Teil 8: Die Geschichte eines Engels

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//(Um noch mehr Verwirrung zu stiften...Viel Spaß!)//

Teil 8

In einem Zeitalter in dem das Leben eines jedes von Stand und Herkunft bestimmt wurde war Chanyeol aus den Ketten seiner ärmlichen Geburt entsprungen.

Er war nichts weiter als ein Sohn von niederen Palastsklaven gewesen und wuchs mit den Lastern dieser Herkunft auf. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr schrubbte er Böden und bürstete Pferde als Sklavenjunge seines Herrenhauses bis Chanyeol entschied sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ein lächerlicher Wunsch für ein Sklavenkind aber Chanyeol hatte es den leblosen Augen seiner überarbeiteten Mutter versprochen und er war niemand der ein einst gegebenes Wort zurücknahm.

Während er tagsüber seinen häuslichen Verpflichtungen nachkam trainierte Chanyeol nachts heimlich seine Schwertkünste und seine körperliche Ausdauer. Er hatte nicht so guten Unterricht wie der Prinz, der in seinem Altar war, aber manchmal, wenn er den Palastboden schrubbte und hinaus in den Garten sah, konnte er den Prinzen und seinem Lehrer, dabei zu sehen, wie sie ihre Holzschwerter aneinander stießen und ordentliche Schrittkombinationen einstudierten.

Chanyeol war von Natur aus sehr intelligent und sein Wille spornte seine körperlichen Leistungen noch weiter an.

So schlich er sich nachts aus den Palastmauern heraus, um sich den Sternen am Firmament und den Göttern selbst zu beweisen. Er kämpfte gegen Gegner, die er sich nur einbildete, in der Hand einen Holzpfahl der etwas länger und wahrscheinlich etwas schwerer als ein echtes Schwert war, aber es war das Beste an das er herankam. Er probte die Schritte, die des Prinzen Schwertkunstlehrer, Meister Semachites, dem tollpatschigen Prinzen beigebracht hatte und stellte sich vor wie sein Gegner auf seine mal passiven mal aktiven Schrittkombinationen reagieren würde. In seinen Gedanken gewann und verlor er Kämpfe und dachte lange über den Grund seiner Niederlagen nach.

Wenn er sein improvisiertes Schwert nicht in der Hand hielt, dann rannte Chanyeol zur Küste hinunter und lief durch den nassen Sand, bis er Stundenlang laufen konnte ohne zu ermüden. Anderntags stemmte er Baumstämme, die das Meer aus der Erde gerissen hatte, und warf sie sich über die Schulter, wie einen Gegner im Ringkampf. Manchmal erklomm er auch die hohen Felsen, Meterhoch über dem Boden oder dem Meer, immer konzentriert und vorsichtig, mit kaum einem Fünkchen Licht, dass ihm seinen Aufstieg erleichterte. Nur sein Instinkt, sein Überlebenswille und sein Entschluss hielten ihn auf den Beinen und wahrscheinlich auch am Leben. Es war der reine Wahnsinn, morgens das harte, undankbare Leben eines Sklaven zu führen und nachts einen erfundenen Heros zu verkörpern, den es nur in seiner Fantasie gab. Er schlief kaum, er aß wie ein Ochse und seine Hände waren schwielig und rau von all dem Training mit seinem Holzpfahl, das als Schwert fungierte.

Doch Chanyeol hatte das Gefühl dieses nächtliche Training brachte ihn irgendwie weiter, machte ihn mehr zu dem Menschen, der er eines Tages gerne wäre. Kein Sklave, sondern ein Heros.

~*~

Chanyeol war fünfzehn als seine nächtlichen Übungseinheiten von einer Palastwache beobachtet wurden. Chanyeol ließ seinen Holzpfahl fallen als die Gruppe aus fünf Soldaten in den Schein seiner Laterne trat und ihn mit grinsenden Gesichtern empfing.

„Was macht ein Sklavenjunge so spät nachts außerhalb der Sklavenquartiere?", fragte einer der Männer. Sein Gesicht war von dunkler, sonnengebräunter Farbe und er trug einen dichten Bart um den Mund. Chanyeol warf sich auf den Boden, so wie es von Sklaven erwartet wurde. In seinem Mund schmeckte er Staub und Erde und etwas Bitteres, dass ihm seine Angst in den Mund gelegt haben musste.

„Ich habe dich mit der Luft kämpfen gesehen", lachte derselbe Mann, worauf seine Kumpanen ebenfalls erheitert einstimmten. „Vor welchem bösen Geist versuchst du Bursche das Schloss zu verteidigen?"

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