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Taehyung Pov

Ich versuche in dem ganzen durcheinander, das hier herrscht, einen Überblick über das geschehen zu bekommen. Dutzende Schaulustige Menschen haben sich versammelt, die meisten kommen aus den Geschäften in der Umgebung geströmt, einige direkt aus meiner Bar, weil sie Neugierig über das Erscheinen der Polizei sind. 

Zwei Streifenwagen haben in der Mitte des Hofes geparkt. Zwei von den vier Beamten sind oben in einem der Büros, erst nachdem ich genauer hinsehe erkenne ich, dass es das von Jungkook ist. Verwirrt sehe ich mich in der Gegend um und suche nach seinem Braunen Haarschopf, aber es ist alles viel zu durcheinander um einen Menschen in dieser Menge zu finden.

All die Empfindungen auf einmal, die Lichter der Sirenen von den Polizeiautos, all die Stimmen und die Fragen die Links und Rechts auf mich einfließen und dann noch die Kameras, die all das fest halten, nur damit es im Sozialen Netzwerk verbreitet werden kann. 

Ich habe solche Menschen noch nie verstanden. Die Polizei erledigt hier ihren Job, wie es jeder andere von ihnen auch tut, wieso kann man sie das nicht in Ruhe machen lassen? Und vor allem, warum filmen sie etwas, von dem sie nicht einmal wissen weswegen sie es tun? Sie wissen nicht, ob hier jemand verletzt wurde, sie filmen das ganze um auf dem neusten Stand zu bleiben. Um sagen zu können: "Ich war dabei". Das ist eine Eigenschaft der Menschen, die ich mehr als nur widerlich finde. 

Das streben nach Aufmerksamkeit, das Verlangen beachtet zu werden, etwas besonderes zu sein, wie die anderen und doch irgendwie anders. Sie sind zu unentschlossen, in allen Bereichen ihres Lebens, aber das an sich ist nicht Schlimm. Das sie andere Menschen mit hineinziehen, das ist schlimm. 

Ich hebe den Arm und winke Jungkook zu als ich ihn auf einer Bank abseits des Geschehens sitzen sehe, aber er sieht mich nicht. Nur mit Mühe schaffe ich es einen Weg durch die Menge zu finden und leider funktioniert es auch nicht ohne einige von ihnen anrempeln zu müssen, wirklich schubsen tue ich allerdings keinen bis ich ein Mädchen sehe, das als einzige ihre Kamera direkt auf Jungkook gerichtet hat, der gerade mit einem Beamten redet. 

Obwohl links und rechts neben ihr genug Platz ist um einfach vorbei zu gehen, rempel ich sie mit voller Wucht an und lächle kurz zufrieden als ihr Smartphone ihr aus der Hand fliegt und auf dem Boden landet. Ein kleiner Schrei entflieht ihrer Kehle und ohne das sie überhaupt zu mir hinauf guckt um zu sehen wer es überhaupt war, der sie so unfreundlich angerempelt hat, kniet sie sich auf den Boden und hebt besorgt das kleine Gerät auf, das für sie mehr Wert sein muss als ihr Leben. 

Unbeeindruckt gehe ich einfach an ihr vorbei ohne mich zu entschuldigen und hoffe das irgendetwas gebrochen ist, damit sie nicht weiter filmen kann. Jungkook steht gerade von der Bank auf und verbeugt sich dankend vor dem Beamten, der ihm aufmunternd ein Lächeln schenkt bevor er zu seinem Partner geht. 

Er hat mich noch nicht gesehen, nicht einmal mein Winken vorhin muss ihm aufgefallen sein, was sicher kein Wunder darstellt, wenn man den Andrang und die ganzen Schaulustigen hier bedenkt. Ich setze mich direkt neben ihn auf die Bank als auch er es tut nachdem die Polizei mit ihren Autos verschwindet und lege ihm tröstend eine Hand auf den Rücken. 

Überrascht und leicht erschrocken schaut er mit großen Augen zu mir hinauf. Neben ihm auf dem Boden steht eine auf den ersten Blick unbeschriftete kleine, schwarz glänzende Tüte. Auf der anderen Seite erkenne ich bei genauerem hinsehen allerdings eine Aufschrift in Gold, aber ich kann nicht wirklich sehen um was für einen Laden es sich handelt, den er da besucht hat und ich bezweifle auch, dass das ganze hier irgendetwas mit seinen Einkäufen zu tun hat. 

"Möchtest du darüber reden?", frage ich und versuche ihm in die Augen zu sehen, aber er hat den Blick gesenkt, sodass seine Haare ihm ins Gesicht fallen und ich nichts anderes als die zitternden Lippen erkennen kann. 

Was auch immer hier passiert ist, er scheint beunruhigt zu sein, ich würde sogar behaupten er hat Angst vor irgendetwas. Die Hände, mit denen er herum spielt, das Bein, das er hin und her wippt und seine beschleunigte Atmung. 

"Bei mir wurde eingebrochen", sagt er und legt seine Hände nun flach auf seinen Schoß. "Ich war mit meinem Bruder in der Stadt und als ich zurück kam, war die Tür nicht abgeschlossen und meine ganze Kanzlei verwüstet, aber nichts wurde mitgenommen."

Ich sehe ihn fassungslos an und versuche an irgendetwas zu erkennen, ob da vielleicht mehr hinter steckt, mehr als er gerade sagt oder vielleicht sogar weiß, aber ich erkenne nichts. Jemand ist bei ihm eingebrochen und er weiß nicht warum, was wahrscheinlich das schlimmste an der ganzen Sache sein muss. 

Der Grund für seine Angst ist nicht etwa der Einbruch selber, sondern die Ungewissheit über das, was der Einbrecher sich durch diesen Einbruch erhofft hat. Viel zu holen gibt es bei Jungkook nicht, aber er hätte wenigstens den Laptop mitnehmen können, das ist wahrscheinlich das wertvollste. Aber er hat ihn da gelassen, warum? 

Diese Frage muss er sich stellen, zusammen mit der, ob er wieder kommen wird. 

"Es tut mir leid, Jungkook. Kann ich irgendetwas für dich tun?" Ich habe die Frage gerade erst gestellt, da schüttelt er auch bereits seinen Kopf verneinend und wischt sich die Tränen mit dem Handrücken weg, die ihn selber überraschen. Er sieht zu mir hinauf, die Augen feucht von den ganzen Tränen, die er so mühevoll versucht zurückzuhalten. 

"Du hast bereits mehr für mich getan als du vielleicht selber glaubst, Tae. Ich bin dir unglaublich dankbar, aber ich glaube, bei dieser einen Sache kannst du mir nicht helfen. Das ist etwas, womit ich selber fertig werden muss."

Etwas womit er selber fertig werden muss? In 127 Jahren trifft man so einige Menschen, Menschen denen man etwas abgewinnen kann, was sie selber wohl als Sympathie beschreiben würden und Menschen, bei denen man sich nicht schlecht fühlt wenn man sie ins Nichts schickt, aber bei ihm ist irgendetwas anderes. 

Ich möchte ihn nicht alleine lassen, möchte nicht das er unwissend auf den Tod wartet, der ihn bald ereilen wird nur damit ich über ihn richte, ich möchte ihm helfen. Das hier ist keine Sympathie, das ist mehr und eigentlich sollte ich mich von ihm fern halten, ich sollte auf Abstand gehen und daran denken, dass er nur eine Aufgabe ist, die ich zu erledigen habe, aber kann nicht. 

Ich lege eine Hand in seinen Nacken, die andere lege ich um seine Taille als ich ihn an mich drücke und den Kopf schüttle. "Das ist nichts womit du alleine fertig werden musst, du hast mich." 

Seine wärme strömt auf mich über, wärme die ich zum ersten Mal in meinem Leben verspüre, weile es das erste Mal ist das ich einer anderen Person so nah bin. Fühlt es sich so an Menschen zu umarmen? Fühlt man sich in den Armen von jedem von ihnen so oder ist das nur, weil es Jungkooks Arme sind in denen ich mich befinde?

Ein angenehmer Schauer durchfährt meinen Körper als auch er nach einer ganzen Weile seine Arme hebt und sie um mich schlingt. Er sagt nichts, lässt meine Aussage unkommentiert, aber er braucht auch gar nichts zu sagen. Diese kleine Geste, diese Erwiderung der Umarmung sagt genug und gerade als ich die Augen schließen möchte um dieses wunderbare Gefühl in mich aufzunehmen, sehe ich etwas, was diesen kleinen, aber wunderbaren Moment zerstört. 

Auf der Lehne der Bank direkt hinter ihm ist es, ein Schmetterling. Wesen, die von vielen Menschen für ihre Schönheit bestaunt werden, aber dieser Schmetterling bedeutet trotz seiner Fremden Schönheit nichts gutes. Ein Schwarzer Schmetterling steht für eine bestimmte Göttin, sie sind die Wesen, durch deren Augen sie sieht, sie erlauben ihr einen Blick auf die Menschenwelt und das er gerade in diesem Moment hier ist, ist kein Zufall. Der Einbruch war in keinster Weise logisch, weil er das nicht sein sollte. Er sollte Jungkook lediglich Angst machen, mit dem Ziel sein wahres Ich hervor zu locken. Es gibt nur eine, die diese hässlichen Viecher entsandt haben könnte und ich verwette meine ganze Existenz darauf, dass sie ihre Finger beim Einbruch im Spiel hat.

Afterlife |Vkook|Where stories live. Discover now