Kapitel 10

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Händchenhaltend gingen wir durch die Stadt. Mein Herz raste die gesamte Zeit über, in der er mich berührte. Ich war so unendlich glücklich. Mein Körper befand sich in einer solchen Unbeschwertheit, dass ich es kaum fassen konnte. Seit einigen Monaten waren wir bereits zusammen. Ich war bereit mich ihm zu öffnen. Ihm meine Gefühle zu gestehen. Doch zunächst, gab es da etwas, was ich ihm sagen musste. Etwas, was wahrscheinlich alles zwischen uns verändern würde. Aber ich sammelte bereits seit Wochen meinen Mut, um es zu beichten.
Ich wollte weitergehen und es hinter mich bringen, als ich mit einem mal zurückgezogen wurde. Quiekend fiel ich in zwei Arme, die mich sanft auffingen. Seine rehbraunen Augen sahen mich voller Wärme an und auf seinen Lippen lag ein sanftes und liebevolles Lächeln. Wie auch so oft verlor ich mich in seinen Augen und genoss dieses wunderbare Gefühl, welches er in mir auslöste.
>>Was ist?<<, fragte ich leicht lachend, als er mich noch immer ansah.
>>Weißt du eigentlich, wie wunderschön du aussieht, wenn du glücklich bist?<< Schlagartig fühlte ich, wie meine Wangen heiß wurden. Ich biss mir auf die Unterlippe und senkte den Blick. Sofort lagen seine Finger unter meinem Kinn und schoben meinen Kopf wieder nach oben. >>Selene, ich..<<

Das kalte Wasser in meinem Gesicht, ließ mich wieder etwas wacher werden. Tief durchatmend stützte ich mich an Waschbeckenrand ab und sah mich selbst im Spiegel an. Meine braunen Augen waren leicht vom Alkohol gerötet und mein Gesicht war blass. Blass von dem, was gerade geschehen war. Ich konnte noch immer seine Hand auf meiner spüren und egal, wie sehr ich es wollte dieses Gefühl abzuschütteln, konnte ich es nicht. Damiens Worte kreisten in meinen Gedanken. Keine Ahnung warum, doch sie lösten so vieles in mir aus, was nicht hätte ausgelöst werden sollen. Einerseits machten mich seine Worte wirklich glücklich. Doch andererseits tauchten dabei Erinnerungen auf, an die ich mich nicht mehr erinnern wollte. Denn mit ihnen tauchte der Schmerz wieder auf, den ich so lange verdrängt hatte. Ich wusste, dass es Vergangenheit war, dass ich mich nicht länger davon beeinflussen durfte. Und ich wusste, dass Damien nicht Er war, denn Damien war anders. Er war liebevoll, aufmerksam und keinesfalls in irgendeine Weise oberflächlich. Dennoch arbeitete mein Kopf auch Hochtouren. Ich konnte nicht einmal etwas dafür. Da war diese Stimme, die mich vor jeden neuen Gefühl warnte, mich daran erinnerte, was früher einmal war. Mich davor warnte, dass es erneut passieren könnte. Und obwohl Damien bereits beinahe alles über mich wusste, wollte mich diese Stimme davon abhalten ihm noch näher zu kommen.
Langsam trocknete ich mein Gesicht mit dem Papiertuch ab und atmete abermals tief durch. Ich brauchte eine Pause von den ganzen Gefühlen. Sie brachten mich nur noch durcheinander und ich wusste nicht mal mehr wirklich wo oben und unten war. Egal wie sehr sich mein Herz dagegen stäubte Damien zu verlassen, schlug mein Kopf die Flucht ein.
Nach gefühlten Jahren verließ ich die Toiletten wieder. Kurz blieb ich stehen, um diesen Mann anzusehen, der noch immer am Tisch saß und nachdenklich sein Glas anstarrte. Zu gerne hätte ich gewusst, was in seinem Kopf vorging. Wünschte mir, ich könnte hineinsehen, so wie er es so oft bei mit tat. Doch ich konnte es nicht. Damien war wie ein verschlossenes Buch, bei dem das Schloss unbezwingbar war. Er zeigte mir nur das, was er mir zeigen wollte. Dennoch wusste ich tief in mir, dass in ihm noch viel mehr steckte, als er zugab.
Mit geballten Fäusten ging ich wieder auf ihn zu und bei jeden Schritt schmerzte meine Brust immer mehr. Als er mich bemerkte, sah er auf und auf seinen sinnlichen Lippen erschien ein leichtes Lächeln, welches den Schmerz noch etwas verstärkte und die Stimme in meinem Kopf lauter werden ließ.
>>Alles in Ordnung<<, fragte er mit einem mal und seine Mundwinkel sackten ab.
>>Ehm.. ja. Ich bin einfach nur erledigt<<, log ich. Ich log ihn an und der Ausdruck in seinem Gesicht sagte mir, dass er es wusste. Ja.. er wusste es, jedoch sagte er nichts. Er nahm es einfach so hin.
Mein Magen zog sich zusammen und drehte sich. Das schlechte Gefühl in mir, wuchs. Ich griff nach meiner Tasche und legte das Geld auf den Tisch.
>>Danke, dass du mitgekommen bist. Ich.. ich muss dann.<< Stumm betrachtete er mich. Damien gab keine Einwende. Er hielt mich nicht auf, als ich mich von ihm wegdrehte und mit zusammengepressten Zähnen die Bar verließ. Ich hätte heulen können. Gerade in diesen Moment hätte ich mir selbst eine verpassen können. Dafür, dass ich ihn dort zurückgelassen hatte. Dafür, dass ich meinen Kopf gewinnen ließ. Und auch dafür, dass ich mit meinem Handeln wahrscheinlich alles zerstörte.

Adrenaline - Save me ✔️/#GoldenStoryAward2018Where stories live. Discover now