vierundzwanzig

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"Vielleicht haben Sie genau das gesagt, was ich hören musste."

* * *

Armin's POV

* * *

Ich war auf direktem Weg zu Eren's Haus, aufgebracht und kaputt. Es war eine unglaubliche Herausforderung nicht zusammenzuklappen und los zu heulen.

Ich war der festen Überzeugung, dass Herr Ackermann der selben Meinung war wie ich. Ich hatte die Hoffnung, dass er wenigstens den gleichen Wunsch wie ich verfolgte. Jedoch wurde der Wunsch ersetzt durch die Realität. Das einzige, was er sich noch wünschte war, dass sein Geheimnis geheim blieb.

Konnte ich ihn dafür verurteilen?
Nein, er hat sich entschieden sein Leben so zu führen. Es schien ihm genug zu sein, um glücklich zu leben.

Aber wie könnte ich die ganze Welt belügen?
Wie könnte ich mich selber belügen?

Oder war ich wirklich nur naiv?
Bin ich noch zu jung, um es zu verstehen?
Ist es mein Schicksal aufzugeben?
Ist es das Richtige?

Ich kam mit einer klaren Vorstellung und Sicht, ging jedoch mit einem zerbrochenen Ich und verschwundenem Mut.

Die verschlossene Holztür sah grösser aus als sonst. Sie war so massiv, war so undurchdringbar. Es liess mich verstehen, dass ich noch auf viele verschlossenen Türen stossen werde, unabhängig davon welchen Weg ich einschlage. Jedoch hatte ich die Möglichkeit, die Anzahl der Türen zu entschieden.

Indem ich einfach das tue, was von mir verlangt wird.

Ich zuckte heftig zusammen, als die Türe aufgeschossen und wenig später die Klinke nach unter gedrückt wurde.

"Oh, Armin!", sagte Grisha überrascht, als er mich erkannte. "Hallo! Willst du zu Eren? Er arbeitet noch, aber du kannst ruhig schon rein kommen."

Ich räusperte mich, um meine Stimme zu finden. "Guten Tag, Herr Jäger. Ja gerne, arbeitet er denn noch lange?"

"Nein, er müsste in rund 30 Minuten hier sein.", sagte er mit einem Lächeln, welches aber schnell verschwand. "Geht's dir gut? Du siehst irgendwie.."

Ich schaute ihn an, fühlte mich elend und wartete nur darauf, dass er genau dies sagte. Jedoch liess er sich ein anderes Wort einfallen.

"..müde aus.", beendete er schlussendlich seinen Satz.

"Das haben Sie lieb ausgedrückt, Sir.", sagte ich mit einem schwachen Lachen. "Kaputt ist wohl das richtige Wort."

"Kann ich dir helfen? Ich habe noch zehn Minuten bevor meine Mitfahrgelegenheit kommt.", sagte er besorgt und ich wollte schon verneinen, jedoch bewegte er sich wieder in das Haus. "Komm rein, willst du ein Glas Wasser?"

Ich hatte gar keine richtige Wahl, da er schon in Richtung Küche lief. "Gerne, ja.", murmelte ich und zog meine Jacke aus.

Wie konnte es sein, dass mich jeder so gut lesen konnte?!

"Was gibt's, Sportsfreund? Ist die Schule anstrengend?", fragte er als er mir das Glas brachte und half, den Mantel abzuziehen.

Ich nickte und bedankte mich mit einem Nicken. "Ja, wir haben viele Prüfungen. Aber die Kombination von Schule und Privatleben macht es schwerer."

Er beobachtete mich für eine kurze Zeit. "Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber wenn man dir was Gutes tun kann, sag einfach Bescheid, Armin.", sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

Just friends, right? || ereminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt