Chrysokoll

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Ich wusste nicht wie mir geschah, als plötzlich ein sengender Schmerz durch meine Schulter fuhr. Ich stolperte, streckte die Hände aus und konnte mich gerade so noch abfangen. Meine Schulter pulsierte unangenehm im Takt meines Herzens.

Sehun stand vor mir, als ich herumwirbelte, sein Gesicht in einer Grimasse verzogen. „Aus dem Weg Kim Jongin."

Er hatte mich gestoßen, von hinten, ich war gegen den Türrahmen gelaufen. All die Informationen brauchten eine Weile um einzusickern und als sie endlich verarbeitet waren, stieß mich Sehun auf ein Neues, mit beiden Händen direkt gegen die Brust. Ich kollidierte mit der Wand hinter mir, mein Kopf schlug hart gegen den Beton. Sehun kam näher, mit schleifenden, trägen Schritten. Schüler hielten im Gang inne und beobachteten uns, tuschelten leise. Hinter Sehun standen Chanyeol und Baekhyun. Ich sah noch ihre überraschten Gesichter, als Sehun plötzlich ganz nahe getreten war, ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht und mein Magen drehte sich herum.

„Du solltest verschwinden Jongin", flüsterte er. „Ich will dich hier nicht mehr sehen." Er stupste meine Schulter noch einmal an, die die ohnehin schon schmerzte und lächelte mir dann breit ins Gesicht.

Ich stand einfach da, fassungslos, hilflos. Ich hatte keine Ahnung, was eben passiert war. Als ich wieder aufsah waren Baekhyun und Chanyeol fort, Sehun hinterher. Ich bemerkte die Blicke der anderen auf mir. Spöttisch, verwirrt, hochnäsig, überrascht.

Ich wollte nur fort, griff nach meinem Rucksack, der mir von der Schulter gerutscht war, als Sehun mich zum ersten Mal gestoßen hatte, als er Zentimeter von meinen Fingern entfernt plötzlich davongekickt wurde. Ich kannte den Jungen noch nicht einmal! Er ging einfach weiter mit einem hässlichen Lachen auf den Lippen.

Meine Hände zitterten zu Fäusten geballt an meinen Seiten. Ich ignorierte den Rucksack und lief dem unbekannten Schüler hinterher. Ich hörte ihn noch lachen, als ich ihn an der Schulter herumwirbelte. Das Lächeln fiel, ich sah seine Augen größer werden, als er die Faust bemerkte die zwischen uns in der Luft hing. Ich wurde zurückgerissen, noch bevor ich zuschlagen konnte. Ich protestierte und versuchte mich aus dem Griff der Person zu befreien, doch als ich herumwirbelte verließ mich alle Kraft.

„Was tust du da?", fragte Minseok mit unterdrücktem Zorn in der Stimme, ich hatte seine Augen noch nie so dunkel gesehen. Er zog mich fort von den anderen Schülern und ignorierte meine Proteste, bis wir im Lehrerzimmer angekommen waren. „Sei endlich still", fuhr er mich an, woraufhin ich unweigerlich zusammen zuckte. „Was ist in dich gefahren Jongin? Verprügelst du jetzt auch noch deine Mitschüler?"

„Sie haben nicht gesehen..."

„Mir ist egal, was ich nicht gesehen habe, es geht hier darum was ich gesehen habe!", rief Minseok. „Wieso hast du Streit angezettelt?"

Ich konnte nicht glauben, dass Minseok mich einfach ausschimpfte ohne die andere Seite der Medaille zu kennen. Nicht ich hatte diese Situation ausgelöst.

„Willst du dazu nichts sagen?"

Hölle lieber würde ich draufgehen, als jetzt noch mit Minseok zu sprechen.

„Wie du willst." Er griff nach meinem Ellenbogen und zog mich zu seinem Schreibtisch. „Setz dich, du gehst nicht eher, bevor du eine schriftliche Entschuldigung formuliert hast."

„Was ist hier los?", fragte Luhan, der gerade in den Raum gekommen war. Er sah verwundert zwischen Minseok und mir hin und her. „Was hat er angestellt?"

Ich schnaubte.

„Er hat versucht einen Schüler aus seiner Parallelklasse zu verprügeln", erklärte Minseok trocken, ich wusste nicht wieso seine Stimme so kalt klang. Minseok schien endgültig die Geduld mit mir ausgegangen zu sein.

DiamantenstaubWo Geschichten leben. Entdecke jetzt