Saphir

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(Das klingt zugegeben etwas eigenartig, aber Achtung, Spoiler Alarm für all diejenigen unter euch, die zufällig unbedingt vorhatten 'Siddhartha' von Hermann Hesse zu lesen - was ihr trzdm tun solltet ;D aber gut. Ich weiß in dem Fall auch nicht was ihr tun sollt - das Kapitel erst lesen wenn ihr das Buch gelesen habt wahrscheinlich. Wenn ihr es denn unbedingt lesen wolltet. Viel Spaß!)

Die zwei verbleibenden Tage vor Neujahr, kamen weder Sehun noch Kyungsoo zur Schule und Kyungsoo kam auch nicht nachhause.

Ich war mir sicher, dass er bei Sehun sein würde, doch als ich nach der Schule den Mut zusammengekratzt hatte um dort vorbei zu sehen, öffnete mir niemand die Tür. Es erinnerte mich wieder daran, dass ich Sehuns Eltern noch nie zuvor gesehen hatte und er das Haus immer für sich alleine hatte.

„Ist Kyungsoo wirklich in Ordnung?", fragte meine Mutter beim Abendessen. Ihr Gesicht war verzogen, während sie ihr Essen lustlos herumschob.

„Er ist bei einem Freund", sagte ich mechanisch, weil ich es in den letzten Tagen schon zu oft wiederholt hatte.

„Habt ihr euch gestritten Jongin?"

„Nein", log ich.

„Du kannst uns die Wahrheit sagen Jongin", sagte mein Vater und legte seine Hand über meine. „Wir sind deine Eltern."

„Es...es ist wirklich nichts." Meine Eltern tauschten bedrückte Blicke aus, bevor sie das Thema fallen ließen.

Kyungsoo kam auch am Silvestertag nicht zurück, noch reagierte er auf meine Anrufe oder Nachrichten. Chen hatte mich eingeladen das Fest bei ihm zu feiern, weil meine Eltern auf eine Party eingeladen waren auf die ich nicht mitkommen wollte, aber ich hatte ihm dankend abgesagt. Ich wollte das neue Jahr in meinem Bett begrüßen, mit dicken Decken über meinem Kopf und irgendeiner Neujahrs Kpop-Show im Fernseher.

Meine Eltern flatterten um mich herum wie zwei Spechte, nur deutlich nervöser und...menschlicher. Ich versicherte dass ich in Ordnung sei, dass sie bitte auf die Party gehen sollte und ich alt genug war um mich selbst zu beschäftigen. Dann schloss ich mich in meinem Zimmer ein (weil das sehr erwachsen ist) und hoffte meinen Punkt deutlich herübergebracht zu haben.

Für eine Weile lag ich regungslos auf meinem Bett und versuchte zu schlafen, als sich das als unwirksam erwies, versuchte ich Musik zu hören, dann durch meine Sozialen Medien zu scrollen und später landete ich auf YouTube. Nichts konnte mein Interesse packen und meine Gedanken nicht abschweifen lassen. Es war alles vergebens.

Ich legte mich Seestern-Style auf mein Bett, so dass mein Kopf von der Bettkante baumelte und starrte ins Leere. Ein tiefes, wirklich tiefes, Seufzen entkam mir, als ich das dünne Buch auf meinem Schreibtisch erkannte. ‚Siddhartha - Hermann Hesse'.

„Wahrscheinlich sollte ich dich Minseok einfach wieder zurückgeben", murmelte ich dem Buch zu. „Nicht dass ich jemals wirklich vorhatte dich zu lesen, nicht wahr?" Ich drehte mich auf den Bauch und starrte das Buch noch einen Moment länger an. „Kyungsoo liest viel, weißt du? Ich weiß nicht wieso - er sagt es macht ihm Spaß."

Das Buch antwortete nicht.

„Bist du gut?"

Keine Antwort.

„Was wenn du mich langweilst?"

Wenn das Buch hätte seufzen können, dann hätte es bestimmt geseufzt.

„Ich habe echt kein Interesse an dir." Ich stand auf, nahm das Buch vom Tisch und warf mich wieder auf mein Bett. „Was auch immer, dann kann ich wenigstens sagen, dass ich es versucht habe." Also klappte ich das Buch auf und begann die erste Seite zu lesen. Was folgte war ein Wirbelwind aus Seiten und Sätzen, die an mir vorüberzogen wie ein Schnellzug.

DiamantenstaubKde žijí příběhy. Začni objevovat