Kapitel 27

5.7K 310 23
                                    

Frischer Kaffeeduft weckte mich gegen sieben Uhr. Als ich die Zeit bemerkte, schreckte ich hoch. Um acht mussten wir in der Akademie auftauchen. Viel Zeit blieb da also nicht mehr. 
Meine Hand fuhr über die leere Seite neben mir. Die Laken waren bereits kalt, was hieß, dass Damien bereit seit längerer Zeit nicht mehr neben mir lag.
Neben ihm war ich so schnell eingeschlafen, wie noch nie zuvor. Seine Nähe, Wärme und sein wohltuender Geruch, waren einfach nur betäubend gewesen, sodass ich einfach nicht mal gemerkt hatte, wie mir die Augen zufielen.
Und obwohl ich noch weiter in diesen Bett liegen bleiben wollte, war das verlangen nach einem Becher frische Kaffee doch größer, weshalb ich aufstand. Für die Nacht, hatte Damien mir eine seiner Jogginghosen und ein T-Shirt von sich gegeben. Schließlich wollte ich dann doch nicht entblößt neben ihm schlafen. Zugegeben, die Hose war ein wenig zu groß, doch die dazugehörige Schnur erfüllte ihren Zweck recht gut.
Nachdem ich meine Haare zu einem Zopf zusammengebunden hatte, verließ ich das Schlafzimmer und spazierte gähnend in die Küche, nur um Damien an der Kücheninsel zu entdeckten.
Er saß vor seinem Kaffee und hielt seinen Kopf an der Hand gestützt. Dunkle Schatten zierten seine Augen.
Augenblicklich wusste ich, dass die Nacht für ihn nicht so ruhig verlaufen war, wie für mich.
>>Hey<<, machte ich mich bemerkbar, da er mich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte.
Ruckartig hob Damien den Kopf, als hätte ich ihn aus den Gedanken gerissen - und wahrscheinlich hatte ich es auch getan.
>>Hey<<, erwiderte er mit einer erschöpften Stimme. Ich musste sagen, dass ich mir langsam tatsächlich Sorgen machte. Erst fand ich ihn schlafend in der Akademie und nun sah er so aus als hätte er diese Nacht kein Auge zugetan.
Langsam ging ich zu ihm rüber, wobei er sich gleich aufrichtete und bereit dazu war aufzuspringen.
>>Ich mach dir den Kaffee fertig.<<
Ich schüttelte jedoch gleich den Kopf und legte meine Hand beruhigend auf seine Schulter.
>>Alles gut. Bleib sitzen.<< Damit schnappte ich mir selbst eine Tasse und goss mir den Kaffee ein.
Kurz darauf saß ich Damien gegenüber und sah ihn an.
>>Wie lange sitzt du schon hier?<<
Ohne mir eine richtige Antwort zu geben, zuckte er nur die Schultern. Also viel zu lange.
>>Hast du überhaupt geschlafen?<<
>>Nein.<<
Das hatte ich mir bereits gedacht. Es trug nicht gerade dazu bei, dass die Sorgen verschwanden. Das Gegenteil traf ein.
>>Damien, wie lange geht das schon? Seit wann kannst du nicht mehr schlafen?<<
Mir wurde klar, dass es bereits seit einiger Zeit sein musste. Zwar hatte ich in den letzten Tagen gesehen, dass er etwas erschöpfter wirkte, doch ich hatte mir überhaupt nichts dabei gedacht. Aber nach gestern Abend wurde mir klar, dass ich den Zeichen hätte folgen sollen.
Erneut zuckte er die Schultern. >>Ich weiß nicht. Ein paar Tage.<< Er senkte den Blick und stützte seinen Kopf erneut auf der Hand ab.
>>Übermorgen ist ihr Todestag<<, sagte er mit einem mal und ich merkte sofort, wie sich mein Herz zusammen zog.
Ich stand auf und ging zu ihm rüber, nur um seine Hand vorsichtig aus seinen Haaren zu lösen.
Niedergeschlagen sah er zu mir hoch.
>>Du musst es nicht alleine durchstehen. Nicht dieses mal.<<
Zu meiner Überraschung nickte er sofort, ohne weitere Wiederrede.
Zufrieden mit der Antwort sah ich ihn an und nickte.
>>Vielleicht solltest du heute noch zu Hause bleiben und dich ausruhen.<<
Erneut überraschte er mich indem er mit dem Kopf schüttelte.
>>Es würde nichts bringen. Schlafen könnte ich so oder so nicht. Außerdem geht es mir besser, wenn du da bist.<<
Ich verharrte auf der Stelle, denn darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet. Ich spürte die Hitze in meinem Gesicht und hoffte nur, dass Damien diese nicht bemerken würde, auch wenn ich wusste, dass meine Hoffnung darauf ohnehin schwachsinnig war.
Um mein hochrotes Gesicht zu verstecken, wandte ich mich von ihm ab. >>Dann sollten wir uns fertig machen und aufbrechen.<<
Gerade wollte ich die Küche verlassen, als mich seine Stimme aufhielt.
>>Eine Sache noch.<<
Fragend drehte ich mich herum, nur um leicht erschrocken zusammen zu zucken. Er stand plötzlich direkt vor mir, ohne dass ich es bemerkt hatte.
Ich schaffte es nicht einmal etwas zu erwidern, da ich mich sofort von diesen unendlichen Himmel verzaubern ließ.
Sanft strichen seine Finger an meiner Stirn und Schläfe entlang, wahren er gleichzeitig die losen Strähnen zurück schob. Derweil studierten seine Augen mein Gesicht. Ich hingegen fühlte mein Blut, wie es mit einem mal durch meine Adern pulsierte; spurte die Hitze, die sich in meinem Körper ausbreitete, genauso wie das Kribbeln. Da war wieder dieses Gefühl, als wenn ich gleich meinen nächsten Adrenalinschub bekommen würde. Aufgeregtes zittern erfasste mich und ich wusste gleich, dass ich diese Anspannung in mir keine Sekunde langer aushalten konnte.
Aber lange musste ich darauf auch nicht warten, denn er ließ seinen Kopf sinken, bis seine Lippen endlich auf meine eigenen trafen.
Es war wie eine Explosion an Gefühlen und Empfindungen, die in meinem Inneren stattfand. Genauso, wie beim letzten mal, wurden meine Knie weich, sodass ich mich an seinen Oberarmen festhalten musste, um nicht gleich umzukippen.
Es war ein einfacher Kuss und doch haute er mich so um, wie noch nie irgendein anderer zuvor.
Als er sich wieder von mir löste, sah er mich mit so einer unglaublichen Intensität an, dass ich beinahe tatsächlich ohnmächtig geworden wäre.
>>Jetzt kannst du gehen<<, sagte er und auf seinen Lippen erschien mit einem mal ein freches Lächeln.
Es dauerte nicht lange, da merkte ich, dass er es mit Absicht gemacht hatte. Er wollte mich aus der Bahn werfen und es war ihm gelungen. Einfach unfassbar.
Während Damien weiterhin vor sich hin grinste, bohrte ich meinen Zeigefinger leicht in seiner Wange.
>>Du bist ganz schön frech geworden.<<  
>>Muss dein guter Einfluss auf mich sein<<, erwiderte er lachend. Sofort verpasste ich ihm einen sachten Schlag gegen seine Schulter, drehte mich aber dann von ihm um und spazierte ins Badezimmer.
Wütend oder anderes konnte ich auf ihn ohnehin nicht sein. Ganz im Gegenteil, es freute mich dass er seit Gestern; seit er mir seine Vergangenheit anvertraut hatte, wieder lächelte.
Obwohl Damien litt, zeigte er mir dennoch, wie stark er doch eigentlich war. Und das machte mich auch ein wenig stolz. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now