Kapitel 13

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Nachdem die Stimmung so plötzlich umgeschlagen hatte, hatte ich beschlossen von der Rennbahn endgültig zu verschwinden. Kayla bekam nur eine knappe Nachricht, in der ich ihr die Kurzfassung mitteilte. Sie verstand sofort und meinte, dass sie mit Mika zurückfahren würde.
Seit wir unsere Umarmung gelöst hatten, wurde Damien ganz still. Er sah mich nicht mehr an und starrte ständig auf den Boden. Die einzigen Worte, die er an mich gerichtet hatte, waren um mir seine Adresse zu nennen, damit ich ihn nach Hause fahren konnte. Obwohl diese Stille wirklich bedrückend war, konnte ich verstehen, dass er nicht reden wollte. Er tauchte völlig in seine Gedankenwelt ein. Natürlich fragte ich mich selbst, was ihm so sehr zugesetzt hatte. Warum er nun so war. Ich war neugierig. Natürlich. Doch ich fragte nicht. Jeder von uns hatte etwas, womit er alleine klar kommen musste. Wir beide hatten unsere Geheimnisse. Und dennoch tat es weh ihn so bedrückt und in sich gekehrt zu sehen. Das ganze passte so gar nicht zu dem Mann, den ich kennengelernt hatte.
Bei der Adresse angekommen, blieb ich schließlich vor einem Wohnhaus stehen, welches von außen ziemlich modern aussah. Still blieben wir sitzen, bis Damien schließlich neben mir tief ein und wieder ausatmete.
>>Danke<<, sagte er und sogar seine Stimme klang müde und ausgelaugt.
>>Kein Problem.<<  
Er zögerte einen Moment, bevor er ausstieg. Irgendwie fühlte es sich ein wenig so an, als wollte er mir noch etwas sagen, es sich jedoch anders überlegt hatte.
>>Damien warte<<, hielt ich ihn noch auf, bevor er das Auto ganz verließ. Mitten in der Bewegung verharrte er, sah mich jedoch noch immer nicht an. >>Geht.. geht es dir wirklich gut?<< Ja, ich wusste selbst, dass diese Frage wirklich unnötig war, denn es ging ihm nicht gut. Doch ich wollte einfach nur, dass er mehr als nur ein Wort mit mir wechselte. Ich wollte wieder diese Stimme hören, die mir eine Gänsehaut verpasste. Ich wollte, dass er mich wieder so ansah und mich damit wieder in Höhen schweben ließ.
>>Ja. Alles bestens.<<
Lüge.
Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe. >>Du weißt, dass du mit mir reden kannst. Ich meine, du hast mir bis jetzt immer zugehört und mich aufgemuntert. Und wenn du dieses mal jemanden zum Reden brauchst, dann bin ich da, okay?<<  
Dann passierte es. Endlich richtete er seinen Blick auf mich und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Da war wieder dieser Ausdruck, der meinen Herzschlag beschleunigte. Zwar war dieser nur ganz schwach, doch er war da und das bedeutete mir eine Menge.
>>Ich weiß. Gute Nacht, kleine Tänzerin.<< Damit stieg er aus und steuerte das Wohnhaus an. Wie gebannt sah ich ihm hinterher, bis er ganz aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Erst als ich ihn nicht mehr sehen konnte, stieß ich die Luft hart aus und lehnte meinen Kopf nach hinten gegen die Lehne. Ich musste zugeben, ich machte mir wirklich Sorgen.
Nach einiger Zeit, in der ich einfach nur so da saß und durch die Windschutzscheibe in den dunklen Himmel blickte, riss ich mich zusammen und fuhr nach Hause. 

**

>>Aber das ist doch gut. Ich meine, es hat ihn nicht verschreckt. Sel, das ist Gold wert<<, redete Kayla auf mich ein. Am nächsten Morgen saßen wir am Küchentisch und tranken unseren Kaffee. Gestern Abend war sie spät wieder zurückgekommen und ich wusste, dass sie viel zu müde war, um überhaupt zu reden. Also hatte ich sie gelassen und das Gespräch auf heute Morgen verschoben.
So saßen wir nun am Tisch und sprachen über gestern. Ich hatte ihr alles erzählt. Und wenn ich meinte alles, dann wirklich alles. Kayla war nun mal meine erste Ansprechperson, wenn es um meine Probleme und Sorgen ging. Sie war nicht nur meine beste Freundin, sondern auch meine Seelensorgerin.
Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und stützte daraufhin meinen Kopf auf meiner Hand ab. >>Ich weiß, aber das ist nicht das Problem. Du hättest ihn sehen sollen. Er sah so fertig aus. Irgendwie gebrochen. Ich wünschte, ich hätte ihm in dem Moment irgendwie helfen können. Ganz egal wie, aber er hat komplett dicht gemacht.<<  
>>Nichts für ungut, Sel. Aber machst du nicht eigentlich das gleiche? Hast du beim letzten mal nicht auch dicht gemacht?<< Ich sah sie entgeistert an. Okay, da hatte sie nicht ganz unrecht. Aber das hinderte mich trotzdem nicht daran, mir ständig Gedanken darüber zu machen. Gedanken über Damien. Wann war es denn so weit gekommen? Wann hatte ich begonnen mir so viele Gedanken über ihn zu machen? Mich so sehr über ihn zu sorgen? Ich wusste es nicht. Ich wusste nicht, wann er sich so sehr in meine Gedanken eingeschlichen hatte. Aber das schlimmste an der Sache war, dass ich nicht wusste, ob es gut für mich war, oder nicht. Denn je mehr Zeit ich mit ihm verbrachte, umso mehr verrannte ich mich in die Sache zwischen uns. Dessen war ich mir bewusst. Und gerade deshalb musste ich kürzer treten. Ich musste darauf achten, mich nicht noch mehr in dieses Netz zu verstricken, welches mich nach und nach, immer mehr gefangen nahm.
>>Na siehst du<<, riss mich Kayla mit einem mal aus meinen Gedanken. Und erst da merkte ich, dass ich bereits seit einer Weile nicht mehr gesprochen hatte.
>>Du hast ihm gesagt, dass du für ihn da bist und ihm zuhören würdest, wenn er mit dir darüber sprechen wollen würde. Mehr kannst du im Moment nicht tun.<< Auch da hatte sie recht. Ich musste warten. Warten, ob Damien von selbst auf mich zukommen würde, um mit mir zu sprechen. Da konnte ich wirklich nichts tun und ihn dazu zu drängen würde ich ohnehin nicht tun, denn dazu hatte ich kein Recht.

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now