Kapitel 45

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PoV Finn

Ich saß schon seid fast einer Stunde im Café, in dem ich mich mit Raider treffen wollte und meine Laune war nicht die beste.
Da gab ich ihm schon eine Chance und er kam zu spät. Wenn er überhaupt noch kam.
"Noch einen Kaffee, bitte." seuftzte ich, als die Kellnerin an meinen Tisch kam.
In zwanzig Minuten kam Luke von der Arbeit und wollte mich hier abholen, da ich meinen Schlüssel vergessen hatte. Wenn Raider dann nicht da war, war's das für mich. Dann hatte er seine Chance vertan.
Und gerade als dieser Gedanke in meinem Kopf Gestalt angenommen hatte, betrat ein hektisch aussehender Raider das Café.
Ich schnaufte und verschränkte die Arme. Als Raider sah, dass ich noch da war, breitete sich Erleichterung in seinem Gesicht aus.
"Tut mir leid, dass ich zu spät bin. Ich musste noch mit meiner Schwester zum Arzt." Ich hob eine Augenbraue.
"Und da kann keine SMS schreiben?" Raider setzte sich mir gegenüber und fuhr sich durch die Haare.
"Doch, hätte ich. Ich hab nicht dran gedacht. Sorry." Raider senkte den Kopf und strich sich über die Stirn.
"Ich hab noch zwanzig Minuten. Mach was draus." Raider nickte.
"Was darf es sein?" fragte die Kellnerin jetzt Raider.
"Einen Milchkaffee, bitte." Die junge Frau nickte und verschwand.
"Also? Lässt du dich weiter von deiner Mum herum kommandieren?" fragte ich und trank einen Schluck von meinem Kaffee. Raider zuckte zusammen.
"Nein. Das habe ich lange genug. Ich suche schon ne eigene Wohnung und dieses Weib werde ich auch nicht heiraten. Wenn meine Mum mir wirklich den Kontakt mit meiner Schwester verbieten will, werde ich mir wohl einen Anwalt suchen."
Ich konnte mir einen gemeinen Kommentar nicht verkneifen.
"Fällt dir aber früh ein." Raider sah mich schuldbewusst an.
"Ich weiß, dass ich damals überreagiert habe und mit dir hätte reden sollen. Aber ich war mit der Situation überfordert."
"Ich hätte dich gebraucht." Ich musste schlucken.
"Ich musste mein Studium abbrechen, meine Mutter ist bei einem Unfall gestorben-" Raider unterbrach mich.
"Deine Mum ist tot?" Ich nickte nur und Raider nahm meine Hand, die auf dem Tisch lag.
"Das tut mir leid." flüsterte Raider und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken.
"Und du warst auch nicht da. Wenn ich nicht zufällig auf Luke gestoßen wäre, hätte ich mir nicht mal eine richtige Wohnung leisten können."
Jetzt fühlte Raider sich offensichtlich noch unwohler als vorher.
"Das wusste ich alles nicht." nuschelte er und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
"Wie auch. Du hast mir ja nicht mal eine Nummer da gelassen."
"Ich wusste nicht, dass es so schlimm werden würde für dich." Fassungslos sah ich ihn an.
"Hast du sie noch alle? Du warst mein bester Freund! Wärst du nicht gegangen, hätte ich mich in die verliebt." Erschrocken schlug ich mir eine Hand vor den Mund. Da hatte ich nicht sagen wollen.
Allerdings sah Raider nicht schockiert aus, sondern schaute mich undefinierbar an.
"Wie das?" Seine Stimme war, wenn ich mich nicht irrte, rauer.
"Du hast mich verstanden, wie niemand anderes. Ich hab mich bei dir immer wohl und geborgen gefühlt. Du hast mir das Herz gebrochen, Raider." Raider biss die Zähne zusammen und knirschte mit ihnen.
"Das wusste ich nicht." Eine Weile musterte er mich nur.
"Ich hätte mich auch in dich verliebt." gestand er dann leise. Ich senkte den Blick. Konnte ich ihm noch eine Chance geben? Immerhin hatte ich jetzt Luke. Ich konnte nicht mit beiden etwas am laufen haben.
"Wir wussten nichts von den Gefühlen vom anderen. Und trotzdem haben wir uns geküsst." Raider lachte bitter auf.
"Wahrscheinlich wollten wir es nicht wahr haben." gab ich zu und Raider nickte.
"Hast du was gefühlt, als wir uns damals geküsst haben?" Ich dachte einen Moment nach und fuhr mir mit der Hand über den Nacken.
Ich hatte nicht gedacht, dass das Gespräch so laufen würde.
"Ich denke schon. Aber es zu lange her, um es genau zu sagen." Raider schien zu zögern.
"Glaubst du, du könntest dich immer noch in mich verlieben?" fragte er dann leise und ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe.
"Ich weiß es nicht." gab ich dann ehrlich zu. Ich wusste es wirklich nicht, immerhin konnte sich in zwei Jahren viel ändern.
"Darf ich was testen?" fragte Raider dann und ich warf meiner Uhr einen Blick zu. Lule müsste gleich kommen.
"Was denn?" Ich hob wieder den Kopf und sofort spürte ich Raider Lippen auf meinen.
Es war nur ein kurzer Kuss. Dennoch reichte er, um meinen Tag zu zerstören. Den als wir uns lösten, sah ich wie Luke schnellen Schrittes das Café verließ.
Sofort wurde mir eiskalt, aber es hatte keinen Sinn hinterher zu laufen. Er fuhr schon weg.
"Scheiße." nuschelte ich und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Das wollte ich nicht, Finn." hörte ich Raider flüstern und ich nickte nur.
"Nicht böse sein, aber ich glaube ich wäre jetzt gerne alleine. Ich muss nachdenken. Ich melde mich bei dir." Raider nickte leicht und wollte etwas Geld raussuchen, aber ich winkte ab.
"Ich bezahl schon."
"Danke. Und es tut mir wirklich leid. Bitte, hass mich nicht dafür." Ich seuftzte und lehnte mich zurück.
"Tue ich nicht. Aber ich muss nachdenken. Luke liebt mich. Du könntest mich lieben. Aber ich kann nicht beides haben." Raider runzelte die Stirn.
"Aber du kannst doch mit dem anderen befreundet bleiben?" Ich hob eine Augenbraue.
"Glaubst du, Luke will nur mit mir befreundet sein und muss dann sehen wie ich was mit dir hätte? Oder anders herum?" Raider zögerte, schüttelte dann aber den Kopf.
"Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen, Finn. Hier." Er reichte mir einen Zettel mit seiner Adresse und verließ das Café. Ich blieb zurück und legte den Zettel in mein Portmonee.
Raider war mein bester Freund gewesen. Ich hätte mich in ihn verliebt und er sich in mich. Aber er war abgehauen als es kompliziert wurde und hatte sich nicht mehr gemeldet. Aber wir hatten und auch geküsst und eben der Kuss hatte sich an sich auch nicht schlecht angefühlt. Raider war in manchen Sachen, das komplette Gegenteil von Luke. Er war impulsiver und seine Launen konnten anstrengend sein, aber ich wusste wie ich damit umgehen musste. Es wurde nicht langweilig mit ihm.
Luke war ein Ruhepol. Er stand mir bei, als ich im Selbstmitleid versunken war und hatte mir geholfen über meine Schuldgefühle, wegen meiner Mutter, hinweg zu kommen. Er ließ sich aber auch alles von mir gefallen und sehr ruhig im Vergleich zu Raider.
Aber er hatte mich nie enttäuscht.
Es war nicht leicht. Beide hatten Vor und Nachteile. Aber es kam nicht nur auf die Fakten an. Was wollte mein Herz? Wen wollte mein Herz?
Ich packte mein Portmonee aus meiner Tasche und legte das Geld hin. Dabei fiel mein Blick auf etwas in meinem Portmonee und mein Mundwinkel zuckte nach oben. Diesem Etwas hatte ich meine Entscheidung zu verdanken.
Ich verließ den Laden und stieg in ein Taxi ein.
Ich nannte ihm die Adresse und er fuhr los. Nervös knetete ich meine Hände und hoffte die richtige Wahl getroffen zu haben. Die Fahrt war meiner Meinung nach viel zu schnell vorbei. Ich drückte dem Fahrer das Geld in die Hand und verließ das Fahrzeug.
Zögerlich betrat ich das Mehrfamilienhaus und drückte auf die Klingeln. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, als die Tür endlich geöffnet wurde.
Und als ich sah wie sich seine Augen bei meinem Anblick aufhellten, wusste ich das ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Aaalso es kommt nur noch der Epilog und das Alternative Ende :) ich versuche die Sachen bis morgen fertig zu machen ^-^

Freundschaft oder LiebeWhere stories live. Discover now