Kapitel 5

9K 385 34
                                    

Angst steckt in jeden von uns. Sie begleitet uns tagtäglich, ohne das wir es auch nur wissen. Manchmal ist sie deutlich greifbar. Manchmal bestimmt sie unser Leben. Prägt es. Wir haben angst davor etwas falsch zu machen oder zu sagen, angst jemand anderen zu verletzten oder andere zu enttäuschen. Wir haben angst davor, dass sich schlimme Ereignisse wiederholen. Angst vor Dingen oder anderen Menschen. Angst vor uns selbst.
Es ist ein Gefühl, welches wir meistens nicht mal steuern können. Es passiert unbewusst. Sie kriecht an uns empor, setzt sich fest und lässt nicht mehr ab. Manchmal ist die Angst so klein, dass wir sie nicht einmal bemerken und doch verändert sie etwas an uns. Manchmal ist sie aber so riesig, dass wir selbst nicht mehr damit klar kommen. Wir werden gelähmt, können nicht mehr denken, geschweige denn handeln. Sie ist wie eine unsichtbare Macht, die uns gefangen hält, uns die Luft zum atmen raubt.
Manche von uns schaffen es diese Ängste zu überwinden. Sie reißen sich aus ihren Fängen los. Manche versuchen sich von ihr zu befreien. Sie kämpfen mit allen Mitteln, um ihre Freiheit. Auch wenn es für sie nicht leicht ist, doch letztendlich besitzen sie den Willen und den Mut, um es zu tun. Doch diejenigen, sie aufgegeben haben.. Diejenigen, die es nicht schaffen sich von ihrer Angst zu lösen, werden von ihren Fängen festgehalten. Werden von ihr in die Knie gezwungen, von ihr erstickt.

Frustriert brummend lehnte ich meinen Kopf an die Schranktür meines Kleiderschranks. Seit geschlagener halben Stunde versuchte ich etwas zum anziehen zu finden. Aber egal, was ich aus meinem Kleiderschrank herausnahm, passte einfach nicht. Verflucht! Wieso machte ich mich überhaupt so verrückt? Es war doch nur eine einfache Verabredung unter zwei Arbeitskollegen. Ja verflucht, er würde mich noch nicht mal abholen. Einerseits weil es für mich doch noch einem Date näher kam und zum anderen, weil ich es einfach nicht wollte. Es war ja nicht so, dass Damien kein Gentleman war oder so. Natürlich hatte er mich gefragt, ob er mich abholen sollte, doch ich hatte abgelehnt und meinte, dass wir uns Vorort treffen würden. Zwar hatte er es nicht kommentiert, doch sein leicht skeptischer Blick war mir nicht entgangen.
Hinter mir hörte ich das Gekicher meiner besten Freundin. Mit einem bösen Blick wandte ich mich zu ihr. Kayla stand am Türrahmen angelehnt und starrte mich belustigt an.
>>Na? Keine Ahnung, was du zu deinem Date anziehen sollst<<, zog sie mich auf.
>>Lass den scheiß. Das ist kein Date<<, knurrte ich, aber sie lachte. Also echt... Manchmal hätte ich ihr wirklich eine rein hauen können.
Noch immer kichernd, stieß sie sich vom Türrahmen ab und kam auf mich zu, nur um dann einen Blick in meinen Schrank zu werfen. Sie brauchte nicht einmal drei Minuten, um das perfekte Outfit zu finden.
>>Hier<<, sagte sie mit einem frechen Grinsen und reichte mir meine schwarze High Waist und eine cremefarbige Bluse, welche etwas größer war. Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Eigentlich hätte ich gedacht, dass sie mir irgendein hautenges Kleid aufzwingen würde, aber das hatte mich dann doch etwas überrascht.
>>Was ist? Du sollst doch nicht gleich aussehen, als hättest du es wirklich nötig.<< Sie zuckte mit den Schultern und bekam gleich einen Box von mir gegen den Arm verpasst. >>Aua!<<, keifte sie und rieb sich die Stelle. Dafür streckte ich ihr nur die Zunge raus und schnappte mir die Sachen, um gleich darauf im Bad zu verschwinden.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, schminkte ich mich dezent und fuhr mir mit den Fingern durch meine dunklen Haare. Sie waren von Natur aus leicht gelockt. Ich mochte das an mir, weshalb ich nie viel mit ihnen zu machen brauchte. Die Bluse hatte ich, nicht zu streng, in die Hose gesteckt.
>>Kommst du jetzt?<<, rief Kayla vom Wohnzimmer aus.
>>Jahaa!<<, brüllte ich zurück und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Damit ging ich raus und stellte mich direkt vor meine beste Freundin, die mich genau musterte, und drehte mich einmal um die eigene Achse.
Ein verschmitztes Grinsen erschien auf ihren Lippen. >>Also wenn er dich bei diesen Aufzug nicht gleich vernascht, dann weiß ich auch nicht weiter.<<
Seufzend verdrehte ich die Augen. >>Du bist echt unglaublich.<<
>>Ich weiß<<, erwiderte sie mit gespielter Arroganz und warf ihre schokobraunen Haare nach hinten.
Lachend schüttelte ich den Kopf und schnappte mir meine Jacke, die ich mir gleich anzog. Die schwarzen Stiefelletten hatte ich mir bereits vorher angezogen.
>>Okay. Bin weg<<, sagte ich und griff nach meiner Handtasche.
>>Um zehn bist du wieder da, junge Dame!<<, rief sie mir hinterher und hatte diesen mütterlichen Ton aufgesetzt.
>>Du kannst mich mal!<<, rief ich zurück und hörte sie nur noch lachen, als ich die Wohnung verließ. Sie war echt unmöglich.

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now