2. Zwei

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Grayson

"Kannst du eigentlich auch sprechen oder mich nur anstarren?", ahmte ich die Prinzessin nach und musst mir eindeutig ein Grinsen verkneifen. Immerhin glotzte sie mich gerade eine gefühlte, ganze Minute nur an, nachdem ich ihr die frohe Botschaft verkündete.

Eigentlich sollte man mit jemanden aus der Königsfamilie nicht in diesem Tonfall sprechen, aber ihr Gesicht war einfach nur göttlich.

Ich hatte nicht viel Zeit mich vor meiner Mission über Kaia und ihren Bruder zu informieren.
Ehrlichgesagt hatte ich auch keine Lust dazu.
Wen interessierte denn schon die norwegische Königsfamilie? Auf jeden Fall hatte ich Ronan genau richtig eingeschätzt. Ein kleiner, verhätschelter König, der nur seine Angestellten herumkommandieren konnte und sein Land zu Grunde gehen ließ. Nicht einmal in der Zeit, als ich noch bei meinen Eltern lebte, wurden mir so viele Anweisungen gegeben wie in den letzten paar Stunden.

Die Prinzessin sah ich jedoch zum ersten Mal. Die vielen Sommersprossen, über ihr ganzes Gesicht verteilt, waren wohl das einzige was ihr noch etwas Farbe verlieh. Ihre roten Lippen gaben einen perfekten Kontrast zur blassen Haut. Keineswegs zweifelte ich daran, dass eine Prinzessin unattraktiv sei, trotzdem überraschte mich ihr sanftes und reines Auftreten.

Was mich noch mehr überraschte war die plötzliche Röte, die ihr ins Gesicht stieg. Sie hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit einem kleinen Kind, dessen Sandburg man gerade zerstörte. Und dann wirbelte sie auch schon herum und rannte zur Tür.

Die Bemerkung war wohl nicht die klügste, die du machen konntest, Grayson.

"Ronan, du blöder Mistkerl!", schrie sie wie aus dem nichts und riss die Tür schwungvoll auf. Da niemand von dem Personal in ihrer Nähe reagierte, konnte man wohl davon ausgehen, dass es unter ihnen öfter zu Streitigkeiten kam.

Mit großen Schritten folgte ich ihrem schlanken Körper.
Obwohl sie sich ziemlich schnell bewegte, war es für mich kein Problem die Prinzessin einzuholen, jedoch blieb ich trotzdem immer einen Schritt hinter ihr.
Es war für mich immer noch viel zu komisch in so einem großen Gebäude zu sein. Wir liefen durch das halbe Schloss und ich kam mir jetzt schon vor wie ein Schosshündchen. Es gab unendlich viele Zimmer - die Hälfte davon nichtmal bewohnt - und ich fragte mich, wie ich mich jemals zurecht finden sollte.

Mit einem kräftigen Stoß öffnete Kaia, die mit Edelmetall verzierte Flügeltür. Dahinter saß Ronan an seinem Schreibtisch und blickte gereizt auf. "Stimmt etwas nicht?", fragte er und hob eine Augenbraue.

Ich glaubte sie hatte den gleichen Drang ihn umzubringen, wie ich. Sie wollte sich schon fast über ihn stürzen, doch seine Bodyguards hielten sie auf.

"Wie kannst du es wagen einfach einen Typen zu besorgen, der mir rund um die Uhr hinterherläuft. Ich bin kein kleines Kindergartenkind!", zischte sie ihn an und löste sich von den Anzugträgern.

"Ich bin der König, Schwesterherz. Ich bestimme über alles. Ausserdem ist er der beste in seinem Gebiet.", erläuterte er ruhig. Ganz unrecht hatte er ja nicht, doch die Prinzessin war da definitiv anderer Meinung und war keineswegs mit der Erklärung ihres älteren Bruders zufrieden.

"Er ist unverschämt und hat keinerlei Erfahrung!"
Sie drohte fast zu explodieren und irgendwie fand ich es ganz amüsant die Szenerie zu beobachten, obwohl sie mich gerade beleidigte.
"Ich bin die Prinzessin und bin alt genug um zu bestimmen, ob ich einen Bodyguard brauche!"
Durch ihre aufbrausende Art wurde sie erneut von den Männern ihres Bruders zurückgehalten. Mithilfe eines kurzen Nickens bestätigte ich ihnen, dass sie von ihr ablassen konnten.
Irgendwie musste ich ihr Vertrauen gewinnen. Und das tat ich am Besten, wenn ich ihr versicherte, dass ich auf ihrer Seite stand.

"Du solltest dich jetzt eher auf den Weg zu deinem Date machen.", ignorierte der König ihre Aussage gekonnt und warf einen Blick auf seine Uhr. Ich ich sah für einen Moment zu Kaia, die ihre Lippen zusammenpresste, um nichts falsches mehr zu sagen.

"Du bleibst aber hier, verstanden?", murmelte sie verärgert, als die Türen hinter uns geschlossen wurden.
"Auf Anweisung Ihres Bruders muss ich bei Ihnen bleiben, Eure Hoheit. Wenn es zum rumknutschen kommt, werd ich schon wegsehen", sagte ich so ernst wie ich konnte und musste mir wieder ein Grinsen verkneifen. Als Antwort erhielt ich nicht zum ersten Mal nur einen Blick der mich hätte töten können.

In der Empfangshalle wartete auch schon der Anwärter der Prinzessin und anscheinend fand sie diese Vorstellung nichtmal so abwägig. Mit einem strahlenden Lächeln ging sie auf den Prinzen zu, dessen Gesicht mir aus irgendeinem Grund bekannt war.

"Sehr erfreut Sie kennenzulernen, Prinzessin Kaia. Sie können mich Matthew nennen."

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written by artisticwinchestxr

Kapitel 2 ist hier und ich hoffe es gefällt euch <3
Das nächste Kapitel folgt bald ^^

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