Obsidian

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Meine Mutter war eine Hexe wenn es darum ging mich in den falschen Momenten zu lesen. Zugegeben, Kyungsoo war ihr genauso ausgeliefert und mit uns beiden gemeinsam, hatte sie ein einfaches Spiel.

Sie schien augenblicklich zu bemerken, dass sich etwas zwischen Kyungsoo und mir verändert hatte. Ihre Augen waren klug und misstrauisch, sobald sie und Dad nachhause gekommen waren, doch sie sagte nichts, sondern warf uns nur skeptische Blicke zu.

Wir aßen gemeinsam zu Mittag und wir erzählten wie die Schule war, bevor Mom und Dad von geschäftlichem redeten. Als Kyungsoo und ich uns schließlich – wegen unseren Hausaufgaben – in unsere Zimmer verabschiedeten, entließen wir beide ein erleichtertes Seufzen.

„Deine Mutter weiß es."

„Sie ist erst seit zwei Stunden Zuhause", murmelte ich und setzte mich neben Kyungsoo auf mein Bett.

„Sie weiß es trotzdem. Sie wusste es wahrscheinlich in der ersten Sekunde."

„Sie ist gruselig."

Kyungsoo antwortete nicht. „Erzählen wir es ihnen?"

Meine Kehle wurde eng. „Möchtest du?"

Kyungsoo zögerte, bevor er den Kopf schüttelte. „Nein, noch nicht."

„Okay." Ich war zugegeben etwas erleichtert darüber. Kyungsoo und ich...wir hatten doch erst vor wenigen Tagen damit begonnen ‚etwas' zu entwickeln und das nach so vielen Jahren enger Freundschaft. Außerdem hatte ich ihm noch immer nicht gesagt, was ich für ihn empfand, stattdessen nur darum gebeten, dass wir unserer Beziehung jetzt noch keinen Namen gaben.

Es schwebte zwischen uns und ich glaubte wir beide waren uns bewusst, dass wir irgendwann aussprechen mussten, was wir nun waren aber jetzt war es noch einfacher nichts dazu zu sagen.

Kyungsoo legte müde seinen Kopf auf meine Schulter ab und mein Arm zog ihn automatisch näher an mich.

„Jongin?"

„Hm?"

Er antwortete lange nicht und träge Stille legte sich über uns. Ich war wieder so müde wie im Musikunterricht und etwas schwer vom Mittagessen. Kyungsoo schien es nicht anders als mir zu ergehen. „Ich sollte-"

„Bleib", sagte ich sofort. „Ich meine-"

„Okay."

Wir hatten noch immer unsere Schuluniformen an, als ich die Bettdecke anhob und Kyungsoo und ich gemeinsam drunter schlüpften. Es war warm und Kyungsoo kuschelte sich noch enger an mich. Er hatte schon immer so viel Wärme wie möglich gesucht. Ich war froh, dass ich ihm diese Wärme geben konnte. Meistens. Ab jetzt für immer. Vielleicht, wenn Kyungsoo das wollte und ich-

Ich spürte Kyungsoos Lippen gegen meinen Hals streichen und schob ein Bein zwischen seine, so dass sich der Abstand zwischen uns noch mehr verringerte.

„Jonginnie", flüsterte er und seine Stimme klang wie weit entfernt. „Erinnerst du dich an deinen sechsten Geburtstag?"

Bunte Ballons und ein Kuchen mit gelbem Zuckerguss kamen mir in den Sinn und Kyungsoo und andere Freunde aber... „Ein wenig."

„Du hast geweint als Hangum, aus der Nachbarschaft, gesagt hat, dass du mich nicht heiraten kannst." Seine Lippen formten ein Lächeln gegen meinen Hals. „Du warst wirklich wütend auf ihn und deine Eltern mussten dich mit ihrem Geburtstaggeschenk für dich beruhigen damit du aufhörst Sand nach ihm zu werfen."

„Ich erinnere mich nicht wirklich daran", flüsterte ich. Irgendwann waren meine Augen zugefallen aber ich konnte nicht sagen, wann es geschehen war.

DiamantenstaubWhere stories live. Discover now