Kapitel 10

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PoV Lukas

Die Angst schnürrte mir die Kehle zu und es fiel mir schwer zu reden. Kyles Grund warum er sich nicht gemeldet hatte, war zugegeben richtig dumm, auch wenn er es irgendwie auf jeden Fall geschafft hätte uns zu kontaktieren. Aber dennoch hatte er mich nicht betrogen.
"Auch wenn du vielleicht nichts dafür konntest, hast du dich die letzten vier Monate nicht gemeldet. Ich wusste nicht was los ist. Ob dir was passiert ist. Wie es geht. Ob du vielleicht... jemand anderen gefunden hast." Bei den Worten schüttelte Kyle sofort den Kopf.
"Dementsprechend ging es mir richtig scheiße. Nach dem ersten Monat hatte ich schon fast zehn Kilo abgenommen. Dustin hatte wieder nur Augen für Tim und Chiara musste arbeiten von früh bis spät. Finn war als einziger für mich da, hat mir in den Arsch getreten, mich zum essen und rausgehen gezwungen." Ich senkte den Blick, wollte Kyles Gesichtsausdruck nicht sehen.
"Und es wurde wieder besser. Ich konnte wieder lachen. Zumindest manchmal. Finn hat mir mehr oder weniger geholfen nicht durchzudrehen. Aber die letzte Woche war es wieder schlimmer. Wie am Anfang. Ich wusste nicht ob du wieder kommst. Was passiert wenn du wieder kommst." Ich unterbrach wieder und schüttelte mich. Mehrfach versuchte ich den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.
Zögerlich hob ich ein Stück den Blick und traf auf Kyles. Er sah verwirrt, traurig und auch ein wenig ängstlich aus.
"Lukas, wenn du mir damit sagen willst, dass du was für Finn empfindest-" Kyles Stimme klang rau und er unterbrach sich selber.
"So ist das nicht. Es geht noch weiter." Kyle nickte und sah mich an.
"Gestern war dann der Höhepunkt meiner depressiven Stimmung errichtet und ich habe mich total abgeschossen. Zusammen mit Finn. Ich kann mich an nichts mehr von dem Abend erinnern. Ich weiß nur das-." Diesmal unterbrach ich und atmete tief durch. Ich versuchte so gut es ging das Pochen in meinem Kopf und das Stechen in meinem Herz zu ignorieren. Kyle hatte die Wahrheit verdient, aber die Angst vor seiner Reaktion brach mir fast das Herz.
"Das was?" fragte Kyle und schien bereits einen Verdacht zu haben.
"Wie gesagt: ich kann mich an nichts erinnern. Aber heute morgen sind wir aufgewacht....zusammen." Das letzte flüsterte ich nur noch und senkte den Blick um seine Reaktion nicht sehen zu müssen. Jetzt war es raus.
Ich wusste das er es verstanden hatte, aber er sagte nichts. Die Tränen die ich schon die ganze Zeit unterdrückte liefen jetzt über meine Wangen.
Hemmungslos weinend stand ich somit im Wohnzimmer und wollte am liebsten im Erdboden versinken.
"Kyle, sag was. Schrei mich an, schlag mich, aber mach was!" weinte ich und ich fuhr mir mit der Hand übers Gesicht, aber immer wieder traten neue Tränen aus meinen Augen.
Bis jemand meine Hände packte und von meinem Gesicht wegzog. Ich spürte wie diese Person mit seinem Daumen meine Tränen wegwischte und dann mein Kinn anhob. Zögerlich öffnete ich meine Augen und sah Kyle an.
Ich erkannte den Schmerz in seinen Blick und auch Trauer. Aber da war noch etwas anderes. Besorgnis.
"Lukas." flüsterte Kyle und legte seine Stirn gegen meine.
"Ich hasse dich dafür, dass du mir das jetzt antust." brachte er hervor. Sofort entwich mir wieder ein schlunzen.
"Bitte hass mich nicht." Meine Stimme brach gegen Ende und ich schlang meine Arme um Kyle und presste mich fest an ihn.
"Natürlich hasse ich dich nicht. Ich bin verletzt. Aber ich kann dir nicht mal einen Vorwurf machen. Das gerade war ein Schlag in die Fresse. Aber das was du wegen mir durchmachen musstest war schleichend. Tat mit jedem Tag mehr weh. Vorallem da du nicht wusstest was los ist. Ich denke wir müssen beide wieder vertrauen zum anderen aufbauen." Ich nickte an seiner Schulter und sah zu ihm hoch.
"Bevor wir nochmal vorne anfangen...kannst mich bitte küssen?" fragte ich leise und keine Sekunde später spürte ich Kyles raue Lippen auf meinen und seufzte auf. Viel zu lange hatte ich das nicht mehr gespürt und als Kyles Zunge in meinen Mund vor drang und anfing meine zu umspielen, dachte ich mein Herz würde vor Aufregung zerspringen.
Dann löste Kyle sich von mir und stellte sich vor mich.
"Hallo, hübscher Mann. Ich bin Kyle." Kyle hielt mir seine Hand hin und ich musste auflachen. Ergriff sie aber trotzdem.
"Lukas."
"Also, Lukas darf ich dich auf einen Drink einladen?" Ich nickte und meine Ängste, die ich eben noch gehabt hatte, waren wie weggeblasen. Vorerst.

Freundschaft oder LiebeWhere stories live. Discover now