Kapitel 14

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Was gab es schöneres, als einen Freitagabend alleine in der eigenen Wohnung zu verbringen. Einfach die Ruhe genießen. Keine nervigen Personen. Nur ich. Mutterseelenallein. Für so manche, wäre das der perfekte Abend. Für mich jedoch.. war das alles zum kotzen, verdammt noch mal!

Fluchend ließ ich mich auf die Couch fallen und starrte die Decke an, während der Fernseher leise im Hintergrund lief. Mir war verdammt langweilig und ich wusste nicht, was ich mit mir anstellen sollte. Sogar die Zimmerdecke war so langweilig, wie schon lange nicht mehr. Warum ich hier alleine rumsaß, anstatt rauszugehen, zu feiern oder was auch immer? Nun ja, das hatte einen einzigen Grund. Meine Freunde waren allesamt Verräter!
Mia und Mika waren übers Wochenende bei ihren Eltern in Jersey. Irgendeine verrückte Familienfeier. Nick hatte Nachtschicht im Krankenhaus, in dem er als Pfleger arbeitete. Ja, ganz genau. Der gute Nick, der in seinem Leben nichts anderes verspüren wollte als Adrenalin, war Pfleger. Es kam öfters vor, dass er an Wochenenden nicht mit uns unterwegs sein könnte. Wir nahem es ihm nicht übel, immerhin war es sein Job. Dementsprechend war er entschuldigt.
Meine wunderbare und beste Freundin war wieder einmal ausgeflogen, um irgendeinen Kerl zu treffen und ich wusste sofort, dass sie vor Morgengrauen nicht in unseren Apartment auftauchen würde. Und was mit Kaden war? Nun ja...

Drei Tage zuvor...

Mit großen Augen starrte ich ihn an, hustete wie wild und versuchte nicht an meinem Wasser zu ersticken, welches ich gerade getrunken hatte und an dem ich mich verschluckt hatte.
>>Du willst was?<<, fragte ich mit kratziger Stimme und versuchte wieder Luft zu bekommen. Kaden sah mich besorgt an und klopfte mir auf den Rücken.
>>Geht's?<<  
Noch immer hustend nickte ich und richtete mich wieder auf. Ein Wunder, dass ich das Wasser nicht gleich raus gespuckt hatte.
>>Wieso? Ich meine, warum so plötzlich?<<
Er zuckte nur die Schultern. >>Na ja, es wäre für mich besser einen festen Wohnsitz zu haben. Und da Nick noch ein Zimmer frei hat, warum dann nicht die Chance ergreifen?<<  
Ja gut, ich verstand, dass er einen festen Wohnsitz brauchte. Denn es würde sich vielleicht nicht gut machen, wenn er als Polizist auf einer Couch hausen würde. Trotzdem kam das für mich so plötzlich, dass ich mich seelisch nicht einmal darauf vorbereiten konnte. Ich meine, er kam einfach so rein und hatte die Bombe platzen lassen. Außerdem wollte er gleich die Sachen packen und sich verziehen.  
>>Ah komm, er ist ja nicht gleich am anderen Ende der Welt<<, warf Kayla seelenruhig ein. Sofort landete mein böser Blick auf ihr. Sie saß gemütlich auf der Couch und starrte auf den schwarzen Flachbildschirm, auf dem irgendeine Sendung lief.
>>Ja, aber praktisch am anderen Ende der Stadt!<<, protestierte ich sofort und zog einen Schmollmund.  
Ich liebte es meinen Bruder um mich zu haben. Vor allem, da wir uns beide nach so langer Zeit wiedergesehen hatten. Nun würde ich ihn wieder nicht mehr so oft zu Gesicht bekommen, außer ich würde zu ihm fahren, oder wir uns alle gemeinsam treffen würden. Und nicht einmal das war uns garantiert, denn als Polizist hatte man nun mal seine Pflichten.
>>Das andere Ende der Stadt ist nicht New Orleans. Wir werden uns schon oft genug sehen<<, versuchte er mich aufzumuntern, aber es klappte nicht so wirklich.
Traurig verschränkte ich die Arme vor der Brust und schob meine Unterlippe vor.  Das brachte Kaden zum seufzen. Er kam auf mich zu und nahm mich fest in den Arm.
>>Na komm schon. Du bist groß genug, um ohne deinen großen Bruder zu wohnen<<, zog er mich auf. Bockig schnaubend versuchte ich mich von ihm loszureißen, aber seine Arme schlossen mich immer fester ein, sodass ich schon nach kurzer Zeit keine Luft mehr bekam und aufkeuchte.
>>Lass los, du Arsch!<<, keifte ich ihn an, was er nur mit einem Lachen quittierte, mich aber kurz darauf losließ. 

Frustriert und genervt knurrte ich auf und griff nach meinem Handy, um meine Kontakte durchzusuchen. Nur leider fand ich keine geeignete Person, mit der ich ausgehen konnte. Klasse. Ich brauchte eindeutig neue Freunde.
Die Woche war ziemlich schnell vorübergezogen. Nächstes Wochenende würden wir bereits in die Berge aufbrechen. Darauf freute ich mich wirklich riesig. Vorausgesetzt ich würde diesen Freitag nicht vor Langeweile sterben. Und die Woche darauf, würde ich mit meiner Abschlussklasse ihren Auftritt auf der Bühne proben und die letzten Vorbereitungen treffen. Ich war so unglaublich stolz auf sie und wusste, dass sie die Bühne rocken würden. Außerdem war ich darauf gespannt, wer von ihnen an diesen Abend entdeckt werden würde. Diese Aufführung diente dazu, meinen Schülern die Möglichkeit zu geben, auf die große Bühne zu gehen. Im Publikum würden - wie jedes Jahr - Agenten sitzen, die sich jeden genaustens unter die Lupe nahmen, um diese dann unter ihre Fittiche zu nehmen. Jedoch gab es jedes Jahr immer wieder einige, die es nicht geschafft hatten. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now