Demantoid

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Das Haus hatte gigantische Ausmaße und war locker das größte auf der gesamten Straße – was beeindruckend war, weil die meisten Häuser dreistöckig und in die Länge gezogen waren. Meine Augen schweiften nur flüchtig über die Holz und Glasfassade, bevor ich mich zu Sehun umwandte.

„Hier wohnt Kris?"

„Nein."

Ich starrte ihn an, meine Hand schnellte nach vorne, bevor er weitersprechen konnte. „Und was machen wir dann hier?! Soll das ein verdammter Scherz sein?!"

„Jongin", sagte Minseok und griff nach meinem Arm. Meine Finger waren in Sehuns Jacke vergraben.

„Lass mich los du Pavian. Wir sind bei Zitao."

„Wieso?"

„Jongin!" Ich ließ los, weil Minseoks Stimme strenger geworden war.

„Weil Kris hier ist, du Volltrottel."

„Wieso sollte er hier sein?", fragte ich verwirrt.

„Himmel" Sehun verdrehte die Augen. „Er ist immer bei Zitao." Damit ging Sehun an mir vorbei und drückte auf einen Knopf, der in die Steinsäule neben dem Eingangstor eingelassen war.

Es dauerte nicht lange bis Zitaos Stimme durch die Sprechanlage knisterte. ‚Sehun? Was machst du hier?'

„Hey Zitao, ist Kris bei dir?"

‚Ja, wieso?'

„Lässt du uns kurz rein? Es ist wichtig."

Das Tor schwang auf, ohne dass Zitao noch eine Antwort gab. Die Seongon-Schüler, unberührt von dem Anblick einer Villa, schritten ohne zu zögern über den Weg neben der Einfahrt, während meine Yokseng Freunde noch immer staunend zurückblieben.

„Kein Scheiß, wer braucht so viel Platz?", murmelte Ravi und riss sich endlich von dem imposanten Anblick los.

„Nicht das ich den Platz bräuchte, aber ich wüsste bestimmt was damit anzufangen", antwortete Amber, richtete den Kragen ihrer (viel zu dünnen) Bomberjacke und marschierte dann den Seongon Schülern hinterher.

„Lebst du ebenfalls in so einem großen Haus Jongin?", fragte Hyuk, der zu mir aufgeschlossen hatte.

Ein Stich schlechten Gewissens durchzuckte meine Brust. Ich hatte sie nie zu mir eingeladen und das eine Mal, als Ravi vorbeigekommen war, (ungeladen) war unschön geendet. „Nicht ganz so groß", antwortete ich und schob meine Gedanken mühsam von mir. Jetzt galt es an Kyungsoo zu denken. Nur an Kyungsoo.

Zitao öffnete uns in enger Jeans und lässigem T-Shirt die Tür. Seine Stirn zog sich in Falten sobald er die Meute vor seiner Tür sah. „Was ist? Wollt ihr hier 'ne Party schmeißen. Ich hab zwar genug Alkohol da ab-" Sein Blick schweifte zu Minseok und Luhan herüber. Er räusperte sich stark. „Tee und Kakao meine ich. Ich hab Tee und Kakao da."

„Dürfen wir reinkommen?", fragte Sehun, ohne auf Zitaos Verwirrung einzugehen. „Wir müssen mit Kris reden?"

„Ihr ALLE?" Er deutete mit dem Kinn nach vorne. „Wer sind die da eigentlich?"

„Hat er gerade ‚die da' zu uns gesagt?", flüsterte Henry Amber zu. Das dauerte alles viel zu lange.

„Ich muss mit Kris reden", unterbrach ich. „Bitte lass uns rein."

Zitao zuckte die Achseln und trat schließlich zur Seite. „Was auch immer, ich habe keine Ahnung worum's geht, aber wen kümmert's."

„Das stört dich im Matheunterricht doch auch nicht", sagte Luhan und tätschelte Zitao freundlich die Schulter als er hereinkam.

DiamantenstaubWhere stories live. Discover now