt. Wir sind ja gerade hier eingezogen als ich nach Amerika gegangen bin." Ich griff in meine Hosentasche und zog ein Lederarmband heraus. Dieses legte ich auf Lukas Hand. In dieses Armband war L & K eingraviert.
"Dein Geschenk zum Jahrestag." flüsterte ich und ich sah wie Lukas Tränen über das Gesicht liefen. Sofort zog ich ihn an mich und er vergrub sein Gesicht an meiner Schulter.
"Gefällt es dir nicht?" fragte ich traurig. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es genau Lukas Geschmack ist. Doch Lukas schüttelte sofort den Kopf.
"Es ist wunderschön." schniefte er und hielt mir sein Handgelenk hin. Dabei weinte er weiter. Sobald ich ihm das Armband umgelegt hatte, nahm ich sein Gesicht in die Hände.
"Warum weinst du denn dann?" fragte ich sanft.
"Weil du mich hassen wirst." schniefte Lukas und biss sich auf die Lippe.
"Ich würde dich nie hassen, Lukas. Ich liebe dich." Lukas sah mich mit tränennassen Augen an.
"Ich liebe dich auch. Aber-" Er entzog sich meinen Händen und verwirrt sah ich ihn an.
"Was ist los Lukas? Willst du nicht, dass ich dich anfasse?" fragte ich unsicher und mein Herz krampft sich ein Stück weit zusammen.
Lukas atemte einmal tief durch.
"Versprich mir das du mich nicht hasst." brachte Lukas hervor und ich nickte.
"Natürlich." Lukas lachte humorlos.
"Das sagst du jetzt."

Freundschaft oder LiebeWhere stories live. Discover now