Zirkon

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Als meine Eltern einen Tag darauf nachhause kamen hatte ich eine Bitte, die ich zuvor noch nie gestellt hatte.

„Du willst meine Kreditkarte?", fragte Mom überrascht und sah meinen Vater kurz erstaunt an. „Wofür?"

„Ich...würde gerne eine Party schmeißen...für meine Freunde."

„Und die Karte brauchst du weil...?"

„Es etwas Besonderes sein soll", antwortete ich seufzend. Ich hatte eigentlich gehofft meine Mutter alleine anzutreffen, aber gerade als ich angefangen hatte mein Anliegen vorzutragen, war Dad dazu gekommen.

Mein Vater öffnete bereits den Mund, aber Mom hielt ihn davon ab. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich dann wieder mir zu. „Wir erstellen dir ein eigenes Konto, das wurde ohnehin längst überflüssig." Anschließend holte sie ihre Geldbörse heraus und überreichte mir eine schwarze MasterCard. „Bis dahin kannst du diese benutzen, ich habe dich bereits von Anfang an dazu geschrieben."

Ich war für einen langen Moment sprachlos, bevor ich ihr die Karte aus der Hand nahm. „Danke."

„Schon gut", Mom lächelte mich mit etwas vergleichbarem wie Verständnis in den Augen an und mir wurde klar, dass sie wohl wirklich verstand. Sie musste das gleiche wie ich durchgemacht haben – wahrscheinlich noch immer. Wir alle drei waren konfrontiert mit dem Image der ‚Neureichen', nur mussten wir in verschiedenen Gesellschaftsschichten damit umgehen.

„Mach keinen Blödsinn."

„Wohin denkst du denn alter Mann."

Dad lächelte Kopfschüttelnd, während ich die Karte in die hintere Hosentasche steckte.

„Du bist nicht im Takt."

Ich sah auf und begegnete Luhans Augen, die stechend auf mir lagen. „Wie bitte?"

„Du bist zu langsam, nicht im Takt."

Alle Augen waren auf mich gerichtet, ich senkte den Kopf. „Sorry, ich war nicht ganz bei mir."

Luhan zuckte die Achseln und drückte erneut auf einen Knopf auf der Fernbedienung in seiner Hand, um die Musik zu starten. Ich gab mir Mühe nicht abzuschweifen, immerhin war die Choreographie wirklich nicht schwer und ich hätte sie wahrscheinlich mit geschlossenen Augen perfekt ausgeführt, aber ich konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, was heute Vormittag passiert war.

Über den ganzen Vormittag hatte er mich ignoriert, nicht jedoch wie üblich mit kalter Distanz, sondern als wäre ich ein Tier, dass sich neben ihn niedergelassen hatte. Er verzog angewidert das Gesicht und rückte demonstrativ ein wenig zur Seite wenn ich ihm zu nahe kam. Dementsprechend war es eine Ignoranz bei der er mir unmissverständlich klar machen wollte, was er von mir hielt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte.

„Okay das reicht für heute, wir sehen uns nächste Woche", Luhan warf ein warmes Lächeln in die Runde und Lay huschte aus dem Raum, noch bevor irgendjemand sich gerührt hatte. Freundschaft mit ihm zu schließen war ähnlich wie einen Sechser im Lotto zu erzielen.

„Du warst wirklich abgelenkt heute", sagte Luhan mit ruhiger Stimme, während er sich neben mich setzte.

„Wenn ich störe, sollte ich vielleicht nicht wiederkommen."

„Darum geht es nicht." Luhan wischte sich die blonden Strähnen nach hinten. Sogar er hatte seine Haare blond und versuchte mich darüber zu unterrichten. „Willst du mir nicht einfach sagen, was dir durch den Kopf geht?"

Ich sah ihn lange wortlos an, bis Luhan mit einem Seufzen aufgab. „Gut, dann eben nicht. Hast du schon gegessen?"

Ich blinzelte mehrfach, ich hatte total vergessen in der Mittagspause zu essen, ich war viel zu beschäftigt damit gewesen über Sehun nachzudenken. Ich schüttelte langsam den Kopf.

DiamantenstaubWhere stories live. Discover now