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Jungkook Pov

Ich winke Jin zum Abschied noch einmal zu und kassiere als Antwort nur einen Mittelfinger. Gut, dass er genervt ist kann ich ihm nicht verdenken, es hat Stunden gedauert bis ich das passende Geschenk für Taehyung gefunden habe und als hätte das nicht bereits genug an seinen Nerven gezerrt ist mir auch noch ein Becher Kakao in seinem Auto ausgekippt.

Am liebsten hätte er mich wahrscheinlich mit dem Gesicht auf den Sitz gepresst und mich gezwungen die Sauerei sauber zu lecken, aber ich denke er ist irgendwie zu dem Entschluss gekommen mich gehen zu lassen, vielleicht um mein Gesicht nicht länger ertragen zu müssen.

Ich krame meinen Schlüsselbund aus meiner Jackentasche und stelle die Tüte mit dem Geschenk kurz auf dem Boden ab um nach dem passenden Schlüssel für die Tür zu suchen als er mit dem Auto davon düst. Viele sind es ohnehin nicht, eigentlich sind es insgesamt auch nur drei Schlüssel. Einer für die Tür zu meiner Kanzlei hier, einer für mein Auto und der dritte ist für ein Fahrradschloss, das ich bereits vor Jahren verloren habe, aber bei dem ich immer noch die Hoffnung hege es zu finden. 

Bei dem schwachen Licht dauert es eine Weile bis ich das Schlüsselloch finde in das ich den Schlüssel stecken kann und als ich ihn dann mit der Erleichterung der kälte hier draußen endlich entkommen zu können umdrehen möchte, schwingt die Tür bereits von alleine auf, bevor ich irgendetwas getan habe. 

Es hat lediglich ein wenig Druck nach innen benötigt, nur einen kleinen Schubs um sie zu öffnen. Verwirrt ziehe ich den Schlüssel wieder aus dem Schloss heraus und bleibe vor der Tür stehen ohne hinein zu treten. Das Licht hier draußen ist zu schwach um irgendetwas im inneren erkennen zu können, aber irgendetwas sagt mir, dass mich nichts gutes erwartet.

Eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass ich die Tür abgeschlossen habe, bevor ich gegangen bin. In dieser Kanzlei befinden sich meine ganzen Wertsachen, sie sind die letzten Dinge, die ich überhaupt noch besitze, ohne sie wäre ich vollkommen am Arsch. Deswegen bin ich unglaublich vorsichtig und achte penibel darauf immer hinter mir abzuschließen. Es kann nicht sein, dass ich es vergessen habe. Es ist praktisch unmöglich. 

Ich hebe die Tüte wieder vom Boden auf und trete vorsichtig nach vorne. So leise wie ich kann betätige ich den Lichtschalter an der Wand rechts von mir und warte kurz bis sich meine Augen an das Licht gewöhnt haben bevor ich mich genauer im Raum umsehe, obwohl das nicht nötig ist um zu sehen was hier vorgefallen sein muss. 

Nichts befindet sich mehr an seinem Platz, die Ordnung, die bei meinem verschwinden hier noch geherrscht hat, wurde ersetzt durch ein bodenloses Chaos. Überall auf dem Boden sind meine Visitenkarten verteilt, die vorher auf meinem Schreibtisch lagen. All die Unterlagen über meine Klienten, Zettel, Dokumente, sie sind alle vollkommen Wild im Raum verteilt worden. Das Sofa wurde verrückt, der Kleiderständer mit meinen Jacken umgeworfen, der Inhalt meines Schrankes ist wild durch den Raum geworfen worden und mein Laptop besteht jetzt aus zwei einzelnen Teilen. 

Das alles sieht nicht danach aus, als wäre jemand auf der Suche nach etwas gewesen, sondern als wäre jemand mit dem Ziel hierher gekommen Chaos anzurichten und mir Angst einzujagen. Ich wünschte ich könnte behaupten, dass das nicht funktioniert, dass ich die Ruhe selber bleibe trotz dieses Anblicks, aber das wäre gelogen. Die Wahrheit ist, dass ich Angst habe und das diese Angst sogar meine Beine dazu bringt unter mir nachzugeben. 

Ich spüre, wie mir Tränen in die Augen steigen, aber ich zwinkere sie schnell weg und krame mit zitternden Händen mein Handy aus meiner Jackentasche. Immer wieder wandert mein Blick von dem Display zu dem verwüsteten Raum, weil ich nicht imstande bin zu realisieren was hier tatsächlich geschehen ist.

Erst beim sechsten Mal schaffe ich es meine PIN richtig einzugeben und es benötigt weitere vier Versuche bis ich die Nummer der Polizei richtig getippt habe. Meine Beine spüre ich schon lange nicht mehr und meine Hände zittern so sehr, dass ich mir das Handy nicht einmal dann richtig an das Ohr halten kann, als die Stimme eines Beamten in mein Ohr dringt. 

"H-Hallo, mein Name ist Jeon Jungkook", melde ich mich und zwinkere die Tränen weg, die sich erneut bilden. Ich weiß nicht was ich sagen soll, ich weiß nicht wie ich das hier beschreiben soll und vor allem weiß ich nicht richtig wie ich reagieren soll. Die angenehme Stimme des Beamten redet auf mich ein, sagt mir, dass ich mich beruhigen und ihm sagen soll was geschehen ist, aber erst nach einer gefühlten halben Ewigkeit gewinne ich meine Stimme wieder um ihm seine Frage zu beantworten. 

"Bei mir wurde eingebrochen."

Afterlife |Vkook|Onde as histórias ganham vida. Descobre agora