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Jungkook Pov

Es ist bereits Jahre her seit ich aus dem kleinen Dorf in Busan hierher mitten in die Stadt gezogen bin und man könnte eigentlich meinen, dass ich mich an das Leben gewöhnt habe, aber so ist es nicht. Ich bin die stille gewohnt, die damals bei uns geherrscht hat. Es war immer so leise, dass du selbst das ticken der Uhr bei den Nachbarn hören konntest. Das ist hier nicht der Fall.

Selbst wenn ich mich darauf zu konzentrieren versuche und immer auf den Zeiger starre, ist es nur der Lärm von draußen, den ich wahrnehme.

Neben meiner Kanzlei und der neu eröffneten Bar gibt es hier auch noch andere Geschäfte wie zum Beispiel einen Kiosk, eine Drogerie, eine Bäckerei, eine Bowling Bahn, eine Karaoke Bar und zu meinem Vorteil auch einen Hausarzt. Dass es deswegen etwas lauter wird ist also keine Überraschung, aber diese Tatsache nervt mich nur noch mehr.

Jeden Tag in diesem Raum sitzen und zuhören zu müssen wie die Menschen in die anderen Läden stürmen, während die eigene Kanzlei vollkommen unbesucht bleibt, ist kein schönes Gefühl. Eigentlich ist es auch nur eine Verschwendung von Zeit weiter hier herum zu sitzen und auf ein Wunder zu warten das jemanden dazu bringt mit einem guten Fall hinein zu spazieren und mich meine Arbeit machen zu lassen.

Ich fahre den Laptop herunter und klappe ihn zu bevor ich mir meine Autoschlüssel schnappe, die in der Schüssel auf dem Tisch liegen und das Jacket vom Haken nehme. Einen genauen Plan was ich jetzt tun oder wohin ich gehen will habe ich nicht, das ist eine eher spontane Entscheidung. Ich mache es einfach sowie ich es häufig mache, steige in das Auto und fahre durch die Gegend bis ich einen Ort finde wo ich mich hinsetzen und über mein trauriges Leben nachdenken kann.

Bevor ich abschließe, kontrolliere ich noch mal, ob ich alle Stecker aus der Steckdose gezogen habe um nicht mehr Stromkosten bezahlen zu müssen als ohnehin schon. Wenn man knapp bei Kasse ist achtet man genauer auf solche Kleinigkeiten, weil jeder Cent wichtig für einen ist.

Ich laufe die Treppen hinunter und ziehe mir auf dem Weg das Jacket über. Gerade als ich den Innenhof fast überquert und den Parkplatz erreicht habe, drehe ich mich kurz um um sicher zu gehen das ich die Tür auch wirklich zu gemacht habe und bleibe stehen. Die Tür habe ich tatsächlich verschlossen, auch wenn es mich bei meiner Schussligkeit nicht gewundert hätte wenn sie noch ganz weit offen wäre, aber sie ist auch nicht der Grund weswegen ich stehen bleibe.

Es ist das erste mal, dass ich sie seit ihrer Eröffnung gestern sehe und obwohl sie sehr dunkel gestaltet ist, wirkt sie auf mich denoch sehr einladend. Eine Weile bleibe ich einfach nur stehen, die Autoschlüssel bereits in der Hand um irgendwohin zu fahren, Hauptsache weg von hier, aber ich entscheide mich anders.

Alkohol ist zwar keine Lösung gegen meine Probleme, aber vielleicht ist es die Gesellschaft von anderen Menschen, die mich wenigstens ein kleines bisschen aufheitert und der Alkohol der mir den Mut gibt diese überhaupt erst anzusprechen.

Ich checke noch einmal kurz ob ich mein Geld und mein Handy für den unwahrscheinlichen Fall, dass doch noch jemand vorbei kommt und mich anruft, dabei habe bevor ich die überraschend schwere Tür nach innen hin öffne und bereits von der willkommenen Wärme und der einladenden Musik begrüßt werde.

Es ist bereits so lange her, dass ich in einer Bar oder einer Kneipe war, dass ich mich nicht einmal an das Gefühl erinnern kann. Menschen haben unterschiedliche Meinungen von Orten wie diesen hier, ich persönlich merke jetzt erst wieder wie sehr ich sie mag. Die Stimmung ist nicht nur ausgelassen und freundlich, du fühlst dich einfach willkommen, obwohl du umgeben bis von Fremden, als wären sie bereits jetzt schon deine Freunde.

Ich suche mir den Platz auf einem Hocker direkt an der Bar aus, platziere meine Tasche und mein Jacket direkt auf dem daneben und muss auch gar nicht lange warten bis jemand kommt um meine Bestellung aufzunehmen. Sein Gesicht sehe ich zum ersten mal, aber ich erkenne ihn an seinen hellen, blonden Haaren, die ich vor einer Woche gesehen habe, als Jin und ich uns die renovierunen kurz vor der Eröffnung angesehen haben. Er ist der Besitzer dieser Bar und wahrscheinlich auch der Grund für den Ansturm an Frauen hier.

Wir sind bereits im Jahr 2017, aber trotzdem sind es überwiegend Männer die Orte wie diese besuchen, das ist mir aufgefallen, aber hier scheint es genau anders herum zu sein. Die Frauen sitzen in allen Ecken des Raumes, trinken genüsslich ihre Drinks und stoßen lautstark an. Weswegen sie hier sind ist keine Frage über die man genauer nachdenken muss und wäre ich ebenfalls eine Frau, ich würde das gleiche machen.

Man begegnet im Alltag immer Menschen, die man für attraktiv hält, aber es ist das erste mal das ich meinen Blick nicht mehr von einem Menschen lösen kann. Seine Augen treffen auf meine und ich sehe wie seine Lippen sich bewegen, aber das ist auch schon alles. Ich höre nicht was er sagt, aber ich höre den angenehmen, tiefen Ton seiner Stimme die ein kribbeln in meinem Bauch verursacht.

Als ich bemerke, dass ich gerade dabei bin vollkommen abzudriften, senke ich schnell den Blick, verschränke die Hände ineinander und murmle leise: "Einen Cuba Libre bitte."

Er nickt sofort und lässt mich verwundert darüber zurück, dass er es bei der Lautstärke dieser Musik und der geringen Lautstärke mit der ich gesprochen habe überhaupt verstanden hat und auch wenn ich am liebsten von mir behaupten würde, das mich sein Auftreten vollkommen kalt lässt, erwische ich mich selber dabei wie mein Blick ihm folgt.

Afterlife |Vkook|Where stories live. Discover now