sechs

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Armin's POV

* * *

Gerade noch pünktlich rannte ich vollbepackt mit Büchern und Papieren in den Psychologieunterricht.

"I-Ich bin hier!", rief ich und keuchte nach Luft.

Alle im Saal starrten mich mit grossen Augen an. Inklusive mein Lehrer, Herr Ackerman. Ich war noch nie so knapp in den Unterricht gekommen. Ich war dafür bekannt, dass ich immer der Erste im Raum bin. Dass ich jetzt auf die Sekunde genau hier war, grenzte an einem Wunder.

Die Stille im Raum war zum Packen und ich lächelte gepeinigt.

"T-Tut mir leid. Ich habe verschlafen u-und habe fast m-meine Dinge v-vergessen u-"

"Setzt dich, Arlert.", unterbrach Herr Ackerman mein nervöses Gestammel.

"Jawohl.", nuschelte ich und senkte meinen Kopf, geschwind zu meinem Platz taumelnd.

Oh man, ist das peinlich.
Ich spürte regelrecht die Blicke auf mir.

"Nun gut. Guten Morgen alle zusammen. Heute arbeiten wir mit dem Thema Bewusstsein und Unterbewusstsein weiter.", fing der Lehrer den Unterricht an ohne auf mich zu warten.

In meiner Stresssituation fielen mir die Bücher fast aus der Hand und wären auf den Boden gelandet, hätte mir Christa nicht gleich geholfen. Sie nahm mir ein paar Bücher ab und lächelte mich freundlich an.

"Kein Stress.", flüsterte sie und legte alles neben sich auf den freien Platz.
Meine Wangen färbten sich rot, als sie mich anlächelte.

Toll, genau sie muss mir helfen.
Nicht, dass ich was gegen sie hätte!
Nicht im geringsten!

Aber ich habe gestern ja so viele Dinge von uns zwei behauptet, die einfach nur dreckige Lügen waren und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie Wind davon bekommt.
Diese Annahme machte mich unglaublich nervös.

"Danke.", flüsterte ich zurück, setzte mich auf den freien Platz neben ihr und richtete meine Dinge. Dabei zitterten meine Hände minimal und ich musste mich zusammenreissen.

Sie wird nichts davon mitbekommen.
Sicherlich nicht.
Sie kann ja keine Gedanken lesen.
Also mach dir nicht so in die Hose, Armin!

"Armin.", rief der Lehrer plötzlich meinen Namen und ich schaute sofort auf, verwirrt blinzelnd.

"J-Ja?"

"Kannst du mir die fünf Abwehrmechanismen aufzählen, die ich gerade vorher erklärt habe?", fragte er und zog eine Augenbraue kraus.

Oh man, er muss wohl gesehen haben, dass ich mich nicht konzentriere. Glücklicherweise habe ich den Stoff zu den Abwehrmechanismen schon gelernt.

"Abwehrmechanismen? Uhm.. Da gibt es die Verdrängung, Projektion, Regression, Verschiebung und Rationalismus.", antwortete ich schüchtern und biss mir auf die Unterlippe, als Levi misstrauisch die Augen zusammen kniff.

"Gut.", sagte er nach kurzen Zögern und fuhr fort.

Erleichtert atmete ich aus und nahm einen Stift, um mitzuschreiben. "Wow, das war knapp.", erklang Christa's Stimme neben mir und ich sah sie verstohlen an.

"Ja.", antwortete ich und wir beide lächelten kurz bevor wir wieder unsere Aufmerksamkeit dem Unterricht widmeten.

Der Rest der Stunde verlief relativ ruhig. Es gab keine weiteren Auffälligkeiten, worüber ich sehr dankbar war. Jedoch gab es was, was nicht aus meinem Kopf gehen wollte.

Just friends, right? || ereminWhere stories live. Discover now