Kapitel 35

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Eingeschüchtert und viel zu nervös verließ ich mein Schlafzimmer und ging in die Küche. Ich wusste, dass sich Kaden dort befinden würde, denn ich hatte ihn und Kayla, leider Gottes, im Zimmer nebenan hören können. Nach einem langen Gespräch mit Damien wusste ich jetzt, dass ich auch ein Gespräch zu meinem Bruder und meinen Freunden suchen musste, um mein Verhalten zu entschuldigen. Einfach würde es nicht werden, dessen war ich mir bewusst, doch ich wusste auch, dass sie Zeit brauchen würden.
Mein Bruder saß alleine am Küchentisch, während Kayla unter der Dusche zu hören war. Mein Herz raste vor Aufregung. Ich wusste nicht, wie er darauf reagieren würde, doch ich musste es tun.
>>Hey<<, sagte ich leise und ging zu der Kaffeemaschine, um mir Kafee in eine Tasse einzugießen. Als ich nichts von Kaden hörte, befürchtete ich bereits das schlimmste. Doch als ich mich langsam zu ihm drehte, bemerkte ich, wie er mich mit großen Augen und leicht offenen Mund geschockt anstarrte.
Noch immer zurückhaltend setzte ich mich zu ihm an den Tisch und senkte den Blick. >>Es tut mir leid<<, flüsterte ich schuldbewusst, doch zurück kam nur eine erdrückende stille.
Es dauerte eine Weile, bis er die Luft scharf einzog und ich aus dem Augenwinkel sah, wie er sich kerzengerade aufrichtete.
>>Was?<<, kam es leise von ihm. Ich begann leicht zu schmunzeln und sah zu ihm auf, währen er noch immer unter Schock stand. 
>>Es tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so eine Bitch war<<, wiederholte ich erneut, sah ihm dieses mal aber tief in die Augen, um ihm zu zeigen, das ich es tatsächlich ernst meinte.
Meinem Bruder fehlten die Worte und ich sah ihm an, dass er noch nicht so richtig wusste, was er mit sich anstellen sollte. Seine Augen huschten von einer Stelle zu anderen. Vielleicht fragte er sich, ob er das alles nur träumte oder nicht. Verstehen konnte ich es schon, denn ich hätte mich an seiner Stelle womöglich das gleiche gefragt.
Seine Sprachlosigkeit weiterhin ausnutzend, machte ich mit meiner Entschuldigung weiter. >>Alles was ich gesagt und getan habe ist wahrscheinlich wirklich nicht zu entschuldigen und das kann ich verstehen. Aber wenn es etwas gibt, womit ich das alles wieder gut machen kann, dann werde ich es tun.<<
Mit einem mal legte er seine Hand auf meine und drückte sie sanft. Nun war ich diejenige, die ihn überrascht ansah. Noch überraschter war ich über das warme Lächeln, welches er mir schenkte.
>>Du weißt, dass ich dir schon längst verziehen habe. Sel, du bist meine Schwester. Weißt du noch? Wir halten immer zusammen, egal was passiert.<< Mühsam unterdrückte ich die aufkommenden Tränen und lächelte. Damals in unserer Kindheit hatten wir mehrere Phasen, die nicht gerade leicht waren. Mit einer Mutter, die keine Gefühle zeigen konnte, einen liebevollen Vater, der dennoch unter Mutters Pantoffel stand und Kaden, der oft mit seinem Leben außer Kontrolle geriet, hatten wir dennoch eigentlich nur uns beide. Mit diesen Versprechen appellierten wir zu einender. Wir schworen uns gegenseitig uns nie im Stich zu lassen, ganz egal was kommen, oder zwischen uns geschehen sollte. 

>>Danke<<, sagte ich berührt. Er war und blieb nun mal der beste Bruder der Welt.
>>Was ist hier los?<<
Ich riss mich augenblicklich von Kaden los und sah direkt zu Kayla, die uns beide kritisch betrachtete. Mit verschränkten Armen vor der Brust stand sie mitten im Durchgang und trug lediglich ein Badetuch um ihren Körper gewickelt.
Ich ließ die Hand meines Bruders los und stand auf. Das hier sollte eine viel größere Herausforderung sein, als ich geglaubt hatte.
>>Kayla ich..<< Ich stoppte selbst, um die richtigen Worte zu finden. Sie jedoch sah zwischen Kaden und mir hin und her, und während sie das tat, verdüsterte sich ihr Blick.
>>Oh nein, vergiss es<<, zischte sie mit einem mal, was mich nicht sonderlich überraschte.
>>Kayla bitte<<, sagte mein Bruder mit einer ungeheuren Ruhe in der Stimme, doch sie ließ sich dadurch nicht besänftigen.
>>Nein! Ist mir egal, wie sie dich erweichen konnte, aber bei mir wird das nicht funktionieren.<<
Kaden ging auf sie zu und versuchte erneut auf sie einzureden, während ich tatenlos daneben stand und keine Ahnung hatte, was ich nun tun sollte.
>>Kayla, es tut ihr leid, okay?<<
>>Das ist mir auch egal! Sie hat mich als dein Flittchen bezeichnet. Meine eigene beste Freundin! Glaubst du, dass eine einzige Entschuldigung es wieder gut machen kann?<<
Nun mischte ich mich doch ein. Ich konnte sie verstehen, dennoch sollte sie wissen, dass ich meine Worte wirklich bereute. >>Es war falsch von mir so etwas zu sagen, das weiß ich jetzt und ich bereue es zu tiefst.<<
Kayla schnaubte und schüttelte ungläubig mit dem Kopf. >>Freunde tun sowas nicht. Ich war immer für dich da, aber du erniedrigst mich bei der erst besten Gelegenheit. Deine Entschuldigung kannst du dir sonst wohin stecken.<< Sie drehte sich um und stampfte aufgebracht in ihr Zimmer.
>>Ich rede mit ihr<<, meinte mein Bruder nur und folgte ihr.
Schwer seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und schloss für einen Moment die Augen. Na das war ja super gelaufen.. 

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now