Opal

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Ich ging am Montag wieder in die Schule. Nicht weil ich mich besser fühlte, oder ähnliches. Ich hatte den gesamten Samstagabend im Hausflur verbracht, bis ich endlich genug Kraft hatte um mich mithilfe der Wand wieder auf die Beine zu rappeln.

Kyungsoo hatte sein Zimmer über das Wochenende kaum verlassen und als ich am Sonntag an seine Tür geklopft hatte, hatte er mich ignoriert. Er war irgendwann für eine Weile verschwunden, aber sowohl das, als auch seine Wiederkehr hatte ich erst später bemerkt, so dass er mir erfolgreich aus dem Weg gegangen war.

Auch heute hatte Kyungsoo das Haus wieder deutlich vor mir verlassen. Ich schleppte mich schwach durch die Straßen und nur langsam die Treppe in die oberen Stockwerke hinauf. Ich bereute meine Entscheidung in die Schule zu gehen beinahe, als ich spürte wie kalter Schweiß sich auf meinem Rücken sammelte, aber ich würde Sehun die Genugtuung - einfach nicht zu kommen - nicht geben. Das war es doch, was Sehun wollte, nicht wahr? Er wollte mich von der Seongon fernhalten und ich würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um ihm genau dies zu verwehren.

Und dennoch, ich verstand erst wie bodenlos wütend ich tatsächlich auf Sehun war, als ich ihn neben Chanyeol und Kyungsoo vor dem Klassenzimmer stehen sah.

Ich dachte an meine Schläger zurück („Liebe Grüße", hatte einer von ihnen gesagt) und natürlich an meine schmerzenden Wunden und ballte die Hände zu Fäusten. Sehun hatte dieses Mal nicht nur Grenzen überschritten, er hatte sie verflucht noch einmal überrundet.

Ich war so wütend, ich stellte mir vor, ihm einfach direkt hier und jetzt ins Gesicht zu schlagen, auf die Gefahr hin, dass ich von der Schule flog und meine Eltern involviert würden. Ich sah es förmlich vor mir, wie ich einfach auf ihn zugehen würde und...

Und dann hätte Sehun gewonnen.

In der Sekunde in der ich von der Schule flog, war er mich los und hatte genau das erreicht, was er wollte.

Dieser Gedanke war so abscheulich, dass ich meine Hände lockerte und mir stattdessen innerlich ausmalte wie wütend es ihn machen würde, wenn ich lässig an ihm vorbeilaufen würde. Hölle ich würde ihm sogar ins Gesicht lächeln und ihm damit beweisen, dass er mich nicht unterbekommen hatte!

Ich war bereit meine Vorstellung in Realität umzusetzen, als ich unerwartet aufgehalten wurde.

„Hey", lächelte Luhan und nahm seine Hand von meinem Arm. Vorsichtig als hätte er Angst ich würde unter seiner Berührung zerbrechen. „Wie geht es dir?"

Ich mochte Luhan. Also wirklich, ich mochte ihn sehr. Jetzt da ich den älteren Mann besser kennengelernt hatte, konnte ich mit Zuversicht sagen, dass er großartig und ein klasse Mensch war. Aber gleichzeitig hatte er gerade meinen großen Auftritt zerstört und meine ganze Mühe von Zuhause bis hierher zu kommen zu Nichte gemacht. Verflucht.

Ich senkte die Stimme ein wenig. „Wegen dir kann ich Sehun jetzt nicht triumphierend ins Gesicht Lachen."

Luhan schnippte mir mit zwei Fingern gegen die Stirn. „Das heißt Sie für dich", zischte er zurück. „Wir sind nicht bei mir Zuhause."

Ich runzelte die Stirn und strich mir über den wunden Punkt. „Was machen Sie überhaupt hier? Minseok hält die erste Stunde."

„Minseok ist noch verhindert."

„Und?", hakte ich nach, denn das erklärte noch immer nicht, was Luhan hier suchte.

Er lief tatsächlich ein wenig rot an und wandte sich kurz zur Seite, als würde er noch nach anderen Schülern Ausschau halten. „Ich war in der Gegend."

„Sie sind wegen mir hier, nicht wahr?", flüsterte ich, so dass auch wirklich nur Luhan es hören würde. „Sie werfen ein Auge auf mich."

„Ist das so abwegig? Minseok und ich hielten es für die beste Möglichkeit, um dich zu beschützen."

DiamantenstaubWhere stories live. Discover now