Teil 3: Ein Engel in Lehre

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Baekhyun hatte nichts von Paris gesehen, als er bereits von dem Engel gefunden wurde.

„Ich wollte wenigstens den Eifelturm besichtigen", keuchte er. Seine Wange war an die kalte Steinwand gepresst, weil der Engel ihn mit Kraft dagegen drückte.

„Ich habe keine Zeit für deinen Tourismus-Quatsch. Deinetwegen habe ich Minseok alleine in Südkorea gelassen."

„Du hättest ihn mitnehmen können, damit wir zusammen-" Baekhyun wimmerte, als Luhan noch fester zu drückte.

„Was ist in dich gefahren? Denkst du nicht, du läufst vor dem falschen Engel davon?"

„Kannst du mich los lassen?"

Er hörte Luhan lachen. „Ich finde es gar nicht so unbequem, so stehen zu bleiben." Dennoch ließ Luhan langsam von seinem Griff um Baekhyuns Arme ab, drohte jedoch, ihm die Flügel zu brechen, falls er versuchte abzuhauen, was Baekhyun unbewusst einen Schritt von ihm fortmachen ließ.

„Du Barbar!"

Luhan verdrehte die Augen. „Also Engel, was zur Hölle ist in dich gefahren? Ich setzte alles in Bewegung, um deine armselige Existenz zu retten und du haust einfach ab? Jede Sekunde könnte ein Erzengel auftauchen, bist du dir dessen im klarem?!"

Baekhyun zog die Schultern hoch und seufzte leise. „Ich will nicht in die Hölle."

„Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du die Engelsheere im Himmel aufgebracht hast!" Luhan stemmte eine Hand in die Hüfte. „Ehrlich, dir bleibt nicht viel anderes übrig. Es ist die Hölle, wo die Erzengel sich nicht hin trauen, oder deine Existenz wird ausgelöscht."

„Was ist mit dir? Du bist doch auch auf der Erde!"

Luhan schnaubte. „Du bist tausend Jahre zu früh, um dich mit mir zu vergleichen, hast du verstanden?" Seine Augen wurden dunkler. „Ich habe meine Zeit in der Hölle abgesessen und es war eine schrecklich lange Zeit, okay?!"

Baekhyun schluckte schwer hinunter. „Wieso lässt du mich nicht einfach machen? Ich finde schon einen Weg..."

Luhans Faust kollidierte mit der Wand neben Baekhyuns Gesicht. Vor Schreck hatte es dem Engel komplett die Sprache verschlagen. „Ich habe dir bereits gesagt, dass du keine Wahl hast, nicht wahr? Bring mich nicht dazu, mich noch einmal zu wiederholen, verstanden?"

„Hattest du schon immer so ein Temperament?", keuchte Baekhyun und fluchte, als er das Loch in der Wand inspizierte.

„Wenn du wüsstest", sagte Luhan und lachte. Baekhyun wusste nicht, was an der Situation so lustig war. „Mein Boss will dich auf jeden Fall in der Hölle haben, sonst hätte ich deinen Hintern nicht vor dem Erzengel beschützt, okay?"

„Zu gütig."

„Wo ist eigentlich der Mensch? Ich habe nicht gesehen, dass du ihn bei dir hattest."

„Er ist kein Gepäckstück", fauchte Baekhyun und zog dann den Kopf etwas ein, weil, ganz ehrlich, Luhan jagte ihm ein wenig Angst ein. Vor allem die schwarzen, monströsen Schwingen, an die sich Baekhyun wohl niemals gewöhnen würde – weder an Luhan noch an ihm selbst.

„Was ist aus ihm geworden? Er wirkte ziemlich angetan von dir."

„Er ist nachhause gefahren", murmelte Baekhyun und kickte kleine Kieselsteine über den Boden.

Luhan hob überrascht die Augenbrauen an, formte sein Erstaunen jedoch nicht in Worte. „Was auch immer, lass uns gehen."

Baekhyun konnte sich nicht bewegen. Selbst wenn er wollte, er konnte nicht. Wirklich nicht. Er war so verängstigt von der Idee, eine Welt zu betreten, die für den Abschaum der Erde gedacht war, dass seine Beine sich weigerten voranzuschreiten. Die Hölle war generell kein Gesprächsthema im Himmel (außer wenn vor vorgehaltener Hand über Lucifer gesprochen wurde) aber was Baekhyun wusste, war genug um ihm verdammt großes Unbehagen zu bereiten.

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