Freundschaft oder Liebe

Kapitel 44

PoV Finn

Zögerlich hielt ich mein Telefon in der Hand. Sollte ich ihn anrufen? Sollte ich nicht? Einerseits wollte ich ihm so gerne eine zweite Chance geben, aber andererseits wusste ich nicht, ob er sie auch wirklich verdiente oder nutzen würde.
Immerhin war die Situation immer noch die gleiche, auch wenn ich nicht verstand, wieso Raider sich so von seiner Mutter beeinflussen ließ.
Es war mir unbegreiflich.
"Schlimmer kann es doch nicht werden, Finny." nuschelte Luke an meiner Halsbeuge und drückte einen sanften Kuss drauf. Ich legte einen Arm um seine Hüfte und sofort schmiegte er sich an mich.
"Sollen wir heute abend ausgehen?" fragte ich und strich durch sein Haar.
"Das wäre schön. Aber erst rufst du Raider an." Ich löste mich von Luke und sah ihn mit gerunzelter Stirn an.
"Ich weiß doch, dass du das willst. Jetzt mach schon. Ich komme damit klar, wirklich. Ich will das du glücklich bist, Finn." Berührt hob meine Hand und strich Luke über die Wange. Er war immer so nett und wünschte jedem nur das beste. Ich wusste, er würde mich gehen lassen, wenn ich dann glücklich wäre. Selbst wenn er es dann selber nicht wäre.
"Du bist zu gut für mich." nuschelte ich und stand auf. In meinem Schlafzimmer suchte ich den Zettel mit Raiders Nummer heraus und tippte sie ein.
Und nach einer gefühlten Ewigkeit, nahm jemand ab.
"Hallo?" hörte ich eine müde Stimme sagen und ich warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr. Es war erst acht Uhr morgens, also hatte ich ihn wohl geweckt.
"Hey."
"Finn?" kam es dann leise von Raider und ich hörte ein leises Poltern am Ende der anderen Leitung.
"Warte kurz." Nach einem kurzen Moment hörte ich, wie eine Tür zugeschlagen wurde.
"Okay. Es müssten noch alle schlafen, aber sicher ist sicher. Ich hätte nicht gedacht, dass du anrufst."
Ich schnaufte.
"Ironischerweise ist Luke dafür verantwortlich."
"Oh." Kurz herrschte schweigen am Telefon, da niemand wusste, was er sagen sollte.
"Wo wohnst du jetzt eigentlich?" fragte ich, weil mir auffiel, dass ich das noch gar nicht wusste.
"In Potsdam. Und du?"
Ich hob eine Augenbraue.
"Ich dachte, ihr wärt weiter weg gezogen. Potsdam ist von mir aus, etwa zehn Minuten."
Ich ließ mich aufs Bett sinken und zupfte ein bisschen an dem Stoff meiner Bettwäsche.
Es war so unbeholfen, mit Raider zu reden. Wir waren uns fremd geworden.
"Sollen wir uns mal treffen?" Ich seufzte.
"Aber was soll das bringen? Die Situation wird sich nicht ändern. Du wirst immer noch nach der Pfeife deiner Mutter tanzen. Du wirst immer noch mit jemanden verlobt sein, den du nicht liebst. Es würde sich nichts ändern. Und ich will mir das nicht nochmal antun." Ich merkte, wie Raider zögerte und offenbar nicht wusste, was er sagen sollte. Da er wusste, dass ich recht hatte. Nichts würde sich ändern.
"Aber einmal können wir uns doch treffen oder? Ich möchte das nicht am Telefon besprechen." Ich kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum. Wie Luke schon gesagt hatte, schlimmer ging es auch nicht mehr.
"Na schön. Du kannst morgen zu uns kommen. Ich schicke dir die Adresse."
"Zu uns?" kam es unsicher von Raider und nickte, obwohl er es nicht sehen konnte.
"Wir wohnen zusammen."
"Oh. Okay. Aber ihr seid nicht zusammen?" Ich runzelte die Stirn. Niemand hatte es bemerkt, wieso also Raider?
"Woher weißt du das?" Raider lachte leise auf.
"Du konntest mich noch nie anlügen." Eine Weile herrschte wieder schweigen.
"Dann sehen wir uns morgen." verabschiedete ich mich.
"Ja. Bis dann."
"Bis dann." Ich legte auf und sah mein Handy stumm an. Ich hoffte es war die richtige Entscheidung gewesen und Raider würde nicht wieder Mist machen.
"Finn?" hörte ich Lukes leise Stimme hinter mir und ich drehte mich um.
"Ja?" Unsicher musterte Luke mich.
"Kannst du mir was versprechen?" Aus Reflex nickte ich.
"Du hast mal gesagt, dass du dich wahrscheinlich in Raider verliebt hättest, wenn er nicht gegangen wäre. Kannst du mir versprechen, dass das nicht passiert?" Lukes Frage schockte mich ein bisschen. Denn erst jetzt wurde mir klar, dass ich nur einen von beiden haben konnte.

Soll ich nur das reguläre Ende mit der Person schreiben, für die ich mich entschieden habe oder noch ein alternatives, da eure Meinungen zu Raider und Luke ja ziemlich gleichauf waren?