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Rahil und Minseok tauschten besorgte Blicke aus, wenn sie glaubten dass Luhan nicht hinsah. Seit dem Besuch im Freudenhaus war Luhan in sich gekehrter, ruhiger, seine Augen leuchteten nicht mehr wenn er mit den Kindern spielte und er sprach nur noch wenige Worte.

Es war nach der Arbeit, dass Minseok die Mädchen mit nach oben nahm und Rahil Luhan darum bat ihm beim Kochen des Abendessens zu helfen.

„Bist du in Ordnung?", fragte sie ihn sanft. In einer Schüssel knetete sie Teig zu einem runden Ball. Luhan nickte nur. „Du kannst mit mir reden", sprach Rahil weiter. „Ich...ich weiß dass ich so gut wie eine Fremde für dich bin, aber ich mag dich wirklich sehr gerne Luhan und ich möchte nicht, dass es dir schlecht geht."

Luhan schnitt sich beinahe mit dem Messer in den Finger, als er zusammenzuckte. „Bitte", er schloss die Augen. „Bitte sag so etwas nicht."

Rahil hielt inne und wandte sich zu ihm um. „Was ist mit dir?" Ihre Stimme klang so vorsichtig. Er verdiente ihre Fürsorge nicht. Er verdiente weder ihre Freundlichkeit noch irgendeine nette Geste von ihr. Nicht wenn er vorhatte ihr so viel wegzunehmen...

„Rahil bitte", flüsterte er. Er ließ das Messer sinken und spürte seine Beine schwach werden. „Bitte sei nicht so gut zu mir."

„Wieso nicht?", fragte sie und trat zu ihm heran. Zwischen ihren Fingern klebte Teig und auf ihren Wangen lag etwas Mehl, während sie besorgt den Abstand zwischen ihnen verringerte.

Luhans Gedanken liefen wild umher. All die Schuldgefühle, all das Verlangen und die Angst. „Ich verdiene es nicht", flüsterte er.

Rahil legte ihre Hand auf seine Wange und Luhan sah sie an. Sah sie richtig an. Ihre schönen Haselnussbraunen Augen in die sich Minseok sofort verliebt hatte, ihr schwarzes, glattes Haar, das kleine, schmale Gesicht mit dem sanften Lächeln. „Es ist in Ordnung traurig zu sein und es ist okay zu lieben, wen du liebst."

Luhan riss die Augen auf. „Das-"

„Mach dir keine Sorgen, niemand wird dich verurteilen für deine Gefühle."

„Aber...wie kannst du so...ruhig und verständnisvoll sein, wenn ich doch-"

Sie zuckte die Achseln. „Ich glaube an die wahre Liebe und ich denke sie hat keine Grenzen, nur...ich denke du verdienst mehr Luhan. Jemand der dich wirklich liebt und wertschätzt."

Es traf Luhan wie ein Schlag ins Gesicht. Sie sprach von Kris, nicht von Minseok. Natürlich sprach sie von Kris – sie hatte die Szene im Bordell missverstanden und Luhan hatte sie nicht über den Fehler aufgeklärt. Er zog sie an sich und vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken. „Rahil es tut mir so leid."

Sie lachte. „Wieso entschuldigst du dich, du dummes Kind?" Sie küsste sein Haar. „Alles wird gut Luhan. Alles wird wieder gut."

Er schüttelte den Kopf. „Es wird niemals gut werden", flüsterte er. „Es gibt etwas das ich tun kann um glücklich zu werden, aber es würde die andere Person unglücklich machen."

Rahil trat einen Schritt zurück um ihm ins Gesicht zu sehen. „Steht dein Glück nicht an erster Stelle?", fragte sie und lächelte breit.

Er brachte es nicht übers Herz ihr zu erklären, wie unrecht sie doch hatte. Er nickte und hasste sich dafür, sie das sagen gelassen zu haben. Wenn sie nur den Wert hinter ihren Worten verstanden hätte...wenn sie gewusst hätte, was Luhan vorhatte...

Rahil lachte und wischte Luhans Tränen fort. „Du bist voller Mehl", entschuldigte sie sich.

„Ist schon in Ordnung."

FallenWhere stories live. Discover now