Kapitel 18

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>>Nur gut, dass du so eine gute Tänzerin bist, denn beim Spielen bist du eine totale Niete.<<
Gerade noch hatte er den Satz beendet, da landete schon das Couchkissen in seinem Gesicht. Lachend sah Damien mich an und strich sich seine Haare zurecht, die durch das Kissen leicht verwüstet wurden.
>>Unterstehe dich!<<, kam es empört von mir. Dieses mal hatte ich beim Spielen komplett versagt. Es gab nur sehr wenige Momente, an denen ich die Töne überhaupt getroffen hatte. Aber zu meiner Verteidigung! Ich saß auf seinem Schoß, hatte seine starke Brust an meinem Rücken und sein Atem in meinem Nacken. Wie sollte man sich dabei denn auch konzentrieren können?!
>>Ich sag nur die Wahrheit<<, lachte er und stand von der Couch auf, auf die wir uns vor einer Weile gesetzt hatten.
>>Du hast mich auch abgelenkt<<, murmelte ich leise vor mich hin. Nur zu dumm, dass ich nicht leide genug war. Ein leises und dennoch tiefes Lachen entweicht seiner Kehle, als er nach den leeren Gläsern gegriffen hatte.
>>So, so. Abgelenkt habe ich dich.<<
Augenblicklich spürte ich die Hitze, die mir ins Gesicht stieg. Hastig senkte ich den Blick und versuchte mit allen was ich hatte nicht zu Damien zu schauen.
Dass ich auch nicht meine Klappe halten konnte!

>>Und wie habe ich dich abgelenkt?<<, fragte er nachdem er die Gläser in die Küche gebracht hatte und wieder zurück ins Wohnzimmer kam.
Als er sich neben mich zurück auf die Couch setzte, sprang ich hastig auf. Ich wollte es ihm nicht sagen. Es wäre einfach viel zu peinlich.
>>Ich sollte jetzt gehen.<<
>>Oh nein, keine Chance<<, kam es mit einem mal von ihm, ehe er mich am Handgelenk packte und mich zurück auf die Couch zog.
Überrascht davon kreischte ich leicht auf und saß damit halb auf seinem Schoß. Mal wieder.
>>Erst beantwortest du mir meine Frage und dann überlege ich mir, ob du gehen kannst.<<
Das Lächeln, welches er nun auf seinen Lippen trug, war schon beinahe teuflisch. Seit wann konnte er so lächeln? Und warum gefiel mir diese Art nur? Das war doch verrückt!
>>Damien<<, brummte ich verlegen, aber das brachte ihn nur noch mehr zum Grinsen.
>>Ich hab Zeit. Also?<<
Die Tatsache, dass ich mich noch immer halb auf seinem Schoß befand und dass seine Hand auf meinem Bein ruhte, war nicht mal so ablenkend, als das, dass er wirklich eine Antwort von mir erwartete.
>>Na weil.. Weil du Du bist<<, brachte ich schließlich hervor, obwohl es nicht einmal wirklich Sinn machte.
Herrgott noch mal! Wenn ich in seiner Nähe war, benahm ich mich, wie eine Bekloppte.  
>>Du bist echt verrückt<<, lachte er mit einem mal.
Brummend ließ ich mich zurück fallen, sodass nun meine Beine über seinem Schoß lagen.
>>Auch schon bemerkt?<<
Damien schien den seltsam betroffenen Unterton aus meiner Stimme herauszuhören. Dabei konnte ich mir nicht einmal erklären, woher dieser Ton überhaupt kam.
Seine Hand tätschelte leicht mein Oberschenkel. >>Im guten Sinne. Ich meine das im guten Sinne, Sel.<<  

Ich konnte nicht verhindern, dass sich mein Herz bei seinen Worten überschlug. Ich fühlte eine Erleichterung in mir und gleichzeitig war ich auch glücklich, sodass ich ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken konnte.
>>Du selbst musst verrückt sein, um sich überhaupt auf jemanden wie mich einlassen zu können.<<
Als ich ihn ansah, bemerkte ich den ehrlichen Blick, den er mir zuwarf.
>>Vielleicht brauche ich einfach nur etwas Verrücktes in meinem Leben.<< Jetzt war ich wirklich überrascht. Und sprachlos. Also so wirklich sprachlos. Ich wusste einfach nicht, was ich dazu sagen sollte. Dennoch verspürte ich dieses gewisse Glück in mir, welches mich wieder einmal ein wenig höher abheben ließ. 

So gerne wollte ich ihn noch weiter ansehen. Einfach nur so, ohne überhaupt zu sprechen, doch es ist mein klingelndes Telefon, welches mich daran hindert.
Zuerst spielte ich mit den Gedanken nicht dran zugehen, doch als es das zweite mal klingelte, gab ich den Gedanken auf und stand seufzend auf, nur um dann zu meiner Tasche zu gehen und um das Handy rauszufischen. Nick. 
>>Ganz blödes Timing, mein Freund<<, sagte ich, nachdem ich den Anruf angenommen hatte. Hinter mir hörte ich Damien nur lachen, wobei ich ihm, wie ein bockiges Kind, die Zunge raus streckte.
>>Sel, du solltest zu mir kommen. Sofort.<< Er klang besorgt. Sehr sogar.
Sofort verschwand das Spielerische in meinem Gesicht und ich wurde ernster.
>>Warum? Was ist los?<<, fragte ich, ohne dabei Damien aus den Augen zu lassen. Dieser runzelte nur fragend die Stirn, wandte den Blick ebenfalls nicht von mir ab.
>>Kaden.. Er..<<
Schlagartig zog ich die Luft scharf ein und riss die Augen weit auf. Was war mit meinem Bruder? War ihm etwas geschehen?
>>Nick!<<, herrschte ich ihn an, weil er einfach nicht mit der Sprache herausrückte.
Mein bester Freund seufzte nur erschöpft. >>Komm einfach her.<<
>>Ich.. Ja ich bin unterwegs<<, gab ich von mir und legte auf. Das Hochgefühl, welches ich durch Damien verspürt hatte, war mit einem mal verschwunden. Stattdessen hatten sich ungeheure Sorgen zusammen mit dem schlechten Gewissen in mir breit gemacht.
Während Kaden litt, saß ich hier und amüsierte mich. Was war ich denn nur für eine Schwester?

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now