Jadeit

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Beim Abendessen nach meiner Nachhilfestunde mit Minseok konnte ich nicht aufhören Kyungsoo anzustarren. War er wirklich wieder in Schwierigkeiten ohne dass ich es bemerkte?

„Ich gehe gleich noch zu einem Freund", sagte Kyungsoo dann. „Wenn das in Ordnung geht?"

„Natürlich Kyungsoo", sagte meine Mutter sanft. Ich wusste, dass sie es liebte Kyungsoo in ihrer Nähe zu haben und Mutter für ihn zu spielen. „Sollen wir euch später abholen?"

„Nur Kyungsoo", korrigierte ich. „Ich bin müde."

„Oh verstehe", lächelte sie. „Sag Jongin, könnte es sein dass Kyungsoo beliebter ist als du?", stichelte sie. „Nicht das das ein Wunder wäre."

„So ist es nicht", verneinte Kyungsoo, obwohl es genauso war. Jetzt noch. „Und ich denke ich komme alleine zurecht. Er lebt nicht weit weg und ich bleibe auch nicht zu lange."

„Du kannst immer anrufen", versicherte mein Vater. „Okay?"

Kyungsoo bedankte sich und beendete sein Abendessen stillschweigend. Ich bekam keinen einzigen Bissen Reis mehr hinunter.

Kyungsoo verschwand kurz darauf in seinem Zimmer und ich entschuldigte mich ebenfalls vom Esstisch. Ich wartete vor seiner Tür, bis er mit seinem Schulrucksack wieder hinauskam. Er lief beinahe gegen mich und gab einen überraschten Laut von sich.

„Was tust du hier?"

Ich nahm einen tiefen Atemzug und schob ihn dann sanft an den Schultern zurück in den Raum und schloss die Tür mit einem Fuß. „Nur ganz kurz, bitte schrei mich nicht an."

Kyungsoos Stirn legte sich in Falten. „Was willst du Jongin?"

Ich schloss für einen Moment gepeinigt die Augen. „Bitte geh nicht."

„Was?"

„Geh nicht. Du willst zu Sehun, nicht wahr? Bitte geh nicht."

Kyungsoo starrte mich lange mit seinen großen, schwarzen Augen an, bevor er langsam die Arme vor der Brust verschränkte. „Wieso sollte ich auf dich hören?"

„Kyungsoo..." Gott das war schwerer als gedacht. „Ich weiß dass ich ein Arsch war. Bin. Du weißt schon. Aber du solltest dich wirklich nicht mit Sehun abgeben. Bitte Soo, ich...ich weiß wovon ich spreche."

„Sehun...ich denke er ist kein schlechter Kerl", sagte Kyungsoo langsam.

Wenn Worte sich in Gegenstände manifestieren könnten, dann hätten Kyungsoos sich gerade in Pfeile verwandelt. Pfeile die mich aus nächster Nähe durchbohrten. „Er manipuliert dich." Ich war unbewusst nach vorne geprescht und packte Kyungsoo an den Schultern. „Soo er will nicht dein Freund werden, er benutzt dich nur, weil-"

„Wieso?", fiel mir Kyungsoo ins Wort. Seine Stimme war komplett ruhig, obwohl meine Fingernägel sich unangenehm in sein Fleisch bohren mussten. „Welchen Gewinn bringt es ihm schon Freundschaft mit mir zu schließen?"

„Er will mich..."

„Er weiß nicht, dass wir befreundet-", Kyungsoo zögerte für einen Moment. „Sind. Ich habe es ihm nicht erzählt. So wie du es wolltest."

„Soo..."

„Jongin, ich denke du hast keine Ahnung wer Sehun wirklich ist."

„Und du weißt es?", schnaubte ich.

Er trat einen Schritt von mir fort und schenkte mir ein kleines Lächeln. Es war mitleidig – so hatte er mich schon oft angesehen, wenn ich unnötig wütend geworden war und er wusste, dass ich es bereuen würde, sobald ich wieder ruhiger geworden war. Gott ich kannte ihn so gut. Und er kannte mich noch viel besser. „Ich denke ich verstehe ihn ein wenig, ja."

DiamantenstaubWhere stories live. Discover now