Teil 5: Ein Engel mit Zweifeln

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Teil 5

Baekhyun konnte seine Schritte nicht hören, aber er spürte wie sein Körper durch die Luft glitt. Er wirbelte herum und stieß Jin gegen die Wand zu seiner rechten, bevor dieser ihn seinerseits angreifen konnte.

Der Naturgeist keuchte und packte Baekhyuns Unterarm, der gegen seine Brust gepresst war. „Deine Reflexe sind besser geworden", brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Das war gar nicht so schlecht."

„Danke", grinste Baekhyun zurück und griff mit der anderen Hand flink nach Jins Edelstein. Er musste sich gedacht haben, worauf Baekhyun aus war, denn er reagierte blitzschnell und stieß ihn mit einem Tritt in den Unterleib von sich. Baekhyun zischte, weniger vor Schmerz, als vor Enttäuschung. So nah war er einem Edelstein noch nie gekommen.

„Du wirst ungeduldig", lächelte Jin und klopfte sich den Staub von den Kleidern.

„Wieso ist das so verdammt schwer?"

„Weil du noch nicht stark genug bist, Baekhyunie. Die anderen langweilen sich schon, weil du noch immer nicht mit Namjoon und mir fertig wirst."

Baekhyun verzog das Gesicht. „Ich weiß, Taehyung hat mir gestern die ganze Zeit die Ohren vollgeheult." Erschreckend wie sehr die anderen fünf sich darauf freuten ihm eine Abreibung zu verpassen.

Jin zuckte die Achseln und war auf einmal neben Baekhyun. Der Engel wehrte den Schlag mit seinem Unterarm ab und Jin pfiff zufrieden. „Deine Sinne sind schärfer geworden und dein Körper reagiert schneller. Was ist deine Motivation?", fragte Jin und sprang elegant einen Schritt aus Baekhyuns Reichweite.

Baekhyun grinste nur. Er hatte tatsächlich ein Ziel vor Augen und es war sein Ansporn sich zu verbessern und tatsächlich zuzuschlagen. Er war ein Engel und anders als die anderen, hatte er niemals etwas Verbotenes verbrochen. Dementsprechend war er kein schlechter Engel und Gewalt bedeutete ihm nichts.

Das hatte es ihm so schwer gemacht gegen die anderen vorzugehen. Letztlich hatte er jedoch verstanden, dass rohe Gewalt nicht sein Ziel sein musste. Er sah das Verbessern seiner Physik und seiner Kräfte nun als Mittel zum Zweck an. Und der Zweck war Chanyeol. Er wollte ihn wiedersehen, weil er täglich an ihn dachte und sich fragte, wie es ihm wohl ging, ob er sich mit Jongin vertragen hatte, wie es den Tieren in seiner Praxis ging...So viele Fragen auf die Baekhyun niemals eine Antwort bekommen würde, wenn er auf ewig in der Hölle blieb.

Und Baekhyun konnte noch nie damit umgehen, wenn ihm seine Fragen nicht beantwortet wurden. Um jedoch auf die Erde zurückkehren zu können musste er stärker werden. Sehr viel stärker.

„Du bist nicht bei der Sache." Baekhyun zuckte zusammen und plötzlich stand Jin hinter ihm. Baekhyun war zu langsam und Jin beförderte ihn mit einem gezielten Schlag durch das Nächstliegende Fenster. Glas zerbrach, als sein Körper dagegen schmetterte und lange Scherben bohrten sich in seine Haut.

Er landete in einem Busch und stöhnte genervt. Äste bohrten sich unangenehm in seinen Rücken, er würde bestimmt noch lange versuchen all die kleinen grünen Blätter aus seinem Haar zu bekommen.

„Bist du in Ordnung?", rief Jin zu ihm hinunter und Baekhyun winkte ihm beschwichtigend zu. Von hier unten sah Jin ganz klein aus. Gut er war auch aus dem vierten Stock gefallen.

Er war ausnahmsweise froh, dass seine Flügel geschlossen waren, damit musste er zumindest nur Scherben aus seiner Haut holen und nicht aus seinen Flügeln. Und dann wiederrum...wann hatte er seine Flügel zuletzt geöffnet? Es kam ihm vor als wäre es bereits eine Ewigkeit her. Er vermisste sie, aber er würde sie erst öffnen dürfen, wenn er ein paar Edelsteine in seinen Besitz gebracht hatte und davon war er noch weit entfernt.

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