Kapitel 12

6.1K 363 22
                                    

Beinahe acht Jahre machte ich es bereits. Acht Jahre voller berauschender Fahrten und Stunts. Voller jubelnder Leute, die mit mir den Sieg feierten. Doch in diesen gesamten acht Jahren war ich noch nie so nervös gewesen, wie in diesen Moment. Ja nicht einmal meine erste Fahrt auf einem Motorrad, hatte mich so sehr nervös gemacht.
Mit fest zusammengebissenen Zähnen stieg ich aus meinem Auto aus und gesellte mich zu Kayla und Damien, die bereits ausgestiegen waren. Die ganze Fahrt über war ich still gewesen, während Kayla nur um so mehr plapperte. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. Ob ich tatsächlich fahren sollte und Damien damit zeigen sollte, wie mein Leben tatsächlich war. Ob es ihn vielleicht nicht doch noch abschrecken würde. Denn auf der Strecke war es anders als bei dem üblichen Extremsport. Hier gab es keine Seile, die mich festhielten. Keine Fallschirme, die mich davor bewahrten auf dem Boden aufzuschlagen. Nur das Motorrad und die Straße. Nichts anderes.
>>Sel! Komm jetzt!<<, brüllte meine beste Freundin und riss mich aus meinen Gedanken. Erst da merkte ich dass die beiden mir bereits voraus waren.
Während Kayla aufgeregt auf die Werkstadt zuging, wartete Damien auf mich und lächelte, so wie er es immer tat. In wenigen Minuten würde das Lächeln vielleicht wieder verschwinden und ich würde es nicht mehr sehen. Deshalb blieb ich stehen und nahm dieses Lächeln in mich auf. Prägte es mir genaustens ein. Vielleicht klang das ja auch lächerlich und ich machte mir mal wieder viel zu viele Gedanken. Aber ich konnte das leichte Ziehen in meiner Brust einfach nicht verhindern.
Tief durchatmend setzte ich mich schließlich wieder in Bewegung und schloss zu ihm auf. Gemeinsam folgten wir Kayla ins Innere.
Bereits dort konnte ich die quietschenden Reifen hören, was mein Herz sofort höher schlagen ließ. Und dennoch konnte ich das ganze nicht wirklich genießen.

Ich führte den Pianisten durch die Werkstadt und wir kamen schließlich am Hinterausgang an. Schlagartig wurden wir von Jubel und lauten Motorgeräuschen empfangen.
>>Sel!<<, hörte ich Jay rufen und erblickte ihn keine Sekunde später in der Menge. Als er Damien neben mir stehen sah, verdüsterte sich sein Blick und er kam auf uns zu. Verständlich. Fremden traute er nicht. Jayden war Diskretion verdammt wichtig. Außerdem hatte ich vergessen ihm bescheid zu sagen, dass ich jemanden mitbringen würde.
Mit verschränkten Armen vor der Brust, blieb er vor uns stehen und beäugte meine Begleitung mit einem kritischen Blick, ehe er wieder zu mir sah. >>Wer ist das?<<  
>>Das ist Damien. Er.. ist ein Freund.<<  
Wieder richtete Jay seine Augen auf ihn und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Nun standen sich beide Männer gegenüber und starrten sich ausdruckslos an. Neugierig beobachtete ich das Spektakel. Noch nie hatte ich die beiden so ernst erlebt. Dieser Anblick war etwas neues für mich.
>>Also, Damien<<, begann Jay mit einem mal. >>Fährst du?<<
>>Nein<<, antwortete dieser ruhig. Der Mechaniker hob eine Augenbraue, wandte seine Augen jedoch keine Sekunde von ihm.
>>Um hier bleiben zu dürfen, gibt es eine Regel. Rede niemals über das, was hier geschieht. Brichst du diese Regel, wirst du es bereuen. Hast du mich verstanden?<<
>>Ja<<, antwortete er mit fester Stimme. Angespannt sah ich mir das ganze an. Diese Situation war mehr als nur unbehaglich.
Doch plötzlich erhellte sich Jays Gesicht und er schlug mit der Hand auf Damiens Schulter.
>>Der gefällt mir. Wo hast du ihn gefunden, Sel?<<, fragte er mich grinsend. Ich aber starrte ihn nur entgeistert an.
Was zum Teufel, ist gerade passiert?
Unfähig irgendetwas zu sagen, übernahm mein Begleiter für mich.
>>Wir arbeiten zusammen.<< Jay lachte auf und klopfte ihm erneut auf die breite Schulter.
>>Ah du bist der Damien. Na dann freut es mich umso mehr dich persönlich kennenzulernen.<< Und in diesen Moment wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. Ich verfluchte meine Freunde für ihr loses Mundwerk.
>>Du kannst ich übrigens Jay nennen. Eigentlich Jayden, aber Jay reicht völlig<<, plapperte er los. >>Also dann. Ich hole mal das Biest raus.<< Schon verschwand er im Inneren der Werkstadt und ließ uns beide alleine.
Sofort konnte ich den Blick von Damien auf mir spüren. Ich traute mich nicht mehr hochzuschauen. Das ganze war mir viel zu peinlich.
>>Also, wem hast du noch so alles von mir erzählt?<<, lachte er mit einem mal und dieses mal konnte ich nicht verhindern, um ihn anzusehen.
>>Keinem!<<, protestierte ich sofort. >>Kayla konnte ihre Klappe einfach nicht halten.<<
Ja, alles auf die zu schieben, war nicht vielleicht nett von mir gewesen, aber es entsprach ja auch der Wahrheit! Sie hatte nun mal eine große Klappe.
>>Ja, schon klar.<<
Ich starrte ihn mit empörten Gesicht an. >>Es stimmt aber<<, erwiderte ich trotzig, woraufhin er nur begann zu lachen.
Gespielt böse funkelte ich ihn an und boxte gegen seine Schulter. >>Hör auf damit!<<
Noch immer lachend, legte Damien seinen Arm um meine Schultern und zog mich mit sich zu der Menge.
>>Dann zeig mal, was du kannst, kleine Tänzerin.<<
Bei seinen Worten wurde mein Gesicht unglaublich heiß. Mein Bauch kribbelte wohlig, als er das zu mir sagte. Bei jeden anderen, wäre ich sofort in die Offensive gegangen und mich verteidigt. Jedoch nicht bei ihm. Wieder einmal hatte er es geschafft, mich zum Schweigen zu bringen. Je öfters ich seine Worte in meinem Kopf wiederholte, umso größer wurde mein Grinsen. Es fühlte sich so gut an mit ihm so ausgelassen zu reden, oder überhaupt mit ihm zusammen zu sein. Es war so unglaublich schön, dass ich es nicht einmal beschreiben konnte. Sein Lachen jagte mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken und für diesen Moment konnte ich meine Bedenken und Sorgen vergessen. Wenigstens für diesen einen kleinen Augenblick. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now