Kapitel 8

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Abends traf ich mich mit den anderen in unserer Stammbar. Und da mein toller Bruder den ganzen Tag nur am schmollen war, hielt ich es einfach nicht aus und nahm ihn mit, damit er wenigstens etwas Ablenkung von unseren Eltern bekam. Und natürlich wollte er zuerst auch nicht mitkommen. Doch da ich so eine großartige Schwester war, hatte ich ihm quasi eine richtigen Tritt verpasst und ihn schon fast aus unserer Wohnung geworfen.
Die anderen freuten sich wie wahnsinnig ihn wieder zu sehen. Nach der großen Wiedersehensfreude, kam dann die Wahrheit. Sie waren neugierig, warum mein Bruder wieder in Atlanta war. Neugier war nun mal Standard bei uns. Also erzählte Kaden den Grund dafür. Ich sah ihm direkt an, dass es nicht leicht für ihn war, darüber zu sprechen. Aber er war schon immer ehrlich zu uns gewesen. Zu uns allen.
Für mich war es schon immer wichtig gewesen, dass sich Kaden mit den anderen gut verstand. Er war nicht nur mein großer Bruder, sondern der Bruder von uns allen. Unser Beschützer. So fühlte es sich jedenfalls an. Außerdem war er meistens fast so verrückt wie wir und deshalb passte er so gut in unsere kleine Welt.
Natürlich teilte er nicht unsere Leidenschaft, aber das war mir egal. Hauptsache er war da.
Als er geendet hatte, brach ein bedrücktes Schweigen über unseren Tisch ein. Keiner sagte für eine Weile etwas. Jeder, war mit dem beschäftigt, was er gerade gehört hatte.
Nick war der erste, der dieses Schweigen brach, als er zu lachen begann, wobei wir alle unsere Blicke auf ihn richteten.
>>Okay, aber wenn dir diese beiden Irren auf den Sack gehen, dann komm zu mir. Ich hab noch ein Zimmer frei.<< Sofort bekam er einen bösen Blick von mir zugeworfen.
>>Vergiss es du Arsch! Kaden bleibt bei uns<<, protestierte Kayla und umklammerte den Arm meines Bruders so fest sie konnte.
Mika legte ihm bemitleidend seine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. >>Du tust mir leid, Bruder.<<
Und da zog ich ihm auch schon eine über, mit der flachen Hand.
>>Halt die Klappe.<<
>>Scheiße, das hat wehgetan!<<, jammerte er und rieb sich den Hinterkopf.
>>Gut<<, grinste ich ihn fies an und bekam gleich seinen Mittelfinger gezeigt, woraufhin ihm seine Zwillingsschwester eine überzog.
>>Verfluchte Scheiße! Lass das!<<, fauchte er sie an. Bei seinem Gesichtsausdruck konnte ich nicht mehr an mich halten und lachte los, wobei Mia und ich einklatschten.
>>Weiber<<, murrte Mika, der sich noch immer den Hinterkopf rieb. Die anderen stiegen mit in mein Lachen ein. Nur nicht Mika, natürlich. Dieser fluchte vor sich hin und trank sein Bier.
Es war gut Kaden mit hier her gebracht zu haben. Er lachte wieder und unterhielt sich mit den anderen, die ihm Geschichten von unseren letzten Trip erzählten und ihm auch Fotos und Videos zeigten. Lächelnd beobachtete ich ihn. Er sah in dem Moment so unbeschwert aus und die Sache mit unseren Eltern und auch mit Tracy, schien wieder vollkommen in den Hintergrund gerückt worden zu sein. Es machte mich glücklich ihn so zu sehen. Zwar fand ich es noch immer traurig wegen der Scheidung und das mit unseren Eltern würden wir auch noch irgendwie regeln, doch ich hatte endlich meinen Bruder wieder bei mir. Ziemlich egoistisch, ich weiß.

>>Leute<<, warf Nick mit einem mal ein. Die Gespräche wurden unterbrochen und die Aufmerksamkeit lag nun auf ihm. >>Da nächsten Monat die Herbstferien anfangen. Wie wäre es, wenn wir in die Berge fahren?<< Bei seinen Worten bildete sich automatisch ein Lächeln auf meinen Lippen.
>>Campen?<<, fragte Mika und Nick nickte. Da war die Vorfreude wieder, die in mir hochstieg. >>Bin dabei<<, stimmte er zu und seine Zwillingsschwester nickte gleich mit. Wenn es um so etwas ging, waren die beiden nun mal unzertrennlich und einigten sich binnen Sekunden.
Meistens waren wir als Camper unterwegs. Das sparte Geld. Außerdem liebten wir es unter dem freien Himmel zu schlafen. Natürlich mieteten wir uns auch Unterkünfte und so weiter. Nick besaß sogar ein eigenes Ferienhaus in Park City (Utah), welches er von seinen Großeltern vererbt bekommen hatte. Dort hielten wir uns meistens auf, wenn wir Lust auf einen Skiurlaub hatten.
>>Kaden, was sagst du? Bist du auch dabei?<<, fragte Kayla und sah ihn mit leuchtenden Augen an. Er sah fragend zu mir, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Natürlich würde ich mich unheimlich freuen wenn er mitkommen würde, aber es war immer noch seine Entscheidung und diese wollte ich ihm nun mal nicht aufzwingen.
>>Klar, wieso nicht<<, sagte er schließlich und Kayla kreischte begeistert auf, während sie in die Hände klatschte.
>>Sel?<< Nick sah mich erwartungsvoll an.
Pfff.. Als ob ich nicht mitkommen würde.
Doch noch bevor ich auch nur den Mund aufmachen konnte, kam mir auch schon Kayla zuvor. >>Klar kommt sie mit. Das ist doch selbstverständlich.<<
Ich hob meine Augenbraue hoch und sah sie fragend an. >>Ah? Ist es das? Was, wenn ich etwas besseres zu tun habe?<< Ich sagte das so ernst, wie ich nur konnte und das hatte sich wirklich bezahlt gemacht. Kaylas Blick war einfach nur göttlich.
Meine ernste Miene hielt ich ungefähr nur drei Sekunden oder so und prustete los, während ich mit dem Finger auf ihr empörtes Gesicht zeigte. >>Oh mein Gott! Du bist ja so leicht zu verarschen!<<, lachte ich und die anderen stimmten mit ein. Kayla verschränkte bockig die Arme vor der Brust und blies ihre Backen auf. Das tat sie immer, wenn sie wütend wurde. Na ja, eigentlich sah es bei ihr nie wütend aus, sondern richtig niedlich, was mich wiederum noch mehr zum Lachen brachte. Gott, wie ich diese Abende mit diesen Irren liebte.

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now