zehn

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Armin's POV

* * *

Mit gesenktem Blick stand ich vor der Haustüre von Christa und überlegte, ob ich klopfen oder einfach warten sollte, bis sie raus kommt.

Heute fühlte ich mich nicht gut.

Der ganze Stolz von gestern schien wie weggeblasen und ich verwandelte mich in einen armseligen Loser.
Naja, es verwandelte mich eigentlich in das, was ich schon immer war.

Als ich schon fünf Minuten gewartet hatte, entschied ich mich für das Klügere und klopfte bescheiden gegen die Türe. Nach einer kurzen Zeit wurde sie geöffnet und ein wenig grösserer Mann als ich stand vor mir. Vermutlich der Vater.

"Hallo?"

Ich schluckte leer und zwang mich zu einem Lächeln.
"Guten Morgen, Sir. Ist Christa hier?"

"Ja, aber wer bist du?", fragte er abschätzig und sah mich dementsprechend an. "Bist du ihr Freu-"

"Papa! Mach ihn nicht nervös!", hörte ich aus dem Haus und sogleich erschien Christa hinter seinen Rücken, die Augen gross. "Das ist Armin, mein Freund."

"Freund? Fester Freund?", fragte er und sah sie an mit zusammengezogenen Augen.

"Ja, fester Freund. Verunsichere ihn nicht.", sagte sie und lächelte mich an. "Ich komme gleich. Tut mir leid für's Warten."

"Kein Stress.", sagte ich und lächelte ebenfalls, bis sie wieder verschwand und ihr Vater und ich alleine waren.

"Seit wann seid ihr zusammen?", fragte er plötzlich und ich schluckte leer, den Rand meines Mantels umfassend.

"U-Uhm.. Seit gestern.", antwortete ich und zwang mich zu einem Lächeln. "Ihre Tochter ist sehr höflich, Sir."

"Hm. Natürlich. Ist ja auch meine Tochter.", murrte er und musterte mich von Kopf bis Fuss, als würde er rausfinden wollen, ob ich ihr gerecht war. Was mich natürlich verunsicherte. "Gehst du auch an die Stationary Police?"

"Selbstverständlich. Ich plane nachher an die Universität zu gehen.", erzählte ich und merkte, wie ich mich beweisen musste.

War ich denn genug?
Was soll das überhaupt?
Bin ich seiner Meinung nach nicht gut genug?

"Und was willst du studieren?", fragte er und verschränkte die Arme. Dabei lehnte er sich gegen den Türrahmen, wenig beeindruckt von meinen Plänen.

"Ich denke an Biologie. Aber ich bin mir noch nicht sicher. Eigentlich möchte ich ein wenig reisen und die Welt entdecken.", antwortete ich und wünschte mir, dass Christa wieder zurückkam.

"Aha."

Dieses 'Aha' wirkte verächtlich, höhnisch. Beleidigend.

Ich merkte, wie meine Selbstwertgefühl schrumpfte und ich immer mickriger wurde.

Dieses 'Aha' tat weh.
Und es wirkte so, als hätte er etwas an mir bemerkt, was er überhaupt nicht mochte.

Bevor ich aber in Tränen und Scham ausbrechen konnte, erschien Christa.

"Okay, ich bin bereit! Lass uns gehen, Armin! Bye Papa!", sagte sie fröhlich, küsste noch seine Wange und kam auf mich zu gerannt mit einem breiten Grinsen.

"Tschüss. Viel Erfolg.", murmelte er und warf mir noch einen düsteren Blick zu bevor er die Türe schloss.

"Komm, gehen wir!", sagte Christa und nahm sich meine Hand. Doch ich starrte immer noch auf die Türe.

Just friends, right? || ereminWhere stories live. Discover now