Kapitel 25

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Seufzend legte Kaden den Stift zur Seite, lehnte sich zurück und starrte die Papiere vor ihm an.
>>Also.. Ab jetzt bin ich offiziell geschieden.<<
Seit gefühlten Stunden saßen wir bereits an unseren Küchentisch, während mein Bruder mit sich haderte seine Scheidungspapiere zu unterzeichnen.
Natürlich wussten wir beide, dass seine Ehe ohnehin nicht mehr zu retten war, dennoch war dieser Schritt nicht gerade leicht für ihn. Nach der Eskapade in unseren Elternhaus, hatten die beiden ein mal miteinander telefoniert und sich dabei ausgesprochen. Tracy hatte sich bei meinem Bruder dafür entschuldigt, wie dieser Abend geendet hatte, dass sie die Einladung unserer Mutter nie gefolgt wäre, wenn sie gewusst hätte, was passieren würde.
Kaden hatte mir erzählt, dass sie sich die halbe Nacht darüber unterhalten hatten und dass sie alles weitere besprochen hätten.
Bereits nach seinem Auszug, hatte Tracy die Papiere von ihren Anwalt aufsetzen lassen. Doch erst nachdem sie sicher war, dass Kaden die Ehe ebenfalls beenden wollte, hatte sie diese unterschrieben und an meinen Bruder weitergeschickt.
Und nun saßen wir hier und starrten das Dokument an. 

>>Wie fühlst du dich?<<, fragte ich leise. Kadens Blick hob sich und er sah mich schulterzuckend an.
>>Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Es ist wirklich traurig, dass es vorbei ist, aber ich habe es mir immerhin selbst verbockt.<<  
Dabei widersprach ich ihm nicht, denn er hatte vollkommen recht. Er hätte Tracy gar nicht erst betrügen sollen. Und egal, wie sehr ich meinen Bruder liebte, versuchte ich nicht einmal irgendwelche aufmunternden Worte entgegenzubringen, sondern nickte ihm zu. Hart aber wahr.
Was hätte ich denn tun sollen? Ihn bei seiner Dummheit noch bestärken? Das hatte ich noch nie getan und wollte damit auch nicht anfangen. 

Als sich die Wohnungstür öffnete und wieder schloss, merkte ich, wie sich meine Schultern automatisch anspannten. Auch Kaden lenkte seine Aufmerksamkeit auf die Schritte, die auf die Küche zuliefen, bis mit einem mal Kayla im Durchgang stehenblieb. Augenblicklich verhärtet ihr Blick als sie mich sah, lenkte diesen jedoch auf meinen Bruder.
>>Hey, Kaden. Schön dich zu sehen.<< Mein Bruder lächelte sie zwar an und begrüßte sie ebenfalls, doch man merkte ihm deutlich an, wie unwohl er sich dabei fühlte.
Mir noch immer die kalte Schulter zeigend, ging sie wieder und ließ uns beide damit erneut alleine.
>>Sie redet noch immer nicht mit dir?<< Bedauernd schüttelte ich mit dem Kopf.
>>Du weißt, dass es so nicht für immer laufen kann. Ihr seid beste Freunde und auch, wenn ihr gerade im Streit lebt, müsst ihr euch aussprechen.<<
Frustriert fuhr ich mit mir der Hand durch meine dunklen Haare und stützte die Ellbogen auf dem Tisch ab.
>>Weiß ich doch, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich habe ja versucht mit ihr zu sprechen, doch sie blockt immer wieder ab.<<  
>>Sie ist nun mal stur, daran kannst du nichts ändern. Das einzige was du machen kannst, ist so lange auf sie einzureden, bis sie es schließlich satt hat.<<
Da hatte er vielleicht nicht unrecht. Die letzten Tage war ich Kayla selbst aus dem Weg gegangen. Ich ließ ihr Raum, damit sie sich wieder einkriegen konnte, doch vielleicht sollte ich meine Taktik nun ändern und doch noch die offensive ergreifen. 

Fest entschlossen diesen irrsinnigen Streit zu beenden, atmete ich tief durch und stand auf. Mein Bruder schien für einen Moment verwirrt zu sein, doch als er es anschließend verstand, folgte er meinem Beispiel.
>>Nun denn. Ich lasse euch beide dann alleine. Versprich mir nur, dass es nicht in einem Blutbad endet<<, seufzte er und steckte die Scheidungspapiere in den braunen Umschlag, den er sich anschließend unterm Arm klemmte.
Nickend sah ich zu, wie er aus der Wohnung verschwand.
Erst als er weg war, straffte ich die Schultern und ging in Kaylas Zimmer, deren Tür überraschenderweise offen stand. 

>>Können wir reden?<<, fragte ich, als ich im Türrahmen stehen geblieben war.
Kayla saß auf ihrem Bett, mit dem Rücken am Kopfteil lehnend und starrte in ihr Handy. Bei meiner Frage kam keine Reaktion von ihr, doch ich wusste, dass sie mich gehört hatte.
Seufzend lehnte ich mich an die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust. So leicht würde ich nicht aufgeben.
>>Okay, dann rede ich<<, teilte ich ihr mit und sprach auch schon weiter, ohne auf irgendeine Reaktion von ihr zu warten.
>>Hör zu, ich weiß, dass du nichts von all dem hören willst. Du bist wütend auf mich und das kann ich verstehen. Aber so kann das nicht weiter gehen. Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber bist du wirklich so stur und wirfst wegen diesen Fehler unsere Freundschaft weg? Ich glaube es dir nicht. Kayla ich kenne dich und ich weiß, dass du unsere gemeinsamen Abende auf der Couch genauso vermisst wie ich. Ich vermisse meine beste Freundin, okay? Diese ganzen Rennen machen kein Spaß, wenn du nicht da bist. Es ist nicht das selbe. Genauso, wie unsere Treffen in der Bar, oder meine Mittagspausen bei der Arbeit.<< Ich plapperte einfach drauf los. Natürlich entsprach alles der Wahrheit, denn ich vermisste sie wirklich. Und während ich sprach, merkte ich, wie sie immer wieder auf der Innenseite ihrer Wange herumkaute.
In diesen Moment wusste ich, dass sie meine Worte deutlich gehört hatte. 

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