Kapitel 28

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Nachdenklich saß ich auf der Couch mit dem Kopf an der Rückenlehne gelehnt und starte an die Decke.
Heute war es soweit. Heute war Sonjas Todestag.
Nach der Arbeit war ich direkt zu Nick gefahren. Ich musste mit irgendjemanden sprechen, der mir aufrichtig zuhörte.
Klar, Kayla tat es das auch, doch sie hatte nicht das richtige Feingefühl für solche Dinge.
Bei Nick war es anders. Er selbst hatte bereits vieles durchmachen müssen, weshalb er sich gut in meine Lage versetzen konnte. Ja, ich hatte es ihm erzählt. Ich wusste, dass ich nicht das Recht dazu hatte - immerhin hatte es mir Damien im Vertrauen erzählt -, aber ich wusste, dass wenn ich nicht mit irgendjemanden darüber sprechen würde, ich noch selbst an die Grenzen meiner eigenen Nerven ankommen würde.
Mein bester Freund hörte mir aufmerksam zu, sprach ab und zu seine eigene Meinung heraus und gab mir Rat, wie ich weiter vorgehen sollte beziehungsweise könnte. Außerdem schwor er mir, dass er es keinen anderen verraten würde.

>>Hier.<< Abrupt riss ich mich aus meine Gedanken und hob den Kopf. Dankend nickte ich und nahm das Glas Orangensaft entgegen, welches Nick mir reichte.
Nachdem das getan wurde, setzte er sich leicht versetzt neben mich und sah mich an.
>>Wann wirst du zu ihm fahren?<<
>>Gleich irgendwann<<, antwortete ich nachdem ich einen Schluck genommen hatte.
Die letzten Tage war es wirklich nicht leicht Damien von dem ankommenden Tag abzulenken. Und je näher dieser anrückte, umso schwieriger wurde es für mich. Ich musste zugeben, dass es mich doch ein wenig überforderte. Immer wieder versank er in sich selbst und ich war mir sicher, das er sich an diese Nacht zurückerinnerte und sich noch immer die Schuld für den Unfall gab.
Und ich.. Ich konnte nichts anderes tun,als ihm dabei zuzusehen, denn egal was ich ihm sagte; wie sehr ich ihn davon überzeugen wollte, dass es nicht seine Schuld war, nichts schien zu funktionieren.
Natürlich konnte ich auch sehen, dass er sich bemühte mir zu zeigen, dass es ihm gut ging, aber ich erkannte das genaue Gegenteil. Seine Augen verrieten ihn. Sie verloren dieses gewisse Leuchten, welches ich so sehr mochte und ich hasste es.
>>Er hat mir gesagt, dass ich einfach kommen soll, wann ich es will<<, fügte ich kurz darauf hinzu.
>>Aber ehrlich gesagt, habe ich keinen blassen Schimmer, was ich tun soll, wenn ich erstmal da bin. Ich meine, wie geht man mit so etwas um?<<  
>>Das kann ich dir nicht sagen, aber sei einfach nur da. Sei du selbst.<<
Seufzend stellte ich mein Glas auf dem Tisch ab und ließ mich wieder zurück gegen die Couchlehne sinken.
>>Kannst du nicht einfach mit kommen?<< Nick neben mir lachte und schüttelte den Kopf.
>>Vergiss es. Er ist dein Freund und nicht meiner.<<
Bei der Bezeichnung, stellten sich mir Prompt alle Nackenhärchen auf. Es war gerade mal ein paar Tage her, seit die Sache angesprochen wurde.
Seither jedoch hatte keiner von uns das Thema fallen gelassen, und ich war mir nicht wirklich sicher, ob ich es tun wollte. Ich wollte es mir nicht einmal vorstellen, dass er es sich vielleicht doch noch anders überlegt hätte. Andererseits hatten wir beide auch andere Dinge im Kopf.
Dennoch konnte ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen, nachdem Nick Damien als meinen Freund bezeichnet hatte.
Ich blieb noch einige Zeit bei ihm, bis ich schließlich aufstand und mich von Nick verabschiedete. Er hatte ja recht. ich hatte Damien versprochen zu ihm zu kommen und das würde ich auch tun. Also schnappte ich mir meine Sachen und machte mich auf dem Weg. 

**

Ein wenig nervös stand ich vor der Tür. Immerhin wusste ich nicht, was mich hinter dieser erwarten würde. Es war noch immer schwer für mich Damien in verschiedenen Situationen einzuschätzen. Zwar war er stets beherrscht und ruhig, doch hierbei konnte alles mögliche passieren.
Den Gedanken von mir abschüttelnd, klingelte ich schließlich an. Nur wurde die Tür nicht wie erwarten von Damien geöffnet, sondern von jemanden, den ich noch nie zuvor gesehen hatte.
Als er mich mit seinen dunkelbraunen Augen erblickte, erschien sofort ein ziemlich breites Grinsen auf seinem Gesicht, während er sich lässig an die offene Tür lehnte.
>>Na hallo. Wer bist denn du?<<, fragte er mich. Wahrscheinlich sollte das irgendwie sexy oder so klingen, nur leider ging das total daneben.
Während er mich von oben bis unten musterte, versuchte ich herauszufinden wer er war und wieso er sich in der Wohnung meines Freundes befand.
Er war groß, schlank und hatte ein breites Kreuz. Trainiert sah er nicht wirklich aus, doch er schien nicht der Typ für zu viele Muskeln zu sein. Lässige Kleidung, das viel zu überzeugte Lächeln und die blonden Haare. Er war ein Draufgänger, das sah man ihm direkt an. Und doch schien er das komplette Gegenteil von meinem Freund zu sein.
>>Und du bist..?<<, erwiderte ich die Frage, als ich mit meinen Überlegungen nicht mehr weiterkam. Als der Kerl gerade zur Antwort ansetzte, ertönte mit einem mal Damiens leicht genervte Stimme im Hintergrund.
>>Alec! Hör endlich auf rumzuspinnen und lass sie rein.<<
Aha, das erklärte natürlich alles. Das war also Damiens bester Freund.
Alec sah mich noch einmal an, bevor er endlich von der Tür wegging und mich damit reinließ. Sofort richtete ich meine Aufmerksamkeit auf den Mann, der alles in mir verrückt werden ließ, und der gerade aus der Küche kam.
Als er mich sah, lächelte er und kam direkt auf mich zu, um mir anschließend einen Kuss auf die Lippen zu geben. Wie auch schon bei den letzten anderen malen, wurden meine Knie weich und alle Bedenken von vorhin waren wie ausgelöscht. Daran würde ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now