11. Elf

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Kaia

Meine ganze Haut wurde mit einer so kräftigen Gänsehaut überzogen, dass es schon fast schmerzte.
Ich wagte fast zu glauben, das alles hier wäre ein Traum.
Meine Gedanken waren nicht klar genug um Reales von Einbildung zu unterscheiden, weswegen ich mir nicht einmal sicher war, ob Grayson überhaupt derjenige war, der mich aus dem Hotel getragen hatte.
Wenn ich an die vergangenen Stunden zurückdachte, schwebten nur unscharfe Bilder in meinem Kopf herum.
Bilder von mir, Matthew, einem dunklen Club, dem hellen Licht des Zimmers und dem Anblick eines konzentrierten Prinzen der gerade dabei war ein komplette Filmkamera aufzustellen.

Was zu Hölle war da nur geschehen?

Mein Kopf pulsierte schmerzhaft als ich versuchte mich selbstständig zu bewegen, und ich war der Meinung diese Schmerzen kamen von der ganzen Aufregung.
Doch wahrscheinlich lag es einfach nur an den Unmengen an Alkohol die ich zu mir gekommen hatte.
Ich war noch nie eine großartige Trinkerin gewesen, weswegen es mir wohl auch so leicht fiel, schon nach wenigen Gläsern beschwipst zu werden.

Die Stellen meiner Haut, die noch frei lagen, kamen mit einer kühlen, glatten Oberfläche in Berührung, direkt gefolgt von einem dumpfen Knall.
Ich versuchte meine ganze Konzentration zusammen zu nehmen.
Irgendwie zu entziffern wo ich mich befand.

Doch als jemand ein kleines Licht anknipste und ich für einen kurzen Moment erschrak, da sich neben mir eine bekannte Silhouette aufräumte, konnte ich mir vollkommen sicher sein, dass es Grayson war, der mich aus diesem Durcheinander gebracht hatte.

"Grayson", hauchte ich kaum hörbar und versuchte nach irgendwas in seiner Richtung zu greifen. Ich musste mir vollkommen im klaren sein, dass er wirklich hier war. Bei mir.

Vorsichtig ergriff er meine Hand und platzierte sie zurück auf meinen Schoß.
"Es ist alles okay, Prinzessin. Ich Sorge dafür, dass dir nichts geschieht."
Die Fürsorge in seiner Stimme brachte mich dazu seine Finger festzuhalten, als er sich von mir lösen wollte, und seine Hand bei mir zu behalten.
Leise seufzend akzeptierte er diese Entscheidung und als ich erschöpft meine Augen schloss um meine Stirn gegen das Fenster zu lehnen, nahm ich nur noch das Starten des Motors und seinen Daumen wie er sanft über meinen Handrücken strich, war.

Schritte durchwanderte den Raum und verschlossen langsam eine Tür, als ich meine Lider wieder öffnete und mir zögernd übers Gesicht strich. Ich sah Grayson dabei zu, wie er sich sein Arbeitssakko von den Schultern streifte, wobei nicht nur die Halterung seiner Waffe zum Vorschein kam, sondern auch einige Tattoos durch den dünnen, weißen Stoff des Hemdes hindurch leuchteten. Fasziniert begutachtete ich seinen Rücken und versuchte die Motive der Tattoos zu erkennen. Jedoch waren meine Augen noch viel zu ermüdet dafür, um überhaupt ein Abbild von einem Schriftzug unterscheiden zu können.

Trotzdem fiel mir auf, dass die Tür des Zimmers nicht nur geschlossen war, sondern auch mithilfe eines Schlüssels versperrt, wodurch mir die Erinnerungen vereinzelter Stimmen in den Kopf schossen.

"War jemand an der Tür?", fragte ich und klang dabei viel zu heiser. Meine Hand wanderte zu meiner Kehle und bei jedem Schluck konnte ich die Trockenheit spüren, die sich in meinem Hals gebildet hatte.
Graysons Gesicht schnellte zu mir. Unachtsam warf er sein Kleidungsstück auf einen Stuhl und ging besorgt auf mich zu. Seine Hand holte ein Glas, gefüllt mit klarem Wasser, von der Kommode und reichte es mir.
"Trink etwas. Das ist wichtig, nachdem du so viel Alkohol zu dir genommen hast."

Nickend richtete ich mich ein wenig auf und ignorierte dabei das belanglose Schwindelgefühl, das mich überkam. Das musste dann wohl an dem Restalkohol liegen, der noch spürbar durch mein Blut floss. Ich konnte nicht länger als eine Stunde geschlafen haben, sonst wäre ich schon längst wieder nüchtern.

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