Kapitel 21

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Seit einer verdammten Stunde saßen wir bereits in irgendeinem Krankenhaus, irgendwo in Kentucky. Während die anderen überhaupt nicht stillsitzen konnten, war ich noch immer wie gelähmt. Zwar war das Blut von meiner Hand bereits verschwunden, doch es fühlte sich noch immer so an, als wäre es da. Als würde es meine Hand noch immer rot färben.
Der Schock in mir saß tiefer den je. Ich hätte etwas tun sollen. Immerhin hatte ich gesehen, dass es Nick nicht gut ging. Ausreden hin oder her. Ich hätte ihn aufhalten sollen. Aber ich hatte nichts getan und jetzt lag er verletzt und wurde auf mögliche Hirnschäden untersucht. Und ich.. Ich saß dort und konnte nichts für meinen besten Freund tun.
Meine Hand - auf die ich noch immer starre - wurde mit einem mal von einer ändern umschlossen. An der Größe und dem Aussehen wusste ich, dass diese Kaden gehörte. Meinen Blick hielt ich noch immer gesenkt, denn ich hatte nicht mal die nötige Kraft, sowie auch Motivation, um diesen zu heben.
>>Er wird schon wieder<<, flüsterte er mir leise zu und ich schaffte es nur mit größter Mühe zu nicken. Er musste es schaffen.
>>Leute, jetzt setzt euch hin<<, keifte er die anderen mit einem mal an und der Druck um meine Hand verstärkte sich ein wenig. >>Mit euren herum gezappel macht ihr das ganze auf nicht besser.<<
Ja, auch mein Bruder war ziemlich angespannt, denn Nick war für ihn ebenso wie ein Bruder. Genauso, wie für mich. Die beiden hatten sich bereits von Anfang an verdammt gut verstanden und ich wusste, dass er sich ebenfalls unheimliche Sorgen um Nick machte. 

Gerade als sich die anderen hinsetzten, wurden die Türen geöffnet und ein großer und älterer Mann im weißen Kittel trat hindurch.
In dem Moment war es so, als würde mein Körper eigene Kräfte entwickeln, denn obwohl ich völlig kraftlos war, sprang ich ruckartig von meinem Stuhl hoch, auf dem ich bis dahin gesessen hatte.
Nach mir folgten auch schon die anderen und wir umstellten den Arzt, damit er uns endlich über das Neuste informierte.
Da Kaden derjenige war, der am meisten gefasst war übernahm er das Sprechen für uns alle.
>>Wie geht es ihm?<<  
Der Doc sah kurz in seiner Unterlagen ehe er uns mit einem kleinen Lächeln ansah. >>Ihr Freund hatte wirklich Glück gehabt. Er hat nur eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen aber ansonsten geht es ihm gut.<<
Das waren Worte, die mir den ungeheuren Druck von der Brust nahmen. Es war das erste mal, seit dem Unfall, dass ich überhaupt richtig atmen konnte. Nick ging es gut.
Mia, die direkt neben mir stand, umschloss mich erleichtert mit ihren Armen und drückte mich schniefend an sich. Doch als ich das darauffolgende hörte, verflog die Freude schlagartig.
>>Es ist wirklich ein Wunder, dass der Sturz auf dem Tumor keine Schäden hervorgerufen hat.<<  
Da war wieder der Druck, der sich auf meine Brust legte und mir die Luft abschnürte.
Mias Arme, die mich umschlossen hielten, erschlafften und ich hörte die anderen noch geschockt die Luft einziehen, bevor ich mit einem mal alles nur noch stark gedämpft wahr nahm.
Das konnte doch nicht sein. Das konnte nicht wahr sein. Nick hätte es uns verraten. Er hätte es uns gesagt, wenn es krank wäre.
Meine Beine begannen zu zittern, ehe ich den Halt verlor und auf die Knie sackte. Irgendjemand versuchte mich noch rechtzeitig aufzufangen, schaffte es jedoch nicht. Ich wusste nicht wer das war, denn meine Wahrnehmung verschwand von Sekunde zur Sekunde immer mehr. 

>>Sie wussten nichts davon?<<, fragte der Arzt mit einem mal und ich bekam nur mit, wie mein Bruder irgendetwas sagte. Was es war, verstand ich jedoch nicht, aber das wollte ich auch nicht.
Alles was in meinem Kopf nur noch herrschte, war neben dieser Leere die Wörter des Arztes. Nick hatte einen Tumor und er hatte es uns nicht einmal gesagt. 

>>Sel.. Komm schon, hoch mit dir<<, hörte ich Kaden mit einem mal sanft zu mir sprechen. Er griff mir unter die Arme und versuchte mich wieder auf die Beine zu bringen. Nur hatten es ihm meine Beine nicht besonders einfach gemacht. Ich spürte sie nicht einmal richtig, um auf ihnen überhaupt zu stehen.
>>Selene, komm zu dir. Nick ist wach, wir können zu ihm.<<  
Ich fühlte mich Machtlos und das erste mal in meinem Leben bekam ich Angst. Und zwar so richtige.
Mein Leben lag hatte ich mich vor beinahe nichts gefürchtet. Ich nahm jede Herausforderung an, tat Dinge, vor denen andere flüchten würden. Doch die Tatsache, dass ich meinen besten Freund verlieren würde, jagte mir eine Scheißangst ein. Und ich wusste wirklich nicht, wie ich damit umgehen sollte. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now